Zum Wissenschaftsjahr 2018
Das ewige „Duell“: Islandtief gegen Azorenhoch

Das ewige „Duell“: Islandtief gegen Azorenhoch

Steuern Vorgänge im Nordatlantik das Wetter in Europa?

Der Nordatlantik steuert zyklische Klimaschwankungen

Der Wetter in Europa braut sich über dem Nordatlantik zusammen.

Wer die Wetterkarte verfolgt, kennt das Islandtief und das Azorenhoch und deren unstetes Verhältnis. Die Druckunterschiede entscheiden über das Wetter in vielen Teilen der Nordhalbkugel. In unseren Breiten erscheint uns das Klima oft als unberechenbar. Es schwankt stark über Zeiträume von wenigen Monaten bis zu mehreren Jahrzehnten. Eine Modellstudie von Klimaforschern des GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel weist jetzt darauf hin, dass ein in den Beobachtungen identifizierter achtjähriger Schwankungszyklus seine Ursache im Inneren des Ozeans haben könnte. Die Erkenntnis kann helfen, mehrjährige Klimaschwankungen rund um den Nordatlantik besser vorherzusagen.

Der NAO-Index, die Abkürzung steht für Nordatlantische Oszillation, bildet die Druckgegensätze zwischen Islandtief und Azorenhoch ab. Die Zeiträume weisen sehr unterschiedliche Schwingungen auf. Die Wissenschaftler untersuchten eine dieser Schwingungen, die rund acht Jahre dauert. Das deckt sich genau mit den Schwankungen der durchschnittlichen Wintertemperaturen etwa in Hamburg. Was genau diese Schwingung auslöst, war bisher umstritten. Die aktuelle Studie zeigt jedoch, dass Vorgänge im Nordatlantik den Zyklus steuern könnten. „Schwankungen im Transport warmen Wassers durch den Golfstrom und das damit verbundene Strömungssystem sind vermutlich auch für diese Variabilität der entscheidende Faktor“, erklärt Annika Reintges vom GEOMAR. Sie ist Erstautorin der Studie, die jetzt in der internationalen Fachzeitschrift Climate Dynamics erschienen ist.

Seit über hundert Jahren zeichnen Schiffe, die den Atlantik überqueren, regelmäßig Wetterdaten auf. Diese Messungen des Luftdrucks und der  Luft- und Wassertemperaturen an der Oberfläche des Ozeans dienten der Studie als Grundlage. Dazu kommen die Aufzeichnungen per Satellit und Messbojen in der jüngsten Vergangenheit. Doch um den Ursachen dieser einen Schwankung allein mit Messungen auf die Spur zu kommen, gibt es bisher viel zu wenige Daten aus dem Inneren des Ozeans.

Dieser Datenmangel wurde durch Computermodelle kompensiert. Bei den Simulationen stellte sich nicht nur heraus, dass das Modell die achtjährigen Schwankungen sehr gut abbildete. Es zeigte sich auch, dass die Wechselwirkungen zwischen den Strömungssystemen an der Ozeanoberfläche und in den tieferen Schichten einerseits und der Atmosphäre andererseits die achtjährigen Schwankungen im NAO-Index hervorrufen. „Wie viele andere Studien zeigt unsere Arbeit aber auch, dass wir dringend mehr Langzeit-Messungen im Inneren der Ozeane benötigen. Dann könnten wir nicht nur unsere Modelle weiter verbessern. Wir könnten auf Grundlage unserer Studie auch das Klima Nordeuropas besser vorhersagen“, betont Professor Mojib Latif, der den GEOMAR-Bereich Ozeanzirkulation und Klimadynamik leitet.


Metadaten zu diesem Beitrag

Schlagworte zu diesem Beitrag:

Mehr zum Themenfeld: