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Ändern sich die Meeresströmungen im Atlantik?

Tipp

Ändern sich die Meeresströmungen im Atlantik?

Direkt von Bord – Ein Expeditionsblogbeitrag des Forschungsschiffes Meteor

Ändern sich die Meeresströmungen im Atlantik?

Der erste Expeditionsblogbeitrag der Forschungsfahrt M131

Freitag, der 7. Oktober 2016. Noch liegt das Forschungsschiff Meteor an der Pier im Hafen. Um 9.34 Uhr geht der Lotse an Bord. 14 Minuten später sind alle Leinen los. Die Expedition M131 mit dem Forschungsschiff Meteor beginnt.

Unsere Route: Immer geradeaus auf 11 Grad südlicher Breite; Südwestafrika, unser Hauptarbeitsgebiet in den kommenden Wochen. An Bord: 27 Forscherinnen und Forscher des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel, des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde, der Universität Hamburg und des Max-Planck-Instituts für Meteorologie Hamburg sowie Kolleginnen und Kollegen aus Angola, Namibia, Südafrika und Norwegen.

Fahrtleiter Prof. Dr. Peter Brandt ist Professor für Experimentelle Ozeanographie am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Er beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der Veränderlichkeit von Ozeanströmungen und ihrer Rolle im Klimageschehen. Dabei konzentriert er sich vor allem auf den tropischen Atlantik, wo er Wellen und Wirbel, Vermischungsprozesse und die Sauerstoffverteilung im Ozean untersucht.

Gemeinsam untersuchen wir während dieser Expedition, ob und wie sich Strömungen und Eigenschaften der Wassermassen – zum Beispiel Temperatur, Salzgehalt und Sauerstoff – vor Südwestafrika ändern und welche Auswirkungen diese Änderungen auf das Klima oder auf die biologische Produktivität und den Fischfang vor der Küste Westafrikas haben. Gerade für die westafrikanischen Staaten haben diese Fragen eine große Bedeutung. Unsere Arbeiten sind Teil von übergreifenden Forschungsprojekten, die vom BMBF bzw. der EU gefördert werden und sich mit Küstenauftrieb und Klimaprognosen im tropischen Atlantik befassen.

Seit der Abfahrt von Recife bestimmen zunächst stündliche Messungen mit einem CTD-System den Arbeitsalltag. Das Kürzel steht für „conductivity“ (Leitfähigkeit), „temperature“ und „depth“ (also Wassertiefe). Zwischen 400 Meter Wassertiefe und der Meeresoberfläche werden damit Tag und Nacht bei voller Fahrt Daten erfasst. Gelegentlich hieven wir auf Station einen Kranzwasserschöpfer mit einer weiteren hoch-genauen CTD-Sonde über die Reling und bekommen so Meerwasserproben aus unterschiedlichen Tiefen in unsere Schiffslabore zu weiteren Analyse. Zudem legen wir Argo-Tiefendrifter aus. Diese autonomen Messbojen treiben für mehrere Jahre im Atlantik und senden ihre Daten alle zehn Tage per Satellit aus dem Ozean direkt in die globalen Datenbanken. Unsere Fahrt fußt auf ähnlichen Messungen, die 2013 bzw. während vorangegangener Meteor-Expeditionen entlang 11 Grad südlicher Breite durchgeführt wurden. Solche Zeitreihen helfen zu erkennen, wie sich Wassermassen im oberen Ozeanstockwert über längere Zeiträume verändern.

Auch die Ergebnisse der vorangegangenen Meteor-Expedition M130 spielen für uns eine wichtige Rolle. Während M130 wurden die Oberflächen- und Tiefenströmungen vor der Atlantikküste Südamerikas vermessen. Die Strömungen vor Brasilien sind ein wichtiger Teil des globalen Ozeanströmungssystems, zu dem auch der Golfstrom gehört. Sein Einfluss auf das weltweite, aber auch regionale Klima- und Wettergeschehen ist groß. Viele internationale Forschergruppen arbeiten gemeinsam daran, die Veränderungen der Strömungen vom subpolaren Atlantik bis zum südlichen Ozean zu bestimmen und ihre Ursachen zu verstehen. Den Crew-Wechsel zwischen M130 und M131 haben wir für ein gemeinsames Kolloquium mit unseren brasilianischen Kollegen der Universidade Federal de Pernambuco in Recife genutzt und uns über die Forschungsarbeiten der beteiligten Gruppen ausgetauscht. Zu unserer Freude nahm die deutsche Generalkonsulin Maria Könning-De Siqueira Regueira daran teil. Sie betonte, wie wichtig der Besuch des deutschen Forschungsschiffs Meteor in Recife für die deutsch-brasilianischen Beziehungen sei.

Seit fast zwei Wochen fahren wir nun gegen Winde und Strömungen an. Langsam nähern wir uns der Küste Angolas – unserem ersten Arbeitsgebiet vor der westafrikanischen Küste. Hier erreicht kaltes, nährstoffreiches Wasser aus der Tiefe die Oberfläche, deswegen wird es Auftriebsgebiet genannt. In unseren Messungen sehen wir bereits deutlich, dass die Schicht warmen Oberflächenwassers immer dünner wird.

In der kommenden Woche ist ein kurzer Hafenaufenthalt in der angolanischen Stadt Luanda geplant, denn auch die Kooperation mit den afrikanischen Staaten soll während dieser Expedition gestärkt werden. Die Zusammenarbeit zwischen deutschen Studierenden und den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie unseren afrikanischen Kolleginnen und Kollegen an Bord ist offen, herzlich und intensiv. Es macht Freude, gemeinsam den Ozean zu beobachten, um ihn noch besser zu verstehen. Die Meteor mit ihrer langen und traditionsreichen Geschichte, ihrer erfahrenen Besatzung und der modernen Ausrüstung bietet dafür genau die richtige Arbeitsatmosphäre.