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Mikrofaser-Bekleidung: Schützt den Menschen, belastet das Meer

Mikrofaser-Bekleidung: Schützt den Menschen, belastet das Meer

An passenden Lösungen wird bereits geforscht

Hochschule Niederrhein forscht an biologisch abbaubarer Sport-Kleidung

Eine Mikrofaser-Outdoorjacke schützt die Spaziergängerin und den Spaziergänger am Meer vor Wind und Regen. Auf den ersten Blick kann sie dem Meerwasser nichts anhaben.

Wird das Synthetik-Gewebe jedoch gewaschen, lösen sich winzige textile Fasern. Mit dem Abwasser gelangen diese letztlich in die Weltmeere. Zwar sind sie mit dem bloßen Auge nicht erkennbar, schädigen aber marine Lebewesen und reichern sich in der Nahrungskette an. Mikroplastik trägt zu dem stetig wachsenden Plastikmüll in den Meeren und Ozeanen bei. Das Forschungsinstitut für Textil und Bekleidung (FTB) der Hochschule Niederrhein beteiligt sich an einem Verbundprojekt, das Lösungsansätze im Bereich der Sport- und Outdoortextilien verfolgt.

An der Hochschule Niederrhein studieren im Fachbereich Textil- und Bekleidungstechnik in Mönchengladbach rund 1.800 Studentinnen und Studenten. An dem traditionellen Standort der Textilindustrie gehen Produktion und Forschung Hand in Hand. Die Professorinnen Maike Rabe und Ellen Bendt wollen in den nächsten drei Jahren Materialien für Textilien entwickeln, die die Gebrauchsfunktionen für den hochwertigen Sport- und Outdoorsektor erfüllen können und möglichst wenig Mikroplastik abgeben. Die Ergebnisse werden gemeinsam mit verschiedenen textilen Forschungspartnern, der chemischen Industrie und der Waschmaschinenindustrie erarbeitet. Darüber hinaus werden sich Experten der Abwassertechnik an der TU Dresden mit dem Abbauverhalten der Kleinstfasern durch Mikroorganismen befassen.

Vorhandene Studien wie die Empa-Untersuchung aus der Schweiz bestätigen die Relevanz des Problems. Wie genau die Fasern während des Waschvorgangs freigesetzt werden, blieb bisher jedoch ungeklärt. Das Projekt der Hochschule Niederrhein geht die Problematik grundsätzlich an. „Wir versuchen, neue Konstruktionen für Textilien zu entwickeln, bei denen Material verwendet wird, das biologisch abbaubar ist, dennoch hohe technische Funktionalität aufweist und damit erst für die Sport- und Outdoormode geeignet ist“, verdeutlichen Rabe und Bendt Ihr Ziel.

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Auf dem Campus Mönchengladbach wird dafür ein Wasch- und Filterlabor aufgebaut. Hier wird das Verhalten der an der Hochschule neu entwickelten Textilien beim Waschen beobachtet. Geben die Stoffe beim Waschvorgang Partikel ab und hinterlassen Rückstände? Wie kann man synthetische Stoffe so entwickeln, dass sie natürlich abbaubar sind? Fragen wie diese sollen erforscht werden. In Sachen Nachhaltigkeit wird es einen engen Austausch mit der Umweltstiftung WWF geben, die auch Projektpartner ist.

Die Textilindustrie gilt mitnichten als Hauptverursacher von Mikroplastik in den Weltmeeren. Ihr Beitrag ist aber auch nicht zu unterschätzen. Synthetische Fasern werden längst nicht nur in hochpreisiger Funktionskleidung oder billigen Wegwerftops eingesetzt. Waschen wir also unsere Alltagskleidung, so verteilen wir möglicherweise winzige Partikel überall auf der Welt und nicht zuletzt auch in den Meeren und Ozeanen. Unter Umständen landen diese dann auf unserem Teller. Zusammen mit einem leckeren Fischgericht, fangfrisch aus dem Meer.

21.09.2017

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