Zum Wissenschaftsjahr 2018
Ist die CO2-Speicherung im Meeresboden eine sichere Methode?

Ist die CO2-Speicherung im Meeresboden eine sichere Methode?

Ein Beitrag von Prof. Dr. Klaus Wallmann, GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Ist die CO2-Speicherung im Meeresboden eine sichere Methode?

Von Prof. Dr. Klaus Wallmann, GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel Auf der UN-Klimakonferenz in Paris hat sich die Weltgemeinschaft darauf verständigt, den Anstieg der globalen Oberflächentemperatur auf weniger als zwei Grad Celsius zu begrenzen. Um dieses Ziel zu erreichen, dürfen bis zum Jahr 2050 nur noch maximal 1.000 Gigatonnen CO2 emittiert werden. Das bedeutet, dass der überwiegende Teil der bekannten Kohle- und Erdölvorkommen nicht ausgebeutet werden darf, denn bei der Verbrennung dieser fossilen Energieträger würde zu viel CO2 freigesetzt. Wenn unter diesen Vorgaben dennoch Kohle zur Stromgewinnung genutzt werden soll, dann müsste das CO2 im Kraftwerk abgetrennt werden, bevor es die Atmosphäre erreicht. Das abgeschiedene CO2 kann anschließend an Land oder im Meer in geeigneten Formationen verpresst und gespeichert werden. Dabei müsste sichergestellt sein, dass das CO2 auch tatsächlich im Untergrund bleibt und nicht in die Atmosphäre entweicht.

Prof. Dr. Ing. Klaus Wallmann lehrt Marine Geochemie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und leitet die Abteilung für Marine Geosysteme am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Er untersucht den Stoffaustausch zwischen Ozean und Meeresboden.

Schon seit vielen Jahren wird CO2 in großem Maßstab im Boden der Norwegischen Nordsee und der Barentssee verpresst. Dort wird Erdgas gefördert, das CO2 enthält. Weil es in Norwegen eine hohe Steuer auf CO2 -Emissionen gibt, wird das bei der Erdgasreinigung abgetrennte CO2 in den Meeresboden gepumpt und dort in ein bis drei Kilometer Tiefe in Sandsteinformationen gespeichert.

Das von der EU geförderte ECO2-Projekt hat sich die Aufgabe gestellt, die Sicherheit dieser Offshore-Speicher zu untersuchen. Auf zwölf Expeditionen zu den Speichern in der Nord- und Barentssee konnte gezeigt werden, dass dort bis heute kein CO2 ausgetreten ist. Allerdings wurde eine Vielzahl an Schwachstellen in den Deckschichten gefunden (z. B. alte Bohrlöcher, Risse im Meeresboden, natürliche Erdgasquellen). An diesen Schwachstellen könnte in Zukunft CO2 entweichen. Die im Projekt erhobenen Daten und entwickelten Modelle zeigen, dass die Emissionen am Meeresboden sich pro Jahr auf etwa ein bis 100 Tonnen belaufen könnten. Das freigesetzte CO2 würde sich rasch im Bodenwasser des untersten Meeresstockwerks auflösen und zu einer Absenkung des pH-Werts führen. Das Meerwasser würde saurer und auf einer Fläche von etwa zehn bis 1000 Quadratmeter um die Ausstrittsstelle würde die Lebewelt am Meeresboden geschädigt. Da pro Jahr ca. eine Million Tonnen CO2 in die Speicher gepumpt werden, kann davon ausgegangen werden, dass auch in 100 Jahren noch mindestens 99 Prozent des CO2 im Untergrund verbleibt. Insgesamt zeigen die Untersuchungen, dass die CO2-Speicherung im Meeresboden zwar keine hundertprozentige Sicherheit bietet, dass aber die zu erwartenden CO2-Austritte und Schäden relativ gering sind. Kraftwerke können also in Zukunft mit CO2-Abscheidung betrieben werden.

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