Zum Wissenschaftsjahr 2018
Ressource Meer

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Ressource Meer

Die Erforschung des Rohstofflagers Ozean befindet sich derzeit in einer Pionierphase. Es ist unklar, ob und wann der industrielle Abbau starten kann.

Rohstofflager und Energielieferant

Wie die Energiequellen der Zukunft erkundet werden

Was vor mehr als 100 Jahren mit Erdöl und Erdgas begann, setzt sich jetzt womöglich mit Erzen und anderen metallhaltigen Mineralien fort. Um sein Verlangen nach Rohstoffen und Energie zu stillen, dringt der Mensch immer weiter in die Tiefsee und den Lebensraum Ozean ein.


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Ohne verschiedene seltene Metalle kommen hochtechnologische elektronische Geräte nicht aus. Wir brauchen sie für unsere Smartphones, Flachbildschirme und Hybridautos. Doch bei einigen Metallen und Mineralien neigen sich die Vorräte in den Landminen dem Ende zu. Meeresforscher erkunden deshalb die Möglichkeiten, ob und wie Manganknollen, Kobaltkrusten, Massivsulfide und andere mineralische Rohstoffe in bis zu 6.500 Metern Meerestiefe abzubauen wären.

Vorräte decken den Bedarf in Deutschland über Jahrzehnte

Rohstofflager Ozean. Manganknollen sehen ähnlich aus wie ein verkohlter Blumenkohl. Sie bedecken riesige Flächen des Meeresbodens im Pazifik und Indischen Ozean und enthalten Mangan, Nickel und viele andere wirtschaftsstrategische Metalle. Doch wie können sie abgebaut werden, ohne die Umwelt nachhaltig zu schädigen? Und wer darf sie fördern? Diese und viele weitere Fragen sind noch nicht beantwortet. Die Erforschung des Rohstofflagers Ozean befindet sich derzeit in einer Pionierphase. Es ist unklar, ob und wann der industrielle Abbau starten kann.

Damit sich der Meeresbergbau nicht zu einem Wettlauf um die reichhaltigsten Gebiete entwickelt, verwaltet die Internationale Meeresbodenbehörde (IMB) die Bodenschätze in internationalen Gewässern und entwickelt einen Kodex für einen umweltverträglichen marinen Bergbau. Die Behörde mit Sitz in Jamaika vergibt Lizenzen für Felder, in denen Rohstoffe erforscht werden dürfen – unter anderem an die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover.

Seit 2006 erkunden deutsche Meeresforscher zwei Gebiete im Pazifik, die mit 75.000 Quadratmetern Fläche etwas größer sind als Bayern. Auf rund eine Milliarde Tonnen wird die Gesamtmenge an Manganknollen allein im deutschen Gebiet geschätzt. Schon ein kleiner Teil davon würde den nationalen Bedarf über Jahrzehnte decken. Ökologische Begleitstudien erforschen die langfristigen Auswirkungen eines Manganknollen-Abbaus in der Tiefsee zu Gunsten höchster Umweltstandards. Erste Pilotstudien zeigen: Auch mehr als 25 Jahre nach der Entfernung von Manganknollen hat sich die Besiedlung des Meeresbodens verändert.

Asiaten wollen Methanhydrat abbauen

Unsere Ozeane sind gigantische Energielieferanten. Auch die Förderung von Methanhydrat aus der Tiefsee erscheint äußerst interessant. Die größten Vorkommen der Hydrate liegen in 200-Meilen-Zonen, in denen angrenzende Küstenstaaten das alleinige Nutzungsrecht haben. Vor allem in Japan, Indien, Südkorea und China wird derzeit sehr investiert, um den Abbau im Meer möglich zu machen. Japan und Südkorea zählen weltweit zu den größten Nettogasimporteuren und könnten sich durch die Gewinnung von Erdgas aus Methanhydraten unabhängiger von Einfuhren zum Beispiel aus Russland machen.

Während die Vorräte an Erdgas für dieses Jahrhundert sicher ausreichen, könnte Erdöl der erste fossile Rohstoff sein, der ausgeht. Deswegen erschließt die Industrie Quellen in immer größerer Tiefe. Umweltschützer weisen auf eine wachsende Unfallgefahr hin, je tiefer die Quellen im Meer und unter seinem Grund liegen.

Meere und Ozeane sind zudem geeignet, um erneuerbare Energien zu erzeugen. Vor den deutschen Küsten entstehen zahlreiche Offshore-Windparks, damit der Anteil alternativer Quellen am Energiemix steigt. Dabei dürfen auch bei der Erzeugung erneuerbarer Energien ökologische Aspekte wie die Nutzung von Lebensräumen von Meeressäugern und Seevögeln nicht außer Acht gelassen werden.