Zum Wissenschaftsjahr 2018
Sehnsuchtsorte und Naturgewalten am Mittelmeer

Sehnsuchtsorte und Naturgewalten am Mittelmeer

Ein Expertenbeitrag von Dr. Alexander Rudloff

Sehnsuchtsorte und Naturgewalten am Mittelmeer

Ein Expertenbeitrag von Dr. Alexander Rudloff, Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ, Potsdam.

Jetzt in der Urlaubszeit, in der auch Millionen Deutsche an die Strände des Mittelmeers reisen, wird es einem gelegentlich wieder bewusst: Unsere Sehnsuchtsorte sind nicht frei von Naturgefahren!

Erdbeben, Tsunami und Vulkanausbrüche sind reale Ereignisse, die gerade im Mittelmeer­raum häufiger vorkommen. Das zeigt aktuell das Erdbeben in der Ägäis vom 21. Juli 2017 mit einer Magnitude von über 6. Zwei Menschen starben, es gab zahlreiche Personen– und Sachschäden auf der griechischen Insel Kos und dem türkischen Festland, inklusive eines kleinen Tsunami von etwa einem halben Meter.

Solche Naturgefahren sind ein wichtiger Gegenstand der Forschung. Bei der Erforschung von Tsunamis beispielsweise wurden jüngst wichtige Fortschritte erzielt. Nach der erfolgreichen Akkreditierung von vier Kandidatenzentren für die regionale Tsunami-Frühwarnung in Frankreich, Griechenland, Italien und der Türkei besteht jetzt auch ein virtuelles Warnsystem für diese Regionen des Mittelmeeres.

Die regionalen Warnzentren beobachten permanent die Erdbeben­aktivität in der betreffenden Region sowie Verän­de­rungen des Meeres­spiegels. Sollte ein Erdbeben oder auch ein Vulkanausbruch zu einem Tsunami führen, wird eine Vorhersage mit Wellen­eintrittszeiten und –höhen erstellt und ausgehend davon lokale Warnungen ausgegeben. Dazu gehört auch die entsprechende Kommunikation mit Behörden im Inland, zu Nachbar­staaten und Einrichtungen der Katastrophen­vorsorge im Ausland. Diese Verfahren laufen in vielen Erdteilen (auch zum Beispiel in Japan, USA, Indonesien) nach Standardprozeduren ab.

Dr. Alexander Rudloff ist promovierter Geophysiker und arbeitet von 1993 bis 1998 sowie seit 2001 am GFZ in Potsdam. Er war Projektmanager beim Aufbau des Tsunami-Frühwarnsystems für den Indischen Ozean und ist ständiges Mitglied der Deutschen Delegation für die Koordination der Tsunamiwarnung im Mittelmeerraum. 2016 leitete er den Akkreditierungsprozess der Warnzentren für Griechenland und die Türkei.

Was heißt das für die Urlauber, Touristen, oder Einheimischen?

Viele Plätze und Strände auf den Balearen, in der Ägäis, an der Algarve oder anderswo sind im Falle eines stärkeren Tsunami von Über­flutung bedroht. In den einzelnen Gemeinden werden Hinweistafeln aufgestellt und optische Signale zur Warnung oder Sperrung von Strandbereichen installiert. Dies erfolgt aber in sehr unterschiedlichem Tempo. Bei den Einheimischen sind die Kenntnisse über Naturgefahren in ihren Heimatregionen sehr unterschiedlich ausgeprägt: Mancherorts werden sie seit Generationen weitergegeben, an anderen Orten schlicht ignoriert.

Wenn Sie am Strand sitzen und ein starkes Erdbeben (länger andauernde Erschütterung) spüren, sollten Sie umgehend höhergelegene Gebiete aufsuchen. Oftmals gibt es auch ausgewiesene Evakuierungsrouten und Sammelpunkte, über die Sie sich am besten unmittelbar nach der Ankunft informiert haben – damit Sie im Krisenfall wissen, was zu tun ist und Ihren Urlaub unbeschwert genießen können!

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2016*17 – Meere und Ozeane.

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