Zum Wissenschaftsjahr 2018
Einigung auf höchster politischer Ebene: So wurde das Rossmeer zum Schutzgebiet

Einigung auf höchster politischer Ebene: So wurde das Rossmeer zum Schutzgebiet

Ein Expertenbeitrag von Dr. Stefan Hain

Einigung auf höchster politischer Ebene: So wurde das Rossmeer zum Schutzgebiet

Ein Expertenbeitrag von Dr. Stefan Hain, Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung Das Alfred-Wegener-Institut führt seit 1982 regelmäßig wissenschaftliche Untersuchungen im Weddellmeer durch. Wir wissen, dass hier einzigartige und empfindliche Lebensgemeinschaften vorkommen, wie z. B. dichte Schwammgemeinschaften, die Hunderte von Jahre alt werden können und einer Vielzahl von Tieren Lebensraum bieten. Die Annahme des Rossmeer-Schutzgebietes ist ein Schritt in die richtige Richtung und erlaubt die Hoffnung, dass auch andere Schutzgebietsvorschläge, wie der deutsche Weddellmeer-Vorschlag, angenommen werden können. Die Notwendigkeit für den Schutz des Weddellmeeres ist wissenschaftlich bestätigt, jetzt muss nur noch der politische Wille bei allen CCAMLR-Mitgliedstaaten vorhanden sein.

Dr. Stefan Hain ist Leiter der Stabstelle Umweltpolitik am Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz Zentrum für Meeres- und Polarforschung (AWI) in Bremerhaven. In dieser Funktion arbeitet er an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik. Nach seiner Doktorarbeit am AWI war Dr. Hain am damaligen Bundesministerium für Forschung und Technologie beschäftigt. Anschließend war er über 15 Jahre für internationale Kommissionen und die Vereinten Nationen im Ausland tätig, bevor er im Jahr 2009 wieder an das AWI zurückkehrte.

CCAMLR (Kommission zur Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis) ist sowohl für den marinen Umweltschutz als auch für das Fischereimanagement in der Antarktis zuständig. Während es in anderen Meeresgebieten hierfür getrennte Übereinkommen gibt, sitzen in CCAMLR beide Interessens-Fraktionen an einem Tisch. Dies erschwert die notwendige, einstimmige Beschlussfassung, gerade in Bezug auf marine Schutzgebiete (MPA). Die jetzt für das Rossmeer getroffenen Vereinbarungen setzen den sogenannten Ökosystemansatz im Fischerei-Management um. CCAMLR hat seit Inkrafttreten im Jahr 1982 viele spezifische Maßnahmen getroffen zum Management und Schutz der befischten Arten, wie z. B. Krill und Schwarzer Seehecht. Mit dem Rossmeer-MPA werden nun zum ersten Mal auch die potentiellen Auswirkungen geregelt, welche diese Fischerei auf die umgebenden Lebensgemeinschaften und Nahrungsnetze hat. Restriktionen für die Meeres- und Polarforschung ergeben sich aus dem Rossmeer-MPA nicht. Im Gegenteil, jeder MPA-Vorschlag benötigt einen sogenannten Research and Monitoring-Plan. Dieser Plan beinhaltet eine Vielzahl von wissenschaftlichen Arbeiten, die im Schutzgebiet durchgeführt werden müssen, um z. B. die Effektivität der einzelnen Schutzmaßnahmen beurteilen zu können.

Größter Knackpunkt in den diesjährigen Verhandlungen war die Laufzeit des Rossmeer-MPAs. Hier lagen die Meinungen der CCAMLR-Mitgliedsstaaten noch bis zum letzten Tag der Sitzung weit auseinander. Viele Mitglieder, auch die EU und Deutschland, bevorzugen keine Terminierung von marinen Schutzgebieten. Die USA und Neuseeland hatten 50 Jahre vorgesehen, die Fischereinationen bevorzugten eher 10 bis 20 Jahre. Der Durchbruch und die Einigung auf 35 Jahre kamen erst zustande durch Gespräche auf höchster politischer Ebene, die zwischen Washington, Moskau und Peking, z. T. noch während der zweiwöchigen CCAMLR-Sitzung, geführt wurden.

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2016*17 – Meere und Ozeane.

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