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Ewiges Eis - Eisverluste am Rand können gesamte Antarktis erschüttern

Ewiges Eis - Eisverluste am Rand können gesamte Antarktis erschüttern

Mit Fakten gegen den Meeresspiegelanstieg - die Schelfe werden dünner

Welche Auswirkungen hat das Schmelzen des Schelfeises?

Rund um die Antarktis schwimmt Meereis. Dieses blockt das Landeis und hindert es daran, ins Meer abzufließen. Schmilzt das Schelfeis entlang der Küstenlinie, fließt auch verstärkt Eis vom Land ins Meer. Bisher dachte man, dass der Eisfluss besonders vom Abschmelzen der Küstenlinie ausgelöst wird. Hier treffen das Meereis und das Landeis aufeinander. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) fanden jetzt heraus, dass auch das Schmelzen in der Nähe der Ränder und inmitten der Schelfeisflächen direkte Auswirkungen haben kann. Die Folgen reichen bis weit ins Landesinnere. Dies könnte den Eisverlust und damit potentiell auch den Anstieg des Meeresspiegels erhöhen.

Das Meereis schmilzt und wird dünner. Das Forschungsteam des PIK wollte die Folgen des Prozesses für die riesigen Eismassen an Land besser verstehen. Sie simulierten den Eisfluss am Computer, um mögliche Folgen der globalen Erwärmung zu untersuchen. Verursacht wird diese durch Treibhausgasemissionen aus der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas. „Eine Destabilisierung des schwimmenden Eises in einer Region kann ein weitreichendes Signal senden, das bis zu 900 Kilometer weit quer über das größte Eisschelf der Antarktis reichen kann", erklärt Ronja Reese (PIK), Erstautorin der in der Fachzeitschrift ‚Nature Climate Change’ erschienenen Studie. „Das geschieht mit einer unglaublichen Geschwindigkeit – ähnlich der, mit der sich die Erschütterungen eines Erdbebens fortsetzen."

Die Gefahr für die Stabilität des Eises haben die Forscherinnen und Forscher in der Tiefe des umgebenden Meeres ausgemacht. Wärmeres Wasser vor der Küste, das in die Bereiche unter den Eisschelfen eindringt, kann das schwimmende Eis dünner machen. Da sich dieses Eis bereits im Wasser befindet, trägt sein Schmelzen nicht direkt zum Anstieg des Meeresspiegels bei. Allerdings reduziert sich die Bremswirkung des Meereises und der Spannungszustand des Landeises steigt. In diesem Prozess sieht die Studie den Hauptgrund für den derzeit beobachteten Beitrag der Antarktis zum Meeresspiegelanstieg.

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Die Studie quantifiziert die Auswirkungen des Dünnerwerdens von Eisschelfen in der Antarktis systematisch. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben die kritischen Regionen kartiert. Sie identifizierten dabei die Bereiche des schwimmenden Eises, welche die stärksten Reaktionen auslösen können. Der Ansatz sei rein diagnostisch und tauge nicht zu Vorhersagen des weiteren Eismassenverlusts. „Dennoch zeigt er die Risiken, die wir in der Antarktis eingehen, wenn wir die Erwärmung unseres Planeten nicht begrenzen", mahnt Ko-Autor Anders Levermann vom PIK und der Columbia University, New York. Es brauche eine weitere gezielte Beobachtung der Veränderungen der Eisdicke und der Meerestemperatur unterhalb dieser Gebiete. Schließlich gelte es „die antarktischen Eismassen zu stabilisieren, viele Meter zusätzlichen Meeresspiegelanstiegs zu vermeiden und damit Städte wie New York, Hamburg, Mumbai und Shanghai zu schützen", fasst Levermann zusammen.

14.12.2017

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