Zum Wissenschaftsjahr 2018
Drake Passage – Nadelöhr für Klima und Handel

Drake Passage – Nadelöhr für Klima und Handel

Ein Expertenbeitrag von Dr. Thomas Ronge

Drake Passage – Nadelöhr für Klima und Handel

Ein Expertenbeitrag von Dr. Thomas Ronge, Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung

Über Jahrhunderte versuchten die Europäer, besonders die Spanier, einen westlichen Seeweg nach Indien zu erschließen. Nachdem Christoph Columbus mit dem amerikanischen Kontinent dabei auf eine Landbarriere gestoßen war, richtete sich das Hauptaugenmerk gen Süden: Auf der Suche nach einer Passage durch Südamerika, vom Atlantik in den Pazifik.

Die Drake Passage zwischen Feuerland und Antarktika verdankt ihre Entdeckung jedoch eher einem Zufall. Während eines Sturmes verlor der Freibeuter und Entdecker Sir Francis Drake eines seiner Schiffe und entdeckte, bei der (vergeblichen) Suche nach seinen Männern, – vermutlich – das heutige Kap Hoorn sowie die offene Verbindung von Pazifik und Atlantik. 

Trotz der berüchtigten Stürme, mit denen schon Francis Drake zu kämpfen hatte, ist und bleibt die Drake Passage eine der wichtigsten Handelsrouten weltweit. Obwohl es heutzutage eine menschgemachte Abkürzung – den Panamakanal – gibt, müssen viele Schiffe weiterhin die Drake Passage durchqueren. Diese so genannten Postpanamax Schiffe sind so breit, dass sie die Schleusen des Kanals nicht passieren können. Somit bleibt ihnen einzig die verschlungene Route Magellans oder der stürmische Weg um Kap Hoorn.

Dr. Thomas Ronge ist Postdoc in der Marinen Geologie des AWI in Bremerhaven. Für seine Forschung beschäftigt er sich mit der Aufnahme und Abgabe von CO2 im tiefen Ozean, während Eis- und Warmzeiten. Mit Hilfe dieser Rekonstruktionen möchte er ermitteln, welchen Einfluss der Ozean auf das atmosphärische CO2 hat.

Doch nicht nur für den Welthandel spielt die Drake Passage eine wichtige Rolle. Auch aus ozeanographischer und klimatischer Sicht nimmt diese Region eine Schlüsselposition ein. An dieser Engstelle wird der im Uhrzeigersinn fließende, antarktische Zirkumpolarstrom (AZS) in eine ca. 800 Kilometer breite Bahn gezwungen. Der AZS wird durch die ständig wehenden südlichen Westwinde angetrieben und stellt das größte Strömungssystem der Ozeane dar. Dieses Strömungssystem transportiert – unter anderem durch die „Kaltwasserroute“ der Drake Passage – neugebildetes, kaltes Wasser aus dem Pazifik in den Atlantik und trägt dadurch maßgeblich zur Verteilung von Nährstoffen, Salzgehalt, Wärme und Kohlendioxid in den Ozeanen bei.

Trotz ihrer Bedeutung für das globale Klima, ist nur wenig über die klimatische und ozeanographische Entwicklung der Passage auf geologischen Zeitskalen bekannt.

Aus diesem Grund stellt der Bereich zwischen Feuerland und der antarktischen Halbinsel einen wichtigen Arbeitsbereich der Marinen Geologie des Alfred-Wegener-Institutes dar. Mit Hilfe des Forschungseisbrechers Polarstern beproben und untersuchen die Forscherinnen und Forscher die Sedimente des Meeresbodens und rekonstruieren so – unter anderem – den eiszeitlichen Verlauf der Westwinde, die Speicherung und Abgabe von Kohlendioxid im Ozean oder den Temperaturverlauf des Ozeanes während Eis- und Warmzeiten. Diese Informationen helfen wiederum bei der Verbesserung von Computermodellen, die für die Vorhersage des aktuellen Klimawandels genutzt werden.

Die besondere Dynamik von Strömungen und Winden, die das Klima unseres Planeten beeinflussen, sind gleichzeitig die Faktoren, welche die Drake Passage und besonders die Route um Kap Hoorn, zu einer der berüchtigtsten aber auch legendärsten Handelsrouten weltweit machen.

 

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2016*17 – Meere und Ozeane.

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