Zum Wissenschaftsjahr 2018
Expedition in die Arktis

Expedition in die Arktis

Radiohörer tauchen per Satelliten-Telefon ins Polarmeer

Wissenschaftsteam entdeckt faszinierende Artenvielfalt und erschreckende Anzeichen des Klimawandels

Kaum ein Schiff gelangt hierhin: Bei 87 Grad Nord, also fast am Nordpol, legt der Forschungs-Eisbrecher „Polarstern“ an. Expeditionsleiterin Antje Boetius berichtet im rbb-Radiosender „radioeins“ von der Erkundung des Unterseeberges Karasik und den erstaunlichen Entdeckungen in 5.000 Metern Tiefe.

Meeresbiologin Antje Boetius hat schon an 40 Expeditionen teilgenommen. Überdrüssig ist sie dieser Forschungsreisen nicht. Enthusiastisch erzählt sie in ihren Telefonaten mit „radioeins“ von der aktuellsten Erkundungsfahrt in das Polarmeer: „Es hat Spaß gemacht, richtig Entdecker zu sein und einen Teil der Erde bebildern zu können, den vorher eben noch niemand gesehen hat.“

Das Forschungsschiff „Polarstern“ war vom 9. September bis zum 23. Oktober 2016 unterwegs. Einen Monat lang erkundete die Mannschaft im Polarmeer den wohl größten, nicht kartierten Seeberg Karasik. Nicht nur die Geographie des Seeberges, sondern auch die Lebewesen unter dem Eis interessiert die Besatzung. In den vermeintlich unwirtlichen Tiefen von bis zu 5.000 Metern hat das Team um Boetius eine erstaunliche Entdeckung gemacht: „In der sonst so leeren, hungrigen Arktis haben wir auf einmal das blühende Leben gefunden“, berichtet Antje Boetius. Hier tummeln sich Würmer, Schwämme, Seesterne, Krebse und noch unbekannte Arten, für die sich besonders die anwesende russische Expertin für arktische Tiefseefauna begeisterte.

Zum Frühstück gebe es dennoch keine Aufbackbrötchen mit Krill, sondern nur einen doppelten Espresso und die Aussicht auf das Meer. Mit fröhlicher Stimme erzählt Antje Boetius in den Gesprächen mit radioeins vom Kartographieren, dem Einsammeln der Proben und den detaillierten Fotos der bunten, tausend Jahre alten Schwämmen.

Obwohl die Expedition sie in die unberührte Natur geführt hat, sind die menschlichen Einwirkungen unübersehbar: „Die Eisdecke ist so dünn wie noch nie seit Beginn der Messungen.“ Der Klimawandel ist offenkundig. „Das beunruhigt uns sehr, denn der Trend setzt sich fort.“ Sie hofft mit ihrer Forschung das Bewusstsein für Umweltveränderungen zu schärfen und so an nachhaltigen gesellschaftspolitischen Entscheidungen mitzuwirken.

01.11.2016

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