Zum Wissenschaftsjahr 2018
Pinguine zählen per Drohne

Pinguine zählen per Drohne

Drohnen sollen künftig Kolonien von Vögeln und Liegeplätze von Robben erfassen

Thüringer Ökologen erproben neues Verfahren in der Antarktis

Drohnen statt GPS: Mit Hilfe der kleinen Fluggeräte wollen Forscherinnen und Forscher künftig Kolonien von Vögeln und Liegeplätze von Robben in einem Teil der Antarktis erfassen.

Zuvor muss jedoch geklärt werden, wie nah ein solches Gerät zum Beispiel Pinguin-Kolonien kommen kann, ohne bei den Tieren eine Panik auszulösen. „Beispielsweise legen wir dafür ein mit einem Mikrofon ausgestattetes künstliches Ei in ein Nest, um den Herzschlag der Elterntiere aufzunehmen, wenn sich die Drohne nähert. So erfahren wir, ab wann die Pinguine eine Gefahr wahrnehmen, schließlich kann das Fluggerät schnell mit einem Raubvogel verwechselt werden“, berichtet Marie-Charlott Rümmler, Studentin der Ökologie an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena. Sie widmet diesem Thema ihre Masterarbeit.

Gemeinsam mit anderen Ökologinnen und Ökologen aus Jena wird Rümmler in die Antarktis reisen, genauer: in die Umgebung der Bellingshausen-Station auf King George Island. Dort erforschen die Wissenschaftler verschiedene Aspekte des Klimawandels. Sie erfassen, zählen und kartieren Vogelnester beziehungsweise -kolonien und Robben-Liegeplätze. Daneben beschäftigen sich die Ökologen mit zwei in der Antarktis lebenden Arten von Raubmöwen, den Skuas. Braune Skuas fressen vor allem Pinguine und ihre Eier; Südpolarskuas ernähren sich überwiegend von Fisch und Krill aus dem Meer. Unter den Klimaveränderungen leiden der bisherigen Forschung zufolge vor allem Letztere: Sie finden im Meer weniger Nahrung.

Bei den Pinguinen profitieren die Eselspinguine, die sich den veränderten Klimabedingungen anpassen konnten und sich weiter verbreitet haben. Die Zahl der Brutpaare bei den Adeliepinguinen dagegen verringerte sich in den vergangenen 30 Jahren von 1500 auf 300, wie der Jenaer Biologe Hans-Peter Ulrich berichtet. Er forscht seit 1983 in der Region und tritt nun zum 28. Mal die Reise zur Antarktis an. „Die höheren Temperaturen sind deutlich zu spüren“, sagt er: „Der Gletscher ist in den vergangenen drei Jahrzehnten zurückgegangen, der Einfluss des Menschen hat zugenommen.“

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