Zum Wissenschaftsjahr 2018
Können die Ozeane die zukünftige Rohstoffversorgung der Menschheit sicherstellen?

Können die Ozeane die zukünftige Rohstoffversorgung der Menschheit sicherstellen?

Ein Expertenbeitrag von Prof. Dr. Mark Hannington und Dr. Sven Petersen

Können die Ozeane die zukünftige Rohstoffversorgung der Menschheit sicherstellen?

Ein Expertenbeitrag von Prof. Dr. Mark Hannington und Dr. Sven Petersen vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel

Dr. Sven Petersen hat in Kiel und Aachen Mineralogie studiert und ist nach dem Diplom 1992 für 2 Jahre für den geologischen Dienst Kanadas tätig gewesen. Von 1994 bis 2004 war er an der TU Bergakademie Freiberg und hat dort 2000 promoviert. Er arbeitet seit 2004 am GEOMAR Helmholtz Zentrum für Ozeanforschung in Kiel zum Thema ‚Marine Rohstoffe‘. Er hat an 35 Forschungsfahrten in allen Weltmeeren teilgenommen und dabei eine Vielzahl von Großgeräten zur Suche und Erkundung mariner Rohstoffe eingesetzt.

Nach vielen Jahren der Stagnation hat das Interesse an marinen Rohstoffen in den letzten Jahren wieder deutlich zugenommen. Dies wurde zum Teil auch durch die Engpässe in der Versorgung mit Seltenen Erden aus China vor wenigen Jahren ausgelöst, was zu stark ansteigenden Preisen im Rohstoffsektor führte. Auch wird das Interesse angefacht durch die Aussicht auf Einschränkungen des Bergbaus an Land durch steigende Bevölkerungszahlen und den damit einhergehenden stark steigenden Flächenverbrauch durch Besiedlung und Landwirtschaft. Einige Industrieländer haben daher begonnen, sich nach alternativen Bezugsquellen für die sichere Rohstoffversorgung ihrer heimischen Wirtschaft umzusehen. Die Frage, ob die Ozeane und ihre mineralischen Rohstoffe zu einer sicheren Rohstoffversorgung der Menschheit beitragen können, kann zur Zeit aber nicht beantwortet werden, da die Ozeane auch heute noch in weiten Bereichen gänzlich unerforscht sind. Dabei ist mariner Bergbau nicht neu. Seit vielen Jahren werden in den Küstenbereichen der Meere Sand und Kies, aber auch Diamanten und Metalle abgebaut. Nun sind in der Tiefsee die Manganknollen, die kobaltreichen Mangankrusten und die Massivsulfide, die sich in Bereichen vulkanischer Aktivität bilden in den Fokus gerückt.

Bei den Manganknollen handelt es sich um kartoffelgroße Konkretionen, die sich über Jahrmillionen in den sedimentbedeckten Tiefseeebenen in Wassertiefen zwischen 3.000 und 6.000 m bilden. Die Metalle werden dabei aus den Porenwässern der Sedimente aufgenommen. Mangankrusten bilden sich an allensedimentfreien Oberflächen der Ozeane als Abscheidungen aus dem Meerwasser. Auch sie wachsen extrem langsam (Jahrmillionen) und bilden Krusten und Überzüge an den Hängen submariner Gebirgszüge. Die Massivsulfide oder Schwarzen Raucher bilden sich entlang submariner Plattengrenzen in Bereichen mit vulkanischer Aktivität. Die Metalle werden durch chemische Prozesse im tiefen Untergrund aus dem Gestein gelöst und an den Meeresboden transportiert, wo sie spektakuläre Sulfidschornsteine bilden.

Durch die Internationale Meeresbodenbehörde der Vereinten Nationen (ISA) in Jamaika, zuständig für die Hohe See, sind seit 2001 26 Gebiete in der Tiefsee für die Suche nach marinen Rohstoffen freigegeben worden. Die meisten davon in den letzten fünf Jahren. Warum? Die Gründe für die Beantragung solcher Erkundungslizenzen sind oftmals gar nicht im Profitstreben zu sehen, sondern können strategische Überlegungen der jeweiligen Länder zur eigenen Rohstoffsicherung sein oder aber auch der Wunsch nach Technologieentwicklungen mit daraus resultierendem Zuwachs von heimischen Arbeitsplätzen. Auch Deutschland hat sich zwei Lizenzgebiete gesichert: eines für die Suche nach Manganknollen im östlichen Pazifik wurde 2006 erworben und eine weitere Fläche im Indischen Ozean für die Suche nach Massivsulfiden kam 2015 hinzu. Über einen Zeitraum von jeweils 15 Jahren wird Deutschland nun versuchen, das Rohstoffpotential in diesen Tiefseegebieten zu erkunden.

Aber vielleicht liegt die Zukunft gar nicht in der Tiefsee sondern in den küstennahen Bereichen. Viele Bergwerke an Land liegen an den Küsten und die Gesteinsformationen, in denen die Metalle vorkommen, setzen sich unter Wasser in den kontinentalen Schelfgebieten fort. Hier liegt eventuell das größere Potential an ungenutzten Rohstoffen. Die technischen Schwierigkeiten eines marinen Bergbaus erscheinen generell lösbar, allerdings gibt es große Bedenken gegen mögliche Umweltbeeinträchtigungen aufgrund des marinen Abbaus. Aus diesem Grund haben einige Länder die Lizenzvergabe stark eingeschränkt oder gar gestoppt, während andere Länder große Bereiche ihrer eventuell rohstoffreichen Gewässer in marine Schutzgebiete umgewandelt haben.

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