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Insel ohne Plastik: Modellprojekt auf Föhr gestartet

Insel ohne Plastik: Modellprojekt auf Föhr gestartet

Umweltschützer arbeiten an der Vision einer plastikfreien Nordsee-Insel

Weniger Plastik im Alltag: Föhr macht vor, wie es geht

Sie wollen ein Zeichen setzen gegen die Vermüllung der Meere und die Verschmutzung der Küsten. Auf Initiative des Bundes für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) haben mehrere Partner auf der Nordsee-Insel Föhr und der Hallig Hooge das Projekt „Plastikfrei wird Trend“ ins Leben gerufen. Projektmanagerin Angela Ottmann berichtet im Interview über die ersten Erfolge.

Was möchten Sie mit dem Projekt „Plastikfrei wird Trend“ erreichen?

Wir machen uns stark gegen die alltägliche Plastikflut und setzen uns dafür ein, dass sich möglichst viele plastikfreie Alternativen im Alltag etablieren können. Die Menschen sollen Lebensmittel wie Reis, Nudeln und Nüsse unverpackt in eigenen Behältern kaufen können, die vorher gewogen werden. Getränke sollten in Glasflaschen abgefüllt werden. Und Besen dürfen gerne aus Holz statt aus Plastik sein.

Wo macht sich die Aktion auf Föhr und auf der Hallig Hooge bereits bemerkbar?

Es gibt viele Aktionen, die zeigen, dass die Menschen sensibel mit dem Thema Plastikmüll umgehen. Zum Beispiel hat ein Einzelhändler Plastiktüten aus dem Laden verbannt. Er bietet für 50 Cent Pfandtaschen aus Stoff an, die man später zurückgeben kann. An einem Gemüsestand wird jeden Freitag regionales und saisonales Föhrer Bio-Gemüse angeboten – für den verpackungsfreien Einkauf. Und mit Spendengeldern haben wir acht Strandmüllboxen angeschafft, in denen die Menschen Müll entsorgen können, den sie am Strand gesammelt haben.

Wie ist das Echo von Anwohnern und Urlaubern auf die Aktion?

Wir sind eingebettet in den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Die Menschen, die hier leben und die grüne Insel wegen der Natur besuchen, freuen sich natürlich, wenn hier das Nachhaltigkeitsleben und -denken stattfindet. Ein Beispiel: Eine Urlauberin hat mich im Sommer angesprochen. Sie habe sich so gefreut, auf eine plastikfreie Insel zu kommen, und dann aber feststellen müssen, dass es doch noch überall Plastikflaschen gibt. Wir möchten das ändern.

Inwiefern können die Menschen auf der kleinen Insel Föhr dem Rest der Welt einen bewussteren Umgang mit Kunststoffen vorleben?

Auf Föhr haben wir den Vorteil, dass wir eine kleine Gemeinschaft sind. Dadurch können wir vieles unkomplizierter lösen, teilweise auch, weil wir weniger Bürokratie beachten müssen. Die Auswirkungen der Meeresvermüllung werden noch viele Generationen betreffen – und wir möchten die einzigartige Landschaft der Küsten mit ihrer Artenvielfalt erhalten. Von Föhr soll eine Botschaft ausgehen und möglichst viele Regionen auf der ganzen Welt erreichen.

Wie stehen die Chancen, dass die Küsten auf Föhr und der Hallig Hooge eines Tages komplett frei von Plastikmüll sind?

Die Chancen stehen schlecht. Wir können zwar mit einem guten Beispiel vorangehen, aber nicht beeinflussen, dass die ganze Welt plastikfrei wird. Alle Wasserwege führen ins Meer. Und der Plastikmüll, der ins Meer schwimmt, landet an den Küsten – auch an unseren.

Wie wirkt sich die Aktion auf das Image der Insel aus?

Föhr wirbt mit Naturschönheiten und Nachhaltigkeit. Das Projekt ist unterstützend und wirkt sich positiv auf das Image aus. 2017 soll es die ersten plastikarmen Ferienwohnungen geben, die die Vermieter plastikbewusst ausstatten – zum Beispiel mit Glasflaschen und Behältern für den verpackungsfreien Einkauf.

Gibt es Überlegungen, Föhr, ähnlich wie andere Nordsee-Inseln, komplett autofrei zu machen?

Nein, das ist derzeit nicht vorstellbar. Man bemerkt lediglich, dass die Menschen immer stärker über das wachsende Verkehrsaufkommen nachdenken. Mich würde freuen, wenn eines Tages nur noch Elektroautos auf Föhr fahren würden. Das wäre ein guter erster Schritt.

19.10.2016

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