Zum Wissenschaftsjahr 2018

Wissenswertes

Die erstaunlichsten Fakten zum Thema Meere und Ozeane

Ein Fisch wechselt mit mehr als 30 Jahren das Geschlecht. Ein Essen wird der Legende nach speziell für Seeleute mit starken Zahnschmerzen zubereitet. Und bei einem Ritus verkleiden sich Seefahrer als Meeresgott Neptun: Um Meere und Ozeane ranken sich viele Geschichten, die den Leser zum Staunen, zum Nachdenken und zum Diskutieren bringen. Angereichert mit zahlreichen Fakten haben wir die Geschichten aufgeschrieben – und präsentieren sie in unserer Rubrik „Wissenswertes“.

 


Großes Goldvorkommen im Meer

Wussten Sie schon, dass weltweit im Meerwasser fast 20 Millionen Tonnen Gold enthalten sind?

Trotz dieser Erkenntnis der US-amerikanischen Wetter- und Ozeanografie-Behörde lohnt es sich nicht, Schnorchel und Schaufel aus dem Schuppen zu holen. Zum einen enthält jeder Liter Meerwasser nur einige Milliardstel Gramm des Edelmetalls; zum anderen fehlen Methoden, wie diese verschwindend geringen Mengen gewonnen werden könnten – obwohl die Forschung schon seit mehr als 100 Jahren versucht, entsprechende Methoden zu entwickeln.

Bereits in den 1920er Jahren untersuchte der Chemiker Fritz Haber Tausende Meerwasserproben, um ein Verfahren zur Lösung von Goldpartikeln aus dem Meerwasser zu entwickeln. Doch Haber und seine Kollegen verschätzten sich um ein Vielfaches in der Menge an Gold, die sie im Meerwasser vermuteten. Und auch der Tübinger Professor Ernst Bayer hatte 1964 bei seinen Bemühungen, Gold aus dem Golf von Neapel zu gewinnen, keinen wirtschaftlichen Erfolg.

Möglicherweise gibt es jetzt aber doch den buchstäblichen Goldstreif am Horizont: Ein Wissenschaftsteam aus Kiel hat in einer Kooperation mit isländischen Forschern sehr hohe Goldkonzentrationen tief unterhalb heißer Quellen auf Island gemessen. Demnach enthalten die heißen Wässer der Reykjanes-Halbinsel im Südwesten Islands schätzungsweise mindestens 10.000 Kilogramm Gold.

Und nicht nur im Wasser, sondern auch am Grund der Meere kommt Gold in größeren Mengen vor: Unter anderem vor der Küste Papa-Neuguineas lagern Massivsulfide mit einem teilweise beachtlichen Goldgehalt.


Wertvolle Manganknollen im Pazifik

Wussten Sie schon, dass im Pazifik gebietsweise 60 Prozent des Meeresbodens mit wertvollen Manganknollen bedeckt sind?

Manganknollen sind ungefähr so groß wie eine Kartoffel. Sie sind für die Stahlverarbeitung, aber auch fürdie Elektroindustrie sehr bedeutsam. Denn sie enthalten Rohstoffe wie Mangan, Kupfer, Nickel und Kobalt, die wir unter anderem für unsere Smartphones, Flachbildschirme und Hybridautos benötigen.

Da Deutschland nicht über Kupfer-, Nickel- und Kobalt-Vorkommen verfügt, werden diese Metalle bislang aus Russland, Chile und der Demokratischen Republik Kongo importiert. Gleichzeitig erkunden deutsche Meeresforscher im Pazifik zwei Gebiete in der sogenannten Clarion-Clipperton-Zone. Geschätzt wird, dass dort insgesamt etwa eine Milliarde Tonnen Manganknollen auf dem Meeresboden lagern.

Gebietsweise sind in der Clarion-Clipperton-Zone, dem weltweit größten Manganknollengebiet, 60 Prozent des Meeresbodens mit den Knollen bedeckt. Und auch in bestimmten Regionen des südlichen Pazifiks und des Indischen Ozeans bedecken Manganknollen weite Teile des Meeresbodens. Doch bevor sie tatsächlich abgebaut werden können, müssen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler noch viele wichtige Forschungsfragen beantworten – etwa die, wie die Knollen umweltverträglich gefördert werden können.


Bohrungen zur Ölgewinnung bis 3.000 Meter Tiefe

Wussten Sie schon, dass internationale Konzerne bereits in Meerestiefen von fast 3.000 Metern vorgedrungen sind, um Öl zu fördern?

1896 ließ der US-Amerikaner Henry L. Williams vor Santa Barbara einen etwa 100 Meter langen Steg in den Pazifik bauen, trieb von dort aus seine Bohrer in den Meeresgrund und förderte Erdöl. 120 Jahre später ist das Summerland-Ölfeld zwar ausgebeutet, aber die Idee von Williams, untermeerische Ölreserven anzuzapfen, hat sich von Kalifornien aus rasant verbreitet: Etwa 3.000 Bohrinseln sind heute weltweit aktiv, allein etwa 250 im Golf von Mexiko. Dort nahm der Shell-Konzern im November 2011 im Tobago-Feld eine Plattform in Betrieb, deren Bohrgestänge eine Wassertiefe von 2.934 Meter überwindet, bevor es in den Meeresgrund vorstößt – und damit bis heute den Tiefenrekord hält.

Auch im Meeresboden wird mittlerweile kilometertief gebohrt. Anders als zu Williams Zeiten sind heute nicht mehr nur senkrechte, sondern auch schräge und verzweigte Bohrungen möglich. So können Ölfelder erschlossen werden, die weit vom Standort der Bohrinsel entfernt sind, ohne dass neue Plattformen installiert werden müssten.


Hohe Leistungskraft von Offshore-Windparks

Wussten Sie schon, dass die Offshore-Windparks von Großbritannien, Deutschland und Dänemark 2015 so leistungsstark waren wie acht mittlere Kernkraftwerke?

Während es auf deutschem Festland kaum noch geeignete Standorte für Windparks gibt, werden die Kapazitäten in Nord- und Ostsee kontinuierlich ausgebaut. Hier sind sie von Land aus kaum sichtbar, der Wind weht stetiger und kräftiger, und weil er seine maximale Kraft bereits in relativ geringer Höhe erreicht, müssen die Masten der Offshore-Windräder nicht so hoch sein wie die ihrer Verwandten auf dem Trockenen. Auch andere europäische Länder setzen auf Meereswind. Aktuell betreibt Großbritannien knapp 1.500 Turbinen, gefolgt von Deutschland mit etwa 800 und Dänemark mit ca. 520. Zusammen haben die Offshore-Windkraftanlagen dieser drei Länder derzeit eine installierte Leistung von knapp 9.600 Megawatt – was ungefähr der Leistung von acht Kernkraftwerken der mittleren Leistungsklasse entspricht.

Allerdings ist die tatsächliche Leistung der Windparks anders als die der Kernkraftwerke wetterabhängig, und wegen der hohen Errichtungs- und Betriebskosten sowie der aufwendigeren Netzanbindung sind die Stromentstehungskosten zudem höher als bei Festland-Anlagen. Dass trotzdem neue Windparks in Nord- und Ostsee entstehen, unterstreicht den politischen Willen zum Ausbau erneuerbarer Energien