Zum Wissenschaftsjahr 2018
Warmes Bad in der Nordsee: Eingewanderte Krabbe breitet sich aus

Warmes Bad in der Nordsee: Eingewanderte Krabbe breitet sich aus

Neue Mitbewohner in der Nordsee

Forscher sehen keine Gefahr für heimische Arten

Sie stammt aus den warmen Gefilden des Mittelmeers und des östlichen Atlantiks: die Trapezkrabbe (Goneplax rhomboides). Nun hat sie sich in Folge der steigenden Meerestemperaturen in der Nordsee niedergelassen. Allerdings ohne die heimischen Arten zu gefährden, wie eine Langzeitstudie der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung in Wilhelmshaven zeigt. Im Gegenteil, die Trapezkrabbe habe sich so gut integriert, dass sie mittlerweile zur Meeresfauna der Nordsee dazugehöre, berichten die Forscher im Fachjournal „Marine Ecology Progress Series“.

Vor dem Jahr 2000 gab es keine Anzeichen für eine nachhaltige Besiedlung dieser gelblich-roten Krabbe mit den auffälligen Scheren in der Nordsee. Erst danach zeigten die Untersuchungsdaten eine wachsende Anzahl dieser Krebstiere, vor allem entlang der schottischen Küste und in der südlichen Nordsee. Die Forscher führen diese Ausbreitung auf steigende Wassertemperaturen und die herrschende Strömungsdynamik der letzten zehn Jahre zurück.

Messungen des Bundesamtes für Seeschifffahrt und Hydrografie belegen: Die Nordsee war im Dezember letzten Jahres so warm wie nie zuvor. „Dieser Temperaturanstieg wirkt sich natürlich auch auf die Tierwelt der Nordsee aus“, erklärt der Meeresbiologe Hermann Neumann von der Abteilung Meeresforschung bei Senckenberg am Meer. „In den vergangenen Jahren war es immer etwas Besonderes, mal ein oder zwei Tiere im Fang zu haben. Bei meiner letzten Nordseeausfahrt hatte man zum Staunen gar keine Zeit mehr – es waren so viele Individuen, dass wir nun definitiv von stabilen Populationen ausgehen können“, berichtet Neumann.

An zwölf der knapp 50 Stationen in der Deutschen Bucht, an denen Senckenberg am Meer ökologische Langzeituntersuchungen durchführt, fingen die Meeresbiologen in Wassertiefen zwischen 40 und 50 Metern insgesamt 80 Trapezkrabben. Seit mehreren Jahrzehnten dienen diese Untersuchungsstationen dazu, die Populationen eingewanderter Arten und die Auswirkungen auf das Ökosystem zu erforschen. Bei der Trapezkrabbe konnten sie keine negativen Konsequenzen für die heimischen Arten erkennen. „Es scheint, als gäbe es im Ökosystem der Nordsee noch ausreichend Platz für Neuankömmlinge“, so Meeresbiologe Neumann.

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in Kooperation mit dem idw - Informationsdienst Wissenschaft

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