Zum Wissenschaftsjahr 2018
Die Vermessung des Polareises

Die Vermessung des Polareises

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erkunden Polargebiete aus speziellen Forschungsflugzeugen

Polarforschung im Flugzeug: Bremer Wissenschaftler vermessen Eis aus der Luft

Sie können auf Schnee- und Schotterpisten landen – bei bis zu minus 54 Grad Celsius Kälte: Polar 5 und Polar 6, die Forschungsflugzeuge des Alfred-Wegener-Instituts (AWI). Erweiterte Navigationssysteme, Enteisungssysteme und Heizmatten für Batterien und Triebwerke erlauben sogar einen Blindflug bei schwierigsten Wetterbedingungen.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten in den Polarflugzeugen, weil sie einzig von dort aus die wichtigsten Prozesse in den Polarregionen erforschen können: die Wechselwirkungen zwischen Ozeanen und der Atmosphäre sowie zwischen der Erdkruste und eis- und schneebedeckten Gebieten.

Von Bremen aus starten die beiden Flugzeuge mehrere Male im Jahr zu mehrwöchigen Expeditionen in die Arktis und die Antarktis. Der Einsatz der Flugzeuge ist in diesen Regionen unverzichtbar, da die Polarregionen in vielen eisbedeckten Gebieten nicht zugänglich sind.

Forschen in 300 Metern Flughöhe

Zur Messung der Dicke des Gletschereises von Grönland setzten Glaziologen des AWI in diesem Sommer erstmals ein neues Messgerät ein: Mit dem Ultra-Breitband-Eisradar EM-Bird können sie auf 95 Prozent der vermessenen Gletscherfläche bis hinunter ins Felsbett des Gletschers schauen. Sie fliegen dazu in einer Höhe von rund 300 Metern über das Eis. Die Antennen des Messgeräts sind unter dem Rumpf und den Flügeln des Flugzeugs montiert.

Im Anschluss an die Gletschervermessung erfassten die Wissenschaftler die Dicke des arktischen Meereises nördlich Grönlands großflächig – unter Einsatz des torpedoförmigen Meereisdickensensors EM-Bird. Das Ergebnis: Die Eisdicke in der Arktis nahm im Vergleich zu den Vorjahren deutlich ab. Im Sommer 2016 begann die Eisschmelze in weiten Teilen der Arktis rund 10 bis 20 Tage früher als im langjährigen Durchschnitt.

Die Messung der Eisdicke liefert mit die wertvollsten Daten in der Polarforschung. Denn Wissenschaftler halten das Meereis für eine Art Klimaanlage der Erde: Verringert sich das Eis, speichern der Ozean und die Atmosphäre mehr Wärme. 

31.10.2016

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