Zum Wissenschaftsjahr 2018
Vielfältiges Leben am Boden der Ostsee

Vielfältiges Leben am Boden der Ostsee

Wie kleine Tiere auf dem Meeresboden wichtige Aufgaben erfüllen

Biologen erarbeiten Überblick über die Gemeinschaften von Flohkrebs, Riesenassel und Co

Baltische Plattmuschel, Priapswurm, Ostsee-Riesenassel, Flohkrebs – sie alle leben am oder im Boden der Ostsee.

Diese Kleintiere, fachsprachlich Makrozoobenthos genannt, erfüllen auf dem Meeresboden wichtige Aufgaben: Einige durchwühlen den Boden und vergraben dabei Ablagerungen. So entziehen sie dem System Schadstoffe. Andere entnehmen dem Wasser Schwebstoffe und sorgen so für mehr Licht. 2035 Arten des Makrozoobenthos sind in der Ostsee nachgewiesen; Forscher des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung in Warnemünde (IOW) haben anhand von mehr als 7000 Stationen nun erstmals einen Überblick über die wichtigsten Gemeinschaften und ihre Verbreitung erarbeitet.

Demnach ist eine Gemeinschaft aus dem am Meeresgrund lebenden Flohkrebs Monoporeia affinis, dem im Boden lebenden Wurm Marenzelleria spp. und der Baltischen Plattmuschel Macoma balthica auf dem Ostseeboden nördlich des Bornholm-Beckens besonders verbreitet. Dieses Gebiet macht etwa 60 Prozent der Gesamtfläche aus. Dabei waren in Sauerstoffmangelgebieten wie dem tiefen Becken der zentralen Ostsee nur wenige benthische, also am Meeresboden lebende, Gemeinschaften zu finden, in der westlichen Ostsee dagegen nahm mit steigenden Salzgehalt die Vielfalt zu.

Darüber hinaus untersuchten die Forscher, was sich ergibt, wenn anstelle der Häufigkeit einzelner Arten ihr Anteil an der Gesamt-Biomasse einer Station zugrunde gelegt wird. Dabei ergab sich ein etwas anderes Bild: Statt zehn fanden sich 17 Hauptgemeinschaften. Neben der Baltischen Plattmuschel und dem am Boden lebenden Flohkrebs fielen unter anderem eine weitere Flohkrebs- sowie eine Priapswurm-Art auf und die bis zu neun Zentimeter lange Ostsee-Riesenassel (Saduria entomon).

Das Makrozoobenthos, zu dem alle am Boden von Gewässern lebenden Tiere gehören, die größer als einen Millimeter sind, ist durch Offshore-Bautätigkeiten besonders betroffen. „Mit unserer Studie bieten wir grundlegende Informationen zur Verteilung der Makrofauna in der gesamten Ostsee als Management-Werkzeug für die marine Raumplanung oder die Fischerei an“, erläutert Mayya Gogina vom IOW den Nutzen ihrer Arbeit. Für die Studie wurden Daten der Jahre 2000 bis 2013 aus allen Ostsee-Staaten ausgewertet.

in Kooperation mit dem idw - Informationsdienst Wissenschaft

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