Zum Wissenschaftsjahr 2018

Das Blaue Telefon: Ihre Fragen zum Thema Meere und Ozeane

Es ist, bildlich gesprochen, so blau wie der Ozean weit draußen auf hoher See: das Blaue Telefon. In der gleichnamigen Rubrik beantwortet die Zeitschrift mare, Medienpartner des Wissenschaftsjahres 2016*17, in Zusammenarbeit mit MARUM, dem Bremer Zentrum für Marine Umweltwissenschaften, in jeder Ausgabe Fragen ihrer Leser. 

Wenn auch Sie eine Frage ans Blaue Telefon haben, schreiben Sie eine E-Mail an wat(at)mare.de.


Wussten Sie schon, dass die längste Flaschenpost 108 Jahre unterwegs war?

Mehr als tausend Flaschen warf der britische Ozeanograph George Parker Bidder von der Marine Biological Association (MBA) in Plymouth zwischen 1904 und 1906 in die Nordsee. Alle mit dem gleichen Inhalt – einer Postkarte mit der Bitte, Fundort und –datum auf der Rückseite zu vermerken und die Karte anschließend nach Plymouth zu schicken. „One Shilling Reward“ beziehungsweise „Eine Mark Belohnung“ versprach Bidder den Findern der Flaschenpost.

Diese Abmachung gilt bis heute, auch wenn weder Mark noch Shilling mehr offizielle Währungen sind. Tatsächlich schickte die MBA eine alte Shilling-Münze an die pensionierte Postbeamtin Marianne Winkler, die im April 2015 am Strand von Amrum die vorerst letzte von Bidders Flaschen entdeckte. Genau 108 Jahre, vier Monate und 18 Tage war die Flaschenpost unterwegs. Das ist Weltrekord, hat das Guiness-Buch der Rekorde inzwischen offiziell festgestellt.

Bidder hatte einen Teil der Flaschen so konstruiert, dass sie mit der Strömung kurz über dem Meeresboden drifteten. Viele blieben irgendwann in Fischernetzen hängen und lieferten so erstmals Informationen über die Wasserbewegung in der Tiefe. Wie sich herausstellte, wurden die „Bodenflaschen“ vor allem an die englische Küste gespült, während diejenigen Flaschen, die an der Oberfläche schwammen, auf dem europäischen Kontinent landeten. Bidder schloss daraus, dass das Wasser am Boden der Nordsee von Ost nach West fließt. Er konnte außerdem nachweisen, dass sich Bodenfische wie zum Beispiel Schollen bevorzugt entgegen der Strömung fortbewegen.

Etwa 55 Prozent seiner Flaschen kehrten zu Bidder zurück. Die Marine Biological Association führt bis heute ähnliche Forschung durch – freilich mit modernen Methoden.