Zum Wissenschaftsjahr 2018
Für einen sicheren Schiffsverkehr auf den Weltmeeren

Für einen sicheren Schiffsverkehr auf den Weltmeeren

Ein Expertenbeitrag von Dipl.-Ing. Thoralf Noack

Für einen sicheren Schiffsverkehr auf den Weltmeeren

Ein Expertenbeitrag von Dipl.-Ing. Thoralf Noack, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR)

Als vor etwas mehr als hundert Jahren das damals größte Passagierschiff der Welt, die Titanic, im Nordatlantik mehr als 1500 Menschen in den Tod riss, wurden als Konsequenz aus dieser Tragödie umgehend Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit auf See erlassen. Schiffsunglücke aus heutiger Zeit, wie das Kentern der „Costa Concordia“ oder das Zerbrechen des Tankers „Erika“, führen uns aber immer wieder vor Augen, dass das Nach- und Umdenken zu Sicherheitsfragen des Schiffsverkehrs ein fortlaufender Prozess mit immer neuen Herausforderungen ist.

Diese Herausforderungen werden dadurch verstärkt, dass Sicherheit zunehmend mit anderen Faktoren, wie beispielsweise dem Klimawandel, der Globalisierung oder der digitalen Revolution, zu betrachten ist. Aktuelle Forschungsfragen aus dem wissenschaftlichen Umfeld adressieren unter anderem die potentielle Angreifbarkeit komplexer digitaler Systeme durch Hacker sowie die weitere Automatisierung des Schiffsverkehrs in Richtung eines rein autonomen Fahrens von Schiffen über die Weltmeere.

Dipl.-Ing. Thoralf Noack ist Leiter der Abteilung Nautische Systeme am Institut für Kommunikation und Navigation des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V.. Die Forschungsthemen der Abteilung umfassen die Bereiche Multisensorik, maritime Dienste und maritime Verkehrslage. Zudem leitet er am Standort Neustrelitz die Forschungsstelle Maritime Sicherheit im Themenfeld „Maritime Verkehrsführung und Sicherheit“.

Bei der Suche nach Lösungen besteht ein wichtiges Schlüsselelement in einer technologie- bzw. branchen­übergreifenden Denkweise und Zusammenarbeit. Hierfür liefert seit Jahren auch die Luft- und Raumfahrtforschung wichtige Beiträge und Impulse. Mittels globaler Satellitennavigation bestimmen Schiffe heute weltweit sehr genau und zu jeder Zeit ihre Position unter Nutzung von Funksignalen. Die Erforschung neuer effektiver Übertragungsverfahren für Kommunikationssatelliten treibt die Vernetzung auf See voran. Aus Daten von Fernerkundungssatelliten können bereits Informationen gewonnen werden, um entführte Schiffe zu detektieren, großflächig Wellenhöhen oder Windstärken zu ermitteln oder treibende Eisberge zu lokalisieren. Modernste Technologien aus dem All tragen somit schon maßgeblich dazu bei, die Situationserfassung auf See zu unterstützen und zu verbessern. Es ist ziemlich sicher, dass sich die informationstechnische Vernetzung auf See weiter fortsetzen wird.

Mit der fortschreitenden Digitalisierung des maritimen Verkehrssystems entstehen neue Möglichkeiten, um Daten und Informationen zusammenführen zu können. Unser besonderes Augenmerk muss jedoch in der Berücksichtigung der Tatsache liegen, dass ein Gewinn an Sicherheit nur dann erzielt werden kann, wenn auch das Maß der Korrektheit einer Information bzw. Messgröße von der Gewinnung bis zu ihrer Nutzung ermittelt werden kann.

 

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2016*17 – Meere und Ozeane.

Metadaten zu diesem Beitrag

Schlagworte zu diesem Beitrag:

Mehr zum Themenfeld: