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Erfolgreiche Fortpflanzungsstrategie der Meerwalnuss untersucht

Eine Vielfalt an Vermehrungsstrategien verspricht Erfolg

Die Globalisierung macht vor der Tier- und Pflanzenwelt nicht halt: Tausende von Arten werden täglich um den Erdball transportiert, oft als blinde Passagiere in Ballastwassertanks von Containerschiffen.Warum es nur wenige schaffen, sich in ihrer neuen Heimat dauerhaft anzusiedeln, diese Frage beschäftigt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler seit langem. Ein Meeresforschungsteam hat nun eine äußerst erfolgreiche Art untersucht, die Meerwalnuss.

Diese Rippenqualle vermehrt sich in fremder Umgebung im Durchschnitt deutlich früher als in ihrem eigentlichen Lebensraum vor Nord- und Südamerika. Ende der 1980er Jahre wurde die Meerwalnuss berühmt, als sie massenhaft im Schwarzen Meer auftrat und zur gleichen Zeit die kommerziellen Fischbestände dort zusammenbrachen. 2005 wurde sie erstmals in Nordeuropa gesichtet, besonders zahlreich kommt sie im Wattenmeer und im dänischen Limfjord vor. Erfolgreich ausbreiten kann sie sich, weil sie ein simultaner Hermaphrodit ist, Männchen und Weibchen zugleich: Sie kann Eier sowohl legen als auch befruchten. Ein Riesenvorteil: Die meisten anderen Arten, die ihren angestammten Lebensraum verlassen, haben in ihrem neuen Umfeld ein Problem mit der Fortpflanzung, denn sie kommen allein oder es gibt dort zu wenige Fortpflanzungsmöglichkeiten für sie.

Die Meerwalnuss ist in ihrer angestammten Heimat Amerika sehr vielfältig in ihrem Reproduktionspotenzial: Einige Tiere vermehren sich sehr frühzeitig, andere werden später geschlechtsreif und investieren die Energie vorher in Wachstum. Je größer ein Individuum ist, desto größer ist auch ihr Vermehrungspotenzial. Gleichzeitig steigt aber auch die Gefahr, vor der Fortpflanzung zu sterben.

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Um sich in neuer Umgebung erfolgreich auszubreiten, eignet sich die frühestmögliche Vermehrung. Das belegen Populationsmodelle und Untersuchungen der Reproduktionsstrategie der Rippenquallen, die die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowohl in heimischen als auch in nicht heimischen Gebieten durchführten: Im Durchschnitt vermehren sich die Quallen in eingewanderten Gebieten bei einer hundertfach geringeren Größe.

„Bisher war nicht bekannt, dass eine Vielfalt an Vermehrungsstrategien in der Ursprungspopulation für marine invasive Arten Voraussetzung ist, um erfolgreich zu sein", erläutert Cornelia Jaspers, Biologische Ozeanographin am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und Erstautorin der im Fachblatt „Global Change Biology“ veröffentlichten Arbeit. „Unsere Studie zeigt, dass während der Etablierung in nicht heimischen Gebieten Individuen mit früher Geschlechtsreife selektiert werden, um ein positives Populationswachstum sicherzustellen.“ Ausschließlich hohe Vermehrungsraten reichten dabei nicht aus, betont die Ozeanographin, „sondern die Bandbreite an Vermehrungsstrategien und frühzeitige Vermehrung bei sehr geringer Größe sind der Trick der Natur“.

21.11.2017

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