Zum Wissenschaftsjahr 2018
Die Polargebiete

Tipp

Die Polargebiete

Die stärksten Erwärmungen werden aber vermutlich das Nordpolarmeer treffen. Der IPCC erwartet in 95 Prozent aller ozeanischen Gebiete einen Anstieg des Meeresspiegels.

Arktis und Antarktis

Warum Wärme an den Polen auch uns betrifft

Jeweils Ende März erreicht das Eis im Arktischen Polarmeer seine größte Ausdehnung. Im Jahr 2016 war die Eisbedeckung so gering wie nie zuvor. Durch das Schmelzen der arktischen Eismassen verschieben sich große Luftströmungen, die auch unser Klima beeinflussen. Auswirkungen auf den Wasserspiegel hat dieses Abschmelzen allerdings kaum, denn – wir kennen es vom Eiswürfel im Wasserglas – das Eis schmilzt und der Wasserstand bleibt gleich. Anders sieht es aus, wenn die teilweise mehrere tausend Meter dicken Eisschilde bei Grönland und auf dem Antarktischen Festland abschmelzen. Dies würde zu einem Anstieg des Meeresspiegels führen.

Der Weltklimarat IPCC hat verschiedene Szenarien für eine Temperaturerhöhung berechnen lassen. Dabei wird deutlich, dass die globalen mittleren Temperaturanstiege nur wenig über die geographische Verteilung der Temperaturerhöhung aussagen. Die stärksten Erwärmungen werden aber vermutlich das Nordpolarmeer treffen. Der IPCC erwartet in 95 Prozent aller ozeanischen Gebiete einen Anstieg des Meeresspiegels. Im Wesentlichen wird dieser Anstieg durch das Abschmelzen kontinentaler Eismassen und der Erwärmung des Wassers verursacht, dessen Dichte temperaturabhängig ist.

Wenn Hänge ins Rutschen kommen

Klimabedingte Temperaturänderungen treffen uns auch weit im Landesinneren, z. B. in Gebieten, deren Böden zuvor dauerhaft gefroren waren, dem sogenannten Permafrost. Um die 25 Prozent der Landflächen der Erde liegen in der sogenannten Permafrost-Zone, die vor allem von den Ländern und Regionen wie Grönland, Alaska, Russland, Kanada und China gebildet wird. Ein auftauender Permafrostboden setzt die Treibhausgase Kohlendioxid und Methan frei. Die Erde wird sich folglich weiter und schneller aufheizen.

In den Alpen ist die Abnahme des Permafrostes ein unmittelbares Problem, weil dies zu einer Destabilisierung von Hängen führt, mit der Konsequenz, dass schon jetzt eine Zunahme an Hangrutschungen, Felsstürzen und Steinschlag zu beobachten ist. Der tauende Permafrost ist für die alpinen Regionen kostspielig, da Infrastrukturen wie Fundamente von Masten und Stationen im Hochgebirge häufig im gefrorenen losen Gestein verankert sind. Eine Abnahme des Permafrostes hat folgenreiche Konsequenzen für unsere Ökosysteme, deren Topographie, Fauna und Vegetation sich verändern werden.

Deutsche Forschung in den Polargebieten

Seit über 150 Jahren erforschen deutsche Wissenschaftler die Polargebiete. Die Fragestellungen haben sich geändert, aber die Herausforderungen sind nicht kleiner geworden, sondern zunehmend global ausgerichtet. Wie wirkt sich der prognostizierte Klimawandel auf Atmosphäre, Ozeane und die Ökosysteme langfristig aus? Und welche Konsequenzen ergeben sich daraus für das Leben in den Meeren und auf den Kontinenten? Um das herauszufinden, erforschen deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler langfristige Klima- und Umweltveränderungen auf der Neumayer III-Station in der Antarktis und auf der nördlichsten Forschungsbasis der Welt, der deutsch-französischen Station AWIPEV auf Spitzbergen (Norwegen).

Forschung und wirtschaftliche Interessen an den Polen

Wer glaubt, dass der Antarktisvertrag festlegt, dass die unbewohnte Antarktis zwischen 60 und 90 Grad südlicher Breite ausschließlich der wissenschaftlichen Forschung vorbehalten ist, täuscht sich. Die Fischerei ist durchaus erlaubt, vorausgesetzt das ökologische Gleichgewicht in der Antarktis wird gewahrt. Die CCAMLR-Kommission mit Sitz in Australien legt die Quoten für den Fisch- und Krillfang in antarktischen Gewässern fest. Zunehmend ist das empfindliche ökologische Gleichgewicht aber durch illegale Fischerei bedroht. Besonders eine mögliche Abnahme des Antarktischen Krills ist besorgniserregend, da dieser im Mittelpunkt der Nahrungskette der Antarktis steht.

Im Gegensatz zur Antarktis kommen die geopolitischen Interessen der Anrainerstaaten stärker in der Arktis zum Tragen. Das zunehmende Abschmelzen weiter Teile der arktischen Vereisung hat den Zugang zu dieser Region erleichtert. Damit gewinnen mögliche Rohstofflagerstätten, aber auch die mögliche Nutzung des Seegebietes für die Schifffahrt an Bedeutung. Die seewärtigen Grenzverläufe der Anrainerstaaten und vermutete Rohstofflagerstätten jenseits der sogenannten Ausschließlichen Wirtschaftszonen bilden dabei potentielle Konfliktfelder. Deutschland setzt sich auf politischer Ebene und mit wissenschaftlicher Exzellenz international dafür ein, dass wirtschaftliche Interessen, Forschung und Umweltschutz im Nordpolarmeer im Einklang bleiben.