Zum Wissenschaftsjahr 2018

Das Blaue Telefon: Ihre Fragen zum Thema Meere und Ozeane

Es ist, bildlich gesprochen, so blau wie der Ozean weit draußen auf hoher See: das Blaue Telefon. In der gleichnamigen Rubrik beantwortet die Zeitschrift mare, Medienpartner des Wissenschaftsjahres 2016*17, in Zusammenarbeit mit MARUM, dem Bremer Zentrum für Marine Umweltwissenschaften, in jeder Ausgabe Fragen ihrer Leser. 

Wenn auch Sie eine Frage ans Blaue Telefon haben, schreiben Sie eine E-Mail an wat(at)mare.de.


Können Fische schlafen?

Im Gegensatz zu uns Menschen haben Fische keine Augenlider, die sie im Schlaf schließen könnten. Daher ist nicht immer auf Anhieb zu erkennen, ob Fische schlafen. Dass sie es tun, steht freilich außer Frage. Das gilt sowohl für nacht- als auch für tagaktive Tiere. Die meisten Fische verbringen einen guten Teil einer 24-Stunden-Periode in einem ruhenden Zustand, in dem der Stoffwechsel deutlich „heruntergefahren“ wird. 

Korallenriffbewohner etwa ziehen sich während dieser Ruhephasen in Höhlen oder Spalten zurück. Manche Süßwasserfische wechseln die Körperfarbe und werden gräulich bleich, während sie am Boden oder auf Pflanzenteilen ruhen. Manche Fische sind während der Ruhephase soweit "weggetreten", dass Taucher auf sie zu schwimmen und sie berühren können.
Papageienfische hüllen sich in einen Schleimkokon, der verhindert, dass ihr Geruch hungrigen Jägern in die Nase steigt. Von Fischen, die, wie die Thune, im offenen Meer leben, heißt es, dass sie während ihrer Ruhephase zwar langsam weiterschwimmen, um genügend Sauerstoff aufzunehmen, dabei aber eine Hälfte ihres Hirns quasi abschalten.


Wie ist es um die Tankreinigung auf See bestellt?

Sowohl die Statistiken der Wasserschutzpolizei, des Hamburger Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrografie als auch der Europäischen Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs EMSA belegen: Illegale Öleinleitungen auf hoher See werden weniger. „Das liegt am hohen Überwachungsdruck“, sagt Hartmut Neumann, Leiter der von den fünf Küstenländern eingerichteten Leitstelle der Wasserschutzpolizei. Schon in den Häfen führen Neumanns Kollegen Präventivkontrollen durch und prüfen die Ölbücher der Seeschiffe.

Die in Nordholz stationierten „Ölflieger“ des Havariekommandos Cuxhaven sind alljährlich bei mehreren Hundert Einsätzen zwischen 1.500 und 2.000 Stunden in der Luft. „Unsere beiden Dorniers sind mit Radar, Scannern und Mikrowellenradiometern ausgerüstet, die auch bei Wolkenbedeckung potenzielle Ölflecken detektieren“, sagt Pressesprecher Michael Friedrich. Nord- und Ostsee stehen zudem im Fokus der Überwachungsflüge der Bundespolizei. Satellitenaufklärung, automatisierte Schiffsidentifizierungssysteme oder Driftmodelle sind einige der auch von der EMSA eingesetzten Methoden, um die EU-Meere zu überwachen. Dort sank die Zahl der jährlich registrierten Ölverschmutzungen zwischen 2008 und 2013 von knapp elf auf vier Vorfälle pro tausend Quadratkilometer!


Wie konnten die Wikinger bis nach Amerika segeln?

In den „Wikinger-Schiffshallen“ in Roskilde und andernorts sind sie ausgestellt: jene Nussschalen, mit denen die Nordmänner auf den offenen Atlantik hinaus segelten, um Island, Grönland und das sagenhafte „Vinland“ auf dem nordamerikanischen Kontinent anzusteuern. Schiffshistoriker Uwe Schnall hat die oft mageren mittelalterlichen Quellen ausgewertet, um die Segelkunst der Wikinger nachvollziehbar zu machen.

In seinem Buch "Navigation der Wikinger" beschreibt er die gut eintausend Kilometer lange "Inselroute", die von Norwegen über Shetland- und Faröer-Inseln nach Island führte. Sie war zwar etwas länger als die direkte Segelstrecke über dem offenen Atlantik, bot aber den Vorteil, dass der mehr als zweitausend Meter hohe Vatnajökull und die hoch aufragenden Felsen der erst genannten Inselgruppen bei klarem Wetter als Ansteuerungspunkte schon aus großer Entfernung – zum Teil aus 170 Kilometern – auszumachen waren. Daher werden die Wikinger diese Route bevorzugt haben.
Die Distanzen zwischen den Inseln waren allerdings so groß, dass nur auf etwa der Hälfte der Strecke Landsicht bestand. Die andere Hälfte mussten sie mit Intuition und Erfahrung bewältigen. So kannten die Wikinger die Breitennavigation, bei der das Schiff entlang eines einmal festgelegten Breitengrads segelte. Auch die Kenntnis von „Seeörtern“, etwa das Vorkommen vieler Wale und Seevögel in einer eng umgrenzten Region südlich von Island, war ihnen von Nutzen. Wie es die Wikinger ohne Kompass und Karte schafften, den oft stürmischen Nordatlantik ein navigatorisches Schnippchen zu schlagen, bleibt gleichwohl bis auf den heutigen Tag bewundernswert.


Wie groß sind die Rohstoffreserven in der Antarktis?

Aufgrund ihrer geologischen Geschichte werden in der Antarktis reiche Rohstoffvorkommen vermutet. Nach Angaben der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe sind auf der Antarktischen Halbinsel etliche Kupfer- bzw. Molybdänvorkommen bekannt. Andernorts lagern Eisenerz und Kohle. Weil die meisten Lagerstätten durch den bis zu vier Kilometer mächtigen Eispanzer bedeckt sind und weil ein Umweltschutzprotokoll Erschließung und Gewinnung von Bodenschätzen in der Antarktis grundsätzlich verbietet, ist nach jetzigem Stand keine Förderung denkbar.

Anders sieht es im angrenzenden Südpolarmeer aus. Dort geht es allerdings nicht um mineralische, sondern um biologische Rohstoffe. Südlich der Polarfront werden zurzeit jährlich knapp 300.000 Tonnen Krill gefangen. Die wichtigste fischereiliche Nutzung stellt jedoch der Langleinenfang auf Schwarzen Seehecht bzw. auf Antarktischen Schwarzen Seehecht mit Grenadierfischen und Rochen als Beifang dar. „In einigen Regionen des Südpolarmeers sind die Seehechtbestände durch illegale Fischerei zurückgegangen“, berichtet Dr. Karl-Herman Kock vom Hamburger Thünen-Institut für Seefischerei. „Derzeit werden zu wenige Bestände nachhaltig genutzt.“