Zum Wissenschaftsjahr 2018
Die Herausforderung des Fischereimanagements

Die Herausforderung des Fischereimanagements

Ein Expertenbeitrag von Dr. Jörn Schmidt

Die Herausforderung des Fischereimanagements

Ein Expertenbeitrag von Dr. Jörn Schmidt, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Fische und Meeresfrüchte liefern heute Nahrung und Einkommen für mehr als 800 Millionen Menschen. Seit Jahrtausenden ist der Mensch eng mit dem Meer verbunden, versorgen Fische und Meeresfrüchte doch viele Regionen der Welt mit wertvollem tierischem Eiweiß, Vitaminen und anderen Spurenelementen oder dienen als primäre Einkommensquelle. 2014 kamen allein rund 93 Millionen Tonnen aus der Fangfischerei (davon 82 Millionen Tonnen aus dem Meer) und 74 Millionen Tonnen aus der Aquakultur (davon 27 Millionen Tonnen aus der Marikultur, also der Aquakultur im Meer). Die Zahlen zeigen deutlich die Dimension der weltweiten Produktion von aquatischen Lebewesen. 

Viele Einflüsse haben allerdings dazu geführt, dass gerade die Ressource Wildfisch knapp wird. Dazu gehört vor allem die Überfischung. Der Thunfisch ist ein prominentes Beispiel. Die Verschmutzung der Meere und der Klimawandel wirken sich auf die Bestände genauso aus wie eine steigende Weltbevölkerung. 2024 werden fast neun Milliarden Menschen auf der Erde leben und die Nachfrage nach Fisch bestimmen.

Fischereimanagement muss diesen zukünftigen Herausforderungen begegnen können. Dafür müssen wir alle natürlichen und menschlichen Einflussfaktoren in diesem komplexen System im Blick haben. Lange Zeit wurden wirtschaftlich interessante Fischarten wie beispielsweise der Kabeljau im Atlantik oder auch der Hering nur isoliert betrachtet. Heute ist man in der Wissenschaft sehr viel weiter. Um wirklich abschätzen zu können, wie sich Fischpopulationen entwickeln, müssen die Veränderungen des gesamten Ökosystems Ozean und auch die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen berücksichtigt werden. Nur ein Beispiel: Verringert sich durch Überfischung der Bestand von größeren Raubfischen wie dem Kabeljau, können Beutefische wie Heringe und Sprotten zunehmen. Das hat aber auch Auswirkungen auf andere Meerestiere wie Wale oder Seevögel. Soll es darüber hinaus wenige effiziente Fangschiffe oder viele kleine Fischkutter geben? Wo profitiert die Industrie, wo der Kunde, wo die Gesellschaft?


Dr. Jörn Schmidt forscht im Exzellenzcluster „Ozean der Zukunft“ zu den Themen Fischerei und der nachhaltigen Nutzung von lebenden marinen Ressourcen. Er ist Mitglied im wissenschaftlichen Gremium SCICOM des Internationalen Rats für Meeresforschung (ICES, International Council for the Exploration of the Sea).

In Kiel untersuchen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vieler unterschiedlicher Fachdisziplinen die biologischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Aspekte von Fischerei. Forschungsfragen werden mit Experten aus der Fischerei, von Umweltschutzorganisationen, dem Handel und anderen Interessengruppen entwickelt und die Forschung auch gemeinsam durchgeführt. Denn nur, wenn wir uns gemeinsam für ein nachhaltiges Management einsetzen, können wir auch für zukünftige Generationen Konzepte umsetzen, die vielen Menschen den Zugang zu dieser wichtigen Nahrungsquelle offen hält.

Bitte konsumieren Sie möglichst nur nachhaltig gefischte Bestände von Fisch und Meeresfrüchten. Informieren Sie sich dazu beispielsweise in den einschlägigen Fischratgebern.

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2016*17 – Meere und Ozeane.

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