Zum Wissenschaftsjahr 2018
Wie Climate Engineering das Klima steuern kann

Wie Climate Engineering das Klima steuern kann

Ein Expertenbeitrag von Dr. habil. Axel Liebscher

Wie Climate Engineering das Klima steuern kann

Expertenbeitrag von Dr. habil. Axel Liebscher, Deutsches GeoForschungsZentrum GFZ, Potsdam Die gesellschaftliche Diskussion um die Folgen des Klimawandels spielt sich auf vielen Ebenen ab. In Kreisen der Vereinten Nationen, aber auch in der Wissenschaftsgemeinde wird das Zwei-Grad-Ziel beschworen. Damit ist gemeint, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur im Vergleich zu vorindustriellen Zeiten auf zwei Grad Celsius zu begrenzen. Erreicht werden kann dies nur durch eine rigide Verminderung des Kohlendioxid-Ausstoßes bzw. der Treibhausgaskonzentrationen in der Atmosphäre. Weil dabei aber bisher nur geringe Fortschritte erzielt wurden, hat sich in den letzten Jahren eine Diskussion zum Climate Engineering entwickelt.

Climate Engineering beschreibt Technologien und Konzepte, das globale Klima mittels geotechnologischer Eingriffe zu steuern oder gar zu regeln, um die negativen Effekte des Klimawandels abzuschwächen oder zu verhindern. Es lassen sich zwei prinzipielle Ansätze unterscheiden:

  1. Carbon Dioxide Removal-Technologien: Diese zielen darauf ab, der Atmosphäre Kohlendioxid zu entziehen, sei es mit technischen Mitteln oder durch Erhöhung der CO2-Aufnahmekapazität natürlicher Systeme (z.B. Ozeandüngung); 
  2. Solar Radiation Management: Dieses versucht, die Wärmeeinstrahlung der Sonne zu reduzieren, indem entweder das Rückstrahlungsvermögen der Erdoberfläche erhöht (im Fachjargon: künstliche Albedo) oder die Atmosphäre mit einer Schicht reflektierender Partikel geimpft wird.

Dr. habil. Axel Liebscher leitet die Sektion Geologische Speicherung am Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ. Er ist u. a. Sachverständiger für die Anhörung „Landesgesetz zum Kohlendioxid-Speicherungsgesetz erarbeiten“ im Ausschuss für Wissenschaft und Wirtschaft, Landtag von Sachsen-Anhalt.

Die meisten dieser Technologien und Konzepte sind zurzeit noch hypothetisch und ihre möglichen negativen, nicht intendierten Nebeneffekte auf das Klima und die verschiedenen Ökosysteme, aber auch auf gesellschaftliche Aspekte bisher nicht oder nur sehr unvollständig verstanden. Alle Climate Engineering-Technologien haben gemeinsam, dass sie nicht an den Ursachen ansetzen und demnach die Treibhausgasemissionen bekämpfen, sondern von einer technologischen Steuerbarkeit des Klimasystems – auch unter weiterhin erhöhten Treibhausgasemissionen – ausgehen.

Im Unterschied zu den oben genannten Ansätzen eines Climate Engineering im engeren Sinn werden auch Konzepte und Technologien diskutiert, die zwar die Treibhausgasemissionen bzw. ihre Konzentrationen in der Atmosphäre verringern, dabei aber auf gezielte technologische Eingriffe in Klimaprozesse verzichten. Dazu zählen z. B. Aufforstungsprogramme, aber auch die sogenannte CCS-Technologie (carbon capture and storage). Bei der CCS-Technologie sollen anfallende CO2-Emissionen am Ort ihrer Entstehung (Kraftwerke, Industrieanlagen) abgeschieden, anschließend in geologischen Formationen dauerhaft gespeichert und so der Atmosphäre entzogen werden. Im Gegensatz zu den verschiedenen Climate Engineering-Technologien ist die CCS-Technologie einsatzfähig und wird im industriellen Maßstab bereits in Norwegen, in den USA und in Kanada erfolgreich angewandt. In Verbindung mit Bioenergie ist sie zudem die einzige, heute bereits vorliegende Technologie, die zu sogenannten negativen Emissionen und damit zu einer Verringerung der atmosphärischen Kohlendioxid-Konzentrationen führen kann.

In Deutschland wird die CCS-Technologie und insbesondere die geologische CO2-Speicherung in dem 2012 in Kraft getretenen Gesetz zur Demonstration der dauerhaften Speicherung von Kohlendioxid, kurz Kohlendioxid-Speicherungsgesetz (KSpG), geregelt. Da das KSpG explizit nur die Erprobung und Demonstration, nicht aber die industrielle Umsetzung der dauerhaften Speicherung von Kohlendioxid regelt, sind die maximalen Speichermengen auf 1,3 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr und Speicher sowie 4 Millionen Tonnen CO2 Gesamtspeichermenge pro Jahr begrenzt. Zudem dürfen nur Speicher genehmigt werden, für die ein vollständiger Antrag bis zum 31.12.2016 eingereicht wurde.

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2016*17 – Meere und Ozeane.

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