Zum Wissenschaftsjahr 2018
Gletscher-Erforschung per Schiff, Tauchfahrzeug und Helikopter

Gletscher-Erforschung per Schiff, Tauchfahrzeug und Helikopter

Wissenschaftler untersuchen Strömungen an der Nordostküste Grönlands

Das Forschungsschiff Polarstern unterwegs in Grönland

Die Erwärmung des Atlantikwassers hat sich bis an die Nordostküste Grönlands ausgedehnt. Erforscht haben das der Ozeanograf Torsten Kanzow und sein Team vom Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI). Rund fünf Monate lang haben 45 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an Bord des Forschungsschiffs Polarstern untersucht, wie sich die in den letzten zwanzig Jahren um ein Grad gestiegene Temperatur des Atlantikwassers auf die Eismassen des 79-Grad-Nord-Gletschers auswirkt. Die Polarstern ist nun nach Bremerhaven heimgekehrt. Der 79-Grad-Nord-Gletscher hat eine 80 Kilometer lange Gletscherzunge und darunter einen Hohlraum, gefüllt mit Atlantikwasser, eine sogenannte Kaverne. Die Erwärmung des Atlantikwassers kann nun dazu beitragen, dass der Gletscher von unten abschmilzt. Der benachbarte Gletscher Zacharias Isbræ hat seine Zunge bereits verloren; die Auswertung der Messungen soll zeigen, ob diese Gefahr auch für den 79-Grad-Nord-Gletscher besteht.

Gleichzeitig hat das Forschungsteam die Strömungen am Gletscher untersucht, um deren Mechanismen besser zu verstehen. „Durch unsere Messungen im Ein- und Ausstrombereich direkt vor der Kaverne wollen wir beobachten, in welcher Menge warmes Wasser in die Kaverne einströmt, und wie viel Wärme dem Wasser für das Schmelzen von Eis verloren geht“, erläutert Expeditionsleiter Torsten Kanzow. Messsensoren sollen Aufschluss darüber geben, wie stark das Atlantikwasser von der Framstraße über den weiten Schelf Nordostgrönlands hinweg bis hin zum 79-Grad-Nord-Gletscher zirkuliert.

„Wir können aus unseren Messungen nun zeigen, dass während der gesamten Zeit seit dem Sommer letzten Jahres kontinuierlich relativ warmes Wasser unter den Gletscher eingeströmt ist", sagt Torsten Kanzow. Diese Strömung war jedoch nicht immer gleich. „Warum beispielsweise Ende 2016 die Strömung auf einmal zunahm, ist uns noch nicht klar, spricht aber dafür, dass der Auslöser hierfür eher außerhalb der Kaverne zu suchen ist“, so der Ozeanograf.

Auch im Bereich des Zustroms auf dem mittleren Schelf hatten die Ozeanografinnen und Ozeanigrafen in ihren Messdaten zeitweise ungewöhnlich warmes Atlantikwasser entdeckt. „Inwiefern dieses dann auch in den Gletscher einströmt, können wir noch nicht sagen“, sagt Kanzow: Diese computergestützten Untersuchungen können erst jetzt nach der Rückkehr nach Bremerhaven geschehen.

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Während der Expedition war auch das autonome Unterwasserfahrzeug (AUV) der AWI-Tiefseegruppe zum Einsatz gekommen. Schon im Frühsommer hatten die Forschenden den Gletscher an 50 verschiedenen Stationen mit dem Helikopter untersucht und die Eiszunge mit einem Radar vermessen. Einige der Stationen wurden während der nun beendeten Polarstern-Expedition erneut vermessen, für 2018 ist eine weitere Messung geplant. Ziel ist es, die Schmelzrate der Eiszunge an der Unterseite zu bestimmen. Die Glaziologen und Glaziologinnen kombinieren diese Messungen mit Satellitendaten und können so untersuchen, welche Rolle das Schmelzen an der Unterseite des Gletschers beim Massenverlust Grönlands spielt.

17.10.2017

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