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Karibische Koralle zeigt Potenzial für die Krebsforschung

Karibische Koralle zeigt Potenzial für die Krebsforschung

„Neue Wirkstoffe aus dem Meer“ erfolgreich im Labor getestet

Naturstoff aus Korallen kann Kommunikation zwischen Krebszellen und Immunzellen hemmen

Die karibische Weichkoralle Antillogorgia elisabethae bildet den Naturstoff Pseudopterosin, der gegen Entzündungen wirkt und mit dem sie sich vor Fressfeinden schützt. Wegen seiner entzündungshemmenden Wirkung wurde er bislang in Hautcremes verwendet. Dass dieser marine Naturstoff in Zukunft in der Forschung gegen Brustkrebs eine Rolle spielen könnte, fand nun die Wissenschaftlerin Julia Sperlich von der Technischen Hochschule Köln heraus. Im Rahmen ihrer Doktorarbeit testete sie Pseudopterosin im Labor mit Erfolg an aggressiven metastasierenden Brustkrebszellen. Nicht nur die Krebszellen sind verantwortlich dafür, dass ein Tumor wächst, sondern auch die Immunzellen, die direkt an die Krebszellen grenzen. „Die Immunzellen haben zwei Seiten: Im Idealfall unterdrücken sie das Tumorwachstum. Unter bestimmten Umständen können sie den Krebs aber auch zu mehr Wachstum anregen“, erläutert Julia Sperlich.

In Laboruntersuchungen konnte sie zeigen, dass Krebszellen und Immunzellen miteinander kommunizieren, und zwar dank Entzündungsbotenstoffen, den sogenannten Zytokinen. Diese Kommunikation zwischen den Zellen kann dazu führen, dass der Brustkrebs wächst oder Metastasen bildet. Setzte die Wissenschaftlerin im Labor den Naturstoff der Weichkoralle ein, konnte sie diese Kommunikation unterbrechen.

„Die Untersuchungen von Julia Sperlich haben erstmals den zugrunde liegenden molekularen Mechanismus der antientzündlichen Wirkung von Pseudopterosin aufgedeckt. Sie konnte außerdem zeigen, dass die Entzündungsbotenstoffe, durch die die Tumorzellen mit den benachbarten Immunzellen kommunizieren, in Gegenwart des Naturstoffs blockiert werden“, sagt Nicole Teusch, Leiterin des Forschungsprojekts „Neue Wirkstoffe aus dem Meer“ am Campus Leverkusen der TH Köln. Sperlichs Arbeit wird durch das Programm „FH Struktur“ des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert.

In ferner Zukunft könnte der Naturstoff der Weichkoralle in der Behandlung von Brustkrebspatientinnen und -patienten eingesetzt werden, die am sogenannten Triple-Negativen Subtyp erkrankt sind. Bislang gab es bei diesem Subtyp nur eine geringe Aussicht auf Heilung. Anhand von Sperlichs Ergebnissen gebe es nun eine konkrete Vorstellung davon, welchen Angriffspunkt der Naturstoff in der Körperzelle trifft, so Teusch.

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„Der Naturstoff ist allerdings noch weit davon entfernt, ein marktreifes Präparat zu sein. Es werden noch langjährige Forschungen nötig sein“, so Teusch. Bislang erhielt die TH Köln die Korallen vom Department of Chemistry der Prince Edward Island University in Kanada. Um den Naturstoff zu gewinnen, müssen die Korallen in 25 bis 30 Metern Tiefe geerntet werden. „Um diesen massiven Eingriff in das Ökosystem zu vermeiden, soll der Stoff im Labor chemisch vereinfacht nachgebaut und gleichzeitig seine Wirksamkeit erhöht werden“, erläutert Julia Sperlich. Zudem sollen Kooperationen mit Kliniken ermöglichen, pharmakologische Charakterisierungen mit Patientenmaterial entwickeln zu können.

10.10.2017

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