Zum Wissenschaftsjahr 2018

Ein Faible für Technik

Vicky Tippe (16) absolviert eine Ausbildung zur Technischen Produktdesignerin am Helmholtz-Zentrum Geesthacht. Auch wenn sie später hauptsächlich mit Computerprogrammen arbeiten wird, zeichnet sie während der Ausbildung viel von Hand. Es sei eine große Umstellung gewesen – vom Schul- zum Arbeitstag. Vicky Tippe, jetzt 16 Jahre alt, bei Ausbildungsbeginn zur Technischen Produktdesignerin am Helmholtz-Zentrum Geesthacht sogar erst 15, schmunzelt, als sie das erzählt. Heute sitzt sie durchgängig am Computer im Büro. Fünf-Minutenpausen für den Plausch mit Freundinnen, Freistunden, sanftes Wegträumen in Unterrichtsstunden, die nicht die hundertprozentige Aufmerksamkeit verlangen...das ist Geschichte. Stattdessen: Arbeitsbeginn um 7:30 Uhr, Arbeitsende um 16:30 Uhr, zum Glück Gleitzeit. Plus die einstündige Anreise vom Wohnort in der Nähe von Lüneburg bis nach Geesthacht. Macht zwei Stunden Pendelei. Und auch hier hat die 16-Jährige Glück, ein Arbeitskollege aus ihrem Ort nimmt sie im Auto mit. „Ja, der Unterschied von Schule zur Arbeitswelt ist heftig. Aber ich bin froh, dass ich diese Ausbildung absolvieren kann. Es ist das Richtige für mich und meine Interessen.“

Diese sind ganz klar im technischen Bereich zu finden. Mathe und Physik gehörten zu Vicky Tippes Lieblingsfächern in der Realschule. Sie wählte Technik als Profil. Schon vor dem Realschulabschluss wollte sie testen, ob ihre Berufspläne, die in Richtung technische Ausbildung gingen, auch zu ihrem Naturell passen. Deshalb hat sie sich in zwei unterschiedlichen Praktika ausprobiert: Neben der Technischen Produktdesignerin versuchte sie sich auch als Altenpflegerin. „Denn ich arbeite sehr gerne mit Menschen zusammen“, erzählt sie. „Im Praxistest der beiden Berufe ist mir klar geworden, wo ich mich wohler fühle.“ Die 16-Jährige merkte, dass sie wichtige Voraussetzungen für ihren Beruf mitbringt: ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen, Konzentrationskraft und Eigenständigkeit.

Nach einem erfolgreich absolvierten Einstellungstest arbeitet sie nun am Helmholtz-Zentrum Geesthacht – Zentrum für Material- und Küstenforschung (HZG). Dort (und am zweiten Standort in Teltow) sind 950 Mitarbeiter aus 57 Nationen beschäftigt. Als Mitglied der größten deutschen Wissenschaftsorganisation, der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, leistet das HZG mit seinen Schwerpunkten wie Werkstoffforschung und Management der Küsten- und Meeresumwelt einen wichtigen Beitrag zur Klärung drängender Fragen, die uns alle angehen.

Die Geesthachter Küstenforscherinnen und Küstenforscher widmen sich komplexen Zusammenhängen. Je mehr Menschen sich in Küstenregionen ansiedeln und sie auch industriell nutzen, desto mehr sollte auf den Schutz geachtet werden. Natürliche Gefahren wie Sturmfluten müssen erforscht werden, Klimaveränderungen und der Lebensraum Küste bedürfen eines professionellen Managements. In der Werkstoffforschung geht es um die Entwicklung und Erprobung besonders leichter und funktioneller Materialien. Dabei gilt es vor allem zu bedenken, dass Rohstoff- und Energieressourcen geschont werden. Die Aufgaben der Werkstoffforschung reichen dabei von der Legierungsentwicklung über neuartige Verarbeitungstechnologien bis hin zur Prüfung der entwickelten Werkstoffe.

Zeit, über die großen gesellschaftlichen Fragen nachzudenken, findet Vicky Tippe allerdings eher wenig. Sie ist in ihrem ersten Ausbildungsjahr stark damit beschäftigt, viel per Hand zu zeichnen, Normen zu pauken und computergestützte Zeichenprogramme kennenzulernen. Mit großer Sorgfalt fertigt sie bis ins Detail durchdachte technische Zeichnungen an. Nach ihrer Ausbildung wird sie dazu in der Lage sein, mit Ingenieurinnen und Konstrukteuren Hand in Hand zu arbeiten, um Produkte zu entwickeln. Gut möglich ist allerdings auch, dass sie erneut die Schulbank drückt – sie denkt bereits jetzt schon darüber nach, das Fachabitur ins Visier zu nehmen.

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