Zum Wissenschaftsjahr 2018
Tauchen vor Südgeorgien

Tauchen vor Südgeorgien

Ein Porträt von Oliver Hogg

Tauchen vor Südgeorgien

Ein Porträt von Oliver Hogg, British Antarctic Survey

Die Antarktis-Insel Südgeorgien ist für ihre biologische Vielfalt berühmt: Wale, Robben, Pinguine, Krill und Meeresvögel bevölkern die Gewässer rund um den etwa 160 Kilometer langen Landstreifen in erstaunlichen Mengen. Was am Meeresboden lebt, war allerdings bislang nur durch Beifänge aus der Fischerei bekannt.

„Man wusste praktisch nichts darüber, was für Lebensgemeinschaften die Tiere am Boden bilden oder ob sie bestimmte Umweltbedingungen bevorzugen“, berichtet Oliver Hogg vom British Antarctic Survey in Cambridge. Für seine Doktorarbeit sammelt der Biogeograph Daten zur Topographie, zu Meeresströmungen, Temperaturen und weiteren Umweltbedingungen. Anhand dieser Informationen erstellt er Karten und will so prognostizieren, wie unterschiedliche Lebensräume rund um Südgeorgien verteilt sind. Seit 2012 stehen insgesamt eine Million Quadratkilometer des Meeresgebietes unter strengem Schutz. „Man weiß aber kaum etwas darüber, wo sich besonders empfindliche Ökosysteme befinden oder welche Umweltbedingungen zu einer hohen Artenvielfalt führen, daher brauchen wir mehr biologische Informationen, um den Schutz gut begründen zu können“, sagt Hogg.

Der marine Biogeograph Oliver Hogg arbeitet seit 2009 auf unterschiedlichen Positionen beim British Antarctic Survey in Cambridge. Er untersucht, wie marine Lebensgemeinschaften durch unterschiedliche Umweltbedingungen geprägt werden. Seit 2014 führt er für seine Doktorarbeit Studien zur Biodiversität auf einigen der entlegensten Inseln der Welt durch, darunter auch Südgeorgien.

Im Januar 2017 ergab sich für den Forscher die Gelegenheit, einen Blick auf die bislang unbekannte Welt am Meeresboden vor der Insel zu werfen: Als Teilnehmer einer fünfwöchigen, vom Bremer Forschungsinstitut MARUM geleiteten Expedition des deutschen Forschungsschiffes METEOR nach Südgeorgien konnte er erstmals die biologische Vielfalt am Meeresgrund direkt vor Ort beobachten – mit Hilfe des ferngesteuerten und mit Kameras ausgestatteten Unterwasserroboters MARUM-SQUID. Das eigentliche Ziel der Fahrt war es, einige 2013 entdeckte Methanquellen auf dem Kontinentalschelf vor Südgeorgien genauer zu untersuchen. Doch auch Oliver Hogg kam auf seine Kosten. Der spektakulärste Fund gelang per Zufall. „Beim Erkunden eines flachen Hangs wäre der Unterwasserroboter beinahe in eine plötzlich auftauchende, fast senkrechte Felswand gekracht“, erzählt Hogg. Unmittelbar neben einem relativ öden Talboden war plötzlich alles voller Leben. „Vor lauter Korallen, Schlangensternen und Glasschwämmen konnte man die Felsen überhaupt nicht mehr sehen“, erinnert sich der Biologe.

Um diese Vielfalt am Meeresboden in Zukunft schützen zu können, müssen bestehende Konzepte möglicherweise überdacht werden, sagt Oliver Hogg. „Wir müssen einen Weg finden, um auch solche kleinskaligen, schützenswerten Strukturen zu berücksichtigen.“

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