Zum Wissenschaftsjahr 2018
Schifffahrt im Wandel

Tipp

Schifffahrt im Wandel

Wann sind die Grenzen des Wachstums erreicht? Die größten Container-Schiffe der Welt laden bereits mehr als 200.000 Tonnen Fracht.

Seestraße und Handelsroute

Wie in Kolumbus' Fahrrinnen der Warenverkehr wächst

Kraftstoffe für unsere Autos, die Kleider in unseren Schränken, die Bananen auf unseren Frühstückstischen – riesige Frachter bringen sie übers Meer nach Europa, wo sie vorrangig in den großen Häfen in Hamburg oder Rotterdam entladen und verteilt werden. Als Seestraße und Handelsroute spielen Ozeane eine tragende Rolle bei der Versorgung der Menschen weltweit mit ihren Konsumgütern.


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Im 15. und 16. Jahrhundert waren es Seefahrer wie Christoph Kolumbus, Vasco da Gama und Ferdinand Magellan, die die Meere der Welt entdeckten. Heute sind es vorwiegend die Schiffe der großen Reedereien, die auf den Routen der Entdecker und neuen Seerouten Waren um die Welt transportieren.

Schneller von der Küste Asiens nach Rotterdam

Wann sind die Grenzen des Wachstums erreicht? Die größten Container-Schiffe der Welt laden bereits mehr als 200.000 Tonnen Fracht. Häfen wie in Rotterdam ermöglichen Frachtern einen Tiefgang von bis zu 24 Metern. Und die Schmelze des Arktis-Eises eröffnet neue, kürzere Routen. Im August 2013 fuhr erstmals ein Containerschiff aus China, entlang der russischen Nordküste, durch die Nordostpassage nach Rotterdam – eine schnellere als die klassische Route durch den Suezkanal (Strecke: 14.000 statt 21.000 Kilometer, Reisezeit: 35 statt 48 Tage).

Doch mit dem zunehmenden globalen Handel werden auch neue Fragen an die Meeresforschung gestellt: Wie vertragen Wale, Eisbären und Robben den Lärm der Schiffe? Wie wirkt sich der Schadstoffausstoß der Ozeanriesen auf die Atmosphäre aus und welche sind die Antriebssysteme der Zukunft? Zu diesen und vielen weiteren Fragestellungen liegen noch keine gesicherten Erkenntnisse vor.

Dabei arbeiten Handel und Forschung schon jetzt Hand in Hand. Wissenschaftler statteten Tanker, Frachter und Passagierschiffe mit Messgeräten aus. Auf den Meeren sammeln sie wichtige Daten für die Forschung – über Wetter, Meeresströmungen und die Aufnahme von Kohlendioxid durch die Ozeane.

Tiere und Pflanzen siedeln sich in fremden Meeresregionen an

Auch einen biologischen Nebeneffekt hat die Schifffahrt mitgebracht: Verschiedene Tier- und Pflanzenarten werden – vom Menschen unbemerkt – in Wassertanks auf Schiffen aus heimischen Gewässern fortgeschleppt und siedeln sich in fremden Meeresregionen an. Dies kann weltweit zu einer Verschiebung der Biodiversität durch so genannte invasive Arten führen. Aber mit welchen Folgen?

Auch in deutschen Gewässern wurden neue Arten von Krebsen, Insekten, Asseln, Fischen und Algen entdeckt, die die Artenvielfalt erheblich verändern können. Beispielhaft ist die Ansiedlung der Schwarzmaulgrundel aus dem Schwarzen Meer (Länge: bis zu 25 Zentimeter). 1990 wurde der Süßwasserfisch erstmals in der Danziger Bucht entdeckt und breitete sich mittlerweile bis in Oder, Rhein und Nordsee aus. Weil er sich vom Laich anderer Fische ernährt, sind einige heimische Arten vom Aussterben bedroht.