Zum Wissenschaftsjahr 2018
Das Meer als Quelle für Kosmetik-Wirkstoffe

Das Meer als Quelle für Kosmetik-Wirkstoffe

Ein Expertenbeitrag von Dr. Doris Gerullis

Das Meer als Quelle für Kosmetik-Wirkstoffe

Expertenbeitrag von Dr. Doris Gerullis, BIOMARIS GmbH & Co. KG

Kosmetische Mittel sind Verbrauchsprodukte; sie gehören ganz selbstverständlich zum täglichen Leben dazu – selbst beim sparsamsten Gebrauch werden mindestens zwei Produkte verwendet: Seife und Zahnpasta.

Immer mehr Firmen verwenden nachhaltige Wirkstoffe aus dem Meer für ihre Kosmetikprodukte. Meerwasser ist ein seit Jahrtausenden anerkanntes Naturheilmittel – und wird in vielen kosmetischen Produkten verwendet. Es reichert die Cremes mit Mineralstoffen und Spurenelementen wie Magnesium-, Kalzium- und Kaliumionen an. Ein hoher Meerwasseranteil in Kosmetika wirkt positiv auf die äußere Hautschicht. Meerwasserhaltige Cremes und Lotionen werden auch in der Basistherapie chronisch entzündlicher Hauterkrankungen eingesetzt.

Eine zweite Wirkstoffgruppe, die in Kosmetika verwendet wird, bilden Algenextrakte. Beispielhaft hierfür ist Porphyridium Cruentum, eine Purpur-Rotalge. Sie gehört zu den sehr wenigen Mikroalgenarten, die bereits intensiv kommerziell genutzt und industriell in Fotobioreaktoren produziert werden. Das Extrakt stärkt die Haut, da es sich positiv auf den Fett- und Feuchtigkeitshaushalt auswirkt.

Dr. Doris Gerullis leitet seit 2009 die wissenschaftliche Abteilung sowie die Qualitätssicherung beim Bremer Kosmetikhersteller BIOMARIS GmbH & Co. KG. Die Arbeitsschwerpunkte der Diplom-Biologin liegen in der Bewertung verträglicher Kosmetikformulierungen und der Einhaltung rechtlicher Standards.

Braunalgen sind, entwicklungs- bzw. stammesgeschichtlich gesehen, eine alte Gruppe – mit inzwischen hoher wirtschaftlicher Bedeutung. Die Extrakte aus verschiedenen Braunalgenarten (z. B. Fucus Vesiculosus) bereichern ein Kosmetikum je nach eingesetzter Fraktion mit Mineralstoffen, Spurenelementen, Polysacchariden und sekundären Pflanzeninhaltsstoffen. Im Kosmetikum wirken diese Extrakte unterschiedlich: Sie stimulieren oder beruhigen die Haut und stärken sie. Die Extrakte wirken aber durchaus auch normalisierend oder durchblutungsfördernd – und das bei hoher Verträglichkeit.

Bevor ein Inhaltsstoff, sei er nun aus dem Meer oder aus einer anderen Quelle, in
Kosmetikprodukten eingesetzt werden kann, unterliegt er einer Reihe von experimentellen
Untersuchungen. Tierversuche sind in diesem Zusammenhang übrigens seit 2009 EU-weit verboten.

Mikrokunststoffpartikel, wie z. B. Polyethylene, gehören nicht zu den typischen kosmetischen Inhaltsstoffen. Vielmehr sind sie in Spezialprodukten für besondere Anwendungen, wie kosmetische Peelings oder spezielle Hautreinigungsprodukte, zu finden. Seit dem Jahr 2012 hat sich der Anteil an festen Kunststoffpartikeln in kosmetischen Produkten allerdings um 70 Prozent reduziert. Im Rahmen des Gewässerschutzes verzichten bereits jetzt die meisten Hersteller auf Mikroplastik als Inhaltsstoff. Der freiwillige Verzicht auf feste Kunststoffe in Reinigungs- und Peelingprodukten wurde europaweit vom Dachverband der kosmetischen Industrie (Cosmetics Europe) empfohlen und soll bis zum Jahr 2020 vollzogen sein.

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2016*17 – Meere und Ozeane.


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