Zum Wissenschaftsjahr 2018
Vor sechs bis zehn Millionen Jahren: Nordpol im Sommer eisfrei

Vor sechs bis zehn Millionen Jahren: Nordpol im Sommer eisfrei

Alfred-Wegener-Institut stößt auf Klimaarchiv in der Arktis.

Damals war der Nordpol im Sommer eisfrei

Wenn die Bodenbedingungen stimmen, dann entpuppt sich mancher Bohrkern geradezu als Klimaarchiv. Geologische Entwicklungen vor Millionen von Jahren blättern sich auf. Mithilfe solcher Proben schreibt gerade ein internationales Forscherteam ein Stück Klimageschichte des Arktischen Ozeans neu. Unter der Leitung des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), konnten Wissenschaftler belegen, dass die zentrale Arktis vor sechs bis zehn Millionen Jahren im Sommer vollkommen eisfrei und das Meer an seiner Oberfläche 4 bis 9 Grad Celsius warm war. Im Frühjahr, Herbst und Winter schwammen dagegen Eisschollen auf dem Ozean, berichtet das Team in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Nature Communications.

Unter der Leitung des Alfred-Wegener-Instituts, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI), konnten Wissenschaftler belegen, dass die zentrale Arktis vor sechs bis zehn Millionen Jahren im Sommer vollkommen eisfrei und das Meer an seiner Oberfläche 4 bis 9 Grad Celsius warm war. Im Frühjahr, Herbst und Winter schwammen dagegen Eisschollen auf dem Ozean, berichtet das Team in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift Nature Communications.

Eine Polarstern-Expedition führte im Sommer 2014 in das arktische Meereis. Die ideale Stelle für die Probenentnahmen fanden die Forscher am Westhang des Lomonossow-Rückens, einem großen Unterseegebirge in der zentralen Arktis. „An diesem Hang muss es in der Vergangenheit immer wieder gigantische Erdrutsche gegeben haben, wodurch die darunterliegenden sehr alten Sediment- und Gesteinsformationen auf einer Mächtigkeit von über 500 Metern freigelegt wurden“, erläutert AWI-Geologe, Expeditionsleiter und Studienerstautor Rüdiger Stein. Die Sedimentkerne waren zwar nur vier bis acht Meter lang, einer davon erwies sich aber genau als eines jener Klimaarchive, nach denen die Wissenschaftler lange gesucht hatten. „Wir konnten mit Hilfe bestimmter Mikrofossilien, sogenannter Dinoflagellaten, eindeutig feststellen, dass der untere Teil dieses Kerns aus circa sechs bis zehn Millionen Jahre alten Sedimenten besteht“, erklärt Rüdiger Stein die Bedeutung des Funds. Dies sei ein Zeitabschnitt des Miozäns, für den es bislang nur vage und sich widersprechende Informationen gegeben hätte.

Das Alfred-Wegener-Institut: Eis – Meer – Klima – Mit Polar- und Meeresforschung unsere Erde verstehen (Gebärdensprache)

Das arktische Meereis ist ein ebenso kritischer wie sensitiver Baustein im globalen Klimasystem. „Wenn unsere Klimamodelle die Meereisbedeckung früherer Zeiträume zuverlässiger reproduzieren können, werden wir auch in der Lage sein, genauere Prognosen über künftige Klima- und Meereisschwankungen in der zentralen Arktis zu geben“, skizziert Rüdiger Stein die wissenschaftliche Perspektive. Das Team sei sich jedoch einig, dass dem ersten Schritt weitere folgen müssen. „Um aber das große Geheimnis über die Klimaentwicklung der Arktis und deren Ursachen im Verlauf der letzten 20 bis 60 Millionen Jahre vollständig zu lüften, werden mächtigere kontinuierliche Sedimentabfolgen benötigt.“ Dazu seien wesentlich umfangreichere Bohrungen notwendig. Das aufwändige Forschungsvorhaben ist für das Jahr 2018 projektiert und soll im Rahmen des internationalen Bohrprogramms IODP (International Ocean Discovery Program) durchgeführt werden. Dabei werden sich die Forscher wieder auf den Spuren der Polarstern-Expedition entlang des Lomonossow-Rückens bewegen, freut sich Rüdiger Stein, der auch einer der Expeditionsleiter der IODP-Kampagne im Jahr 2018 sein wird.

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