Zum Wissenschaftsjahr 2018
Manganknollen: Eine Option für die Zukunft

Manganknollen: Eine Option für die Zukunft

Ein Expertenbeitrag von Dr. Carsten Rühlemann

Manganknollen: Eine Option für die Zukunft

Ein Expertenbeitrag von Dr. Carsten Rühlemann von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR), Hannover

Derzeit leben rund 7,5 Milliarden Menschen auf der Erde und die Vereinten Nationen rechnen damit, dass die Weltbevölkerung bis 2050 auf 9,7 Milliarden ansteigt. Durch dieses Bevölkerungswachstum und den wirtschaftlichen Aufstieg von Schwellenländern wie China, Indien und Brasilien nimmt auch der globale Rohstoffbedarf weiter zu. Die Erschließung neuer Ressourcen ist für eine langfristige Rohstoffsicherung unerlässlich – dies gilt vor allem für Metallrohstoffe, die bis heute ausschließlich an Land gewonnen werden.

Dr. Carsten Rühlemann leitet seit 2010 die Exploration des Manganknollen-Vorkommens im deutschen Lizenzgebiet im Pazifik und seit 2016 die Arbeitsgruppe „Marine Geologie und Tiefseebergbau“ an der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover.  Die BGR ist eine technisch-wissenschaftliche Oberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie.

Die Qualität dieser Landlagerstätten nimmt jedoch ab und für einige Rohstoffe drohen sogar Engpässe. Dazu zählen zum Beispiel die Seltenerdmetalle Neodym und Dysprosium, die künftig in stark steigenden Mengen für den Bau von Motoren für Elektroautos oder Generatoren in Windrädern benötigt werden. China hat für diesen Rohstoff eine Monopolstellung, und das Land könnte – wie 2012 bereits geschehen – die Verfügbarkeit durch wirtschaftspolitische Maßnahmen rapide einschränken. Hinzu kommen Staaten wie der Kongo, in dem die Hälfte des weltweit geförderten Kobalts zum Teil unter schlechten sozialen Bedingungen und Umweltbelastungen produziert wird. Auch Recycling kann den zukünftigen Bedarf nur teilweise decken, selbst dann, wenn die Effizienz deutlich gesteigert wird. Eine Option dem zu entkommen, sind Manganknollen aus der Tiefsee. Sie könnten als zukünftige Quelle für Nickel, Kupfer, Kobalt sowie Seltenerdelemente dienen, und dazu beitragen, den weltweiten Rohstoffbedarf zu decken.

Für Deutschland hält die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) im Auftrag der Bundesregierung eine Lizenz zur Erkundung von Manganknollen für ein Gebiet von 75.000 Quadratkilometern im sogenannten Manganknollengürtel des östlichen Pazifiks. Die BGR erkundet dieses Lizenzgebiet, nimmt Proben, untersucht das wirtschaftliche Potenzial der Manganknollen und führt umfangreiche Umweltuntersuchungen durch. Durch eine Förderung könnte Deutschland unabhängiger von rohstoffreichen Ländern wie zum Beispiel Russland, Malaysia oder Indonesien werden, deren Rohstoffe es aktuell für seine Wirtschaft benötigt.

Allerdings wird ein möglicher Tiefseebergbau in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert. Aus Sicht der Politik ist die langfristige Sicherung eines ungehinderten Zugangs zu Metallrohstoffen von enormer Bedeutung für die Herstellung verschiedener Industrieprodukte, die wir täglich nutzen. Kritische Stimmen hingegen weisen vor allem auf die Verletzlichkeit eines weitgehend unberührten Ökosystems hin, das vor jeglichem Eingriff geschützt werden muss.

Insgesamt kommen allerdings nur etwa 15 Prozent der Gesamtfläche des Manganknollengürtels (Größe: fünf Millionen Quadratkilometer) für einen Abbau in Frage. Rund ein Drittel dieser Region ist zurzeit durch Schutzgebiete vom Abbau ausgenommen und von der restlichen Fläche sind aufgrund des teilweise starken Reliefs des Meeresbodens und der ungleichen Verteilung der Knollen nur etwa 20 Prozent wirtschaftlich interessant.

Letztendlich ist eine Entscheidung erforderlich, ob die Metalle für den menschlichen Rohstoffhunger weiterhin ausschließlich aus den herkömmlichen Quellen an Land oder zukünftig zumindest zum Teil auch aus der Tiefsee gewonnen werden sollen. Beide bergbaulichen Maßnahmen sind immer mit Umweltauswirkungen verbunden – entweder an Land, in unserem Lebensraum, oder in über 4000 Metern Wassertiefe, in der Tiefsee. Deutschland als Technologiestandort mit seinen hohen Anforderungen an den Umweltschutz kann sich hier einbringen und für die künftige Nutzung von marinen mineralischen Rohstoffen umweltschonende Technologien entwickeln und internationale Standards setzen.

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