Zum Wissenschaftsjahr 2018
Geheimnisse im Fischblut

Geheimnisse im Fischblut

Ein Porträt von Molly Victoria Czachur

Geheimnisse im Fischblut

Ein Porträt von Molly Victoria Czachur, Alfred-Wegener-Institut Bremerhaven

„Kabeljau ist eine kommerziell wichtige Art, das wissen wir in Großbritannien nicht zuletzt durch Fish und Chips“, berichtet Molly Czachur. Doch wie wird sich der Klimawandel auf die Fischbestände auswirken? Das erforscht die britische Meeresbiologin derzeit am Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven. Dank des Austauschprogramms Erasmus sammelt sie ein halbes Jahr lang Praxiserfahrung in der Arbeitsgruppe „Integrative Ökophysiologie“. Die Forscherinnen und Forscher dort untersuchen unter anderem, wie marine Lebewesen auf die zunehmende Versauerung der Ozeane reagieren.

Bei Fischen spielt das Blut eine wichtige Rolle als Puffer, um den pH-Wert stabil zu halten. „Ich untersuche zum Beispiel, wie sich die Fähigkeit des Blutfarbstoffs Hämoglobin, Sauerstoff zu binden, verändert“, sagt die Biologin. Forscherinnen und Forscher am AWI haben den Verdacht, dass besonders Jungfische Probleme damit haben, sich an saureres Wasser anzupassen.

Besonders begeistert ist Molly Czachur davon, dass sie in Bremerhaven neueste molekularbiologische Methoden kennenlernt. „Ich arbeite beispielsweise mit Dr. Felix Mark vom AWI an dem frisch patentierten System BOBS, das ist die Abkürzung für Blood Oxygen Binding System“, sagt sie. Das am AWI entwickelte Gerät misst die Fähigkeit zur Sauerstoffbindung in winzigen Blutproben vollautomatisch. „Es ist brandneu, ich bin sozusagen die allererste, die es benutzt!“, erzählt Molly Czachur.

Die Meeresbiologin Molly Victoria Czachur von der University of Bangor in Wales hat ihren Master frisch in der Tasche und interessiert sich dafür, wie man molekularbiologische Methoden für den Artenschutz einsetzen kann. Derzeit sammelt sie internationale Erfahrung. Nachdem sie ein halbes Jahr in Kenia bei einem Projekt zum Schutz von Mangroven verbracht hat, arbeitet sie derzeit sechs Monate am Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven.

Daneben hat sie gelernt, das Erbmaterial DNA mit verschiedenen Verfahren zu analysieren, unter anderem mit einer Variante der Polymerase-Kettenreaktion (PCR), der so genannten quantitativen Echtzeit-PCR. Mit dieser Methode können die AWI-Forscherinnen und -Forscher herausfinden, ob bestimmte Gene der Fische an- oder abgeschaltet werden, wenn sich die Umweltbedingungen ändern.

Molly Czachur gefällt die tägliche Laborarbeit sehr. „Die Bedingungen am AWI sind hervorragend für meine berufliche Entwicklung, ich freue mich, dass ich an so einem aufregenden Projekt teilnehmen kann“, sagt sie.

Die Arbeit in Bremerhaven ist ein Kontrastprogramm zu ihrer vorigen Station in Kenia am Kenya Marine and Fisheries Research Institute. Dort untersuchte sie, wie sich die Wiederherstellung von Mangroven-Wäldern auf die Artenvielfalt und auf das lokale Klima auswirkt. „Um eine Bestandsaufnahme der Mangroven durchzuführen, war ich viel im Feld unterwegs, das war eine ganz andere Art der Forschung“, berichtet sie. Die Ergebnisse stellte sie kürzlich auf einer Konferenz in Brüssel vor.

Im Juni wechselt Molly Czachur zur Stellenbosch University in Südafrika, um ihre Doktorarbeit zu schreiben. Sie freut sich jetzt schon: „Von polaren Fischen zu tropischen Fischen, was für ein Kontrast!“

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