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„Irma“ ist der bislang verheerendste Karibik-Sturm

„Irma“ ist der bislang verheerendste Karibik-Sturm

Immer mehr Schäden durch Sturm und Sturmfluten

Milliardenschäden – Karibikinseln besonders stark betroffen

Auch wenn sich der Fokus beim Hurrikan „Irma“ derzeit auf Florida richtet, hat er kleinere Inseln in der Karibik mindestens ebenso verheerend getroffen. Gemessen an der Wirtschaftskraft, sind die Schäden dort zum Teil noch schwerwiegender.

Auf der Antilleninsel St. Martin, die zum einen von Frankreich, zum anderen von den Niederlanden verwaltet wird, erreichen sie womöglich 100 Prozent des dortigen Bruttoinlandsprodukts. Dies ergaben Berechnungen von Forscherinnen und Forschern des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) auf der Basis eines für Naturkatastrophen entwickelten Risikoschadenmodells.

„Gemessen an der Schadenssumme von 10 Milliarden US-Dollar war dies der schlimmste Sturm in der Karibik aller Zeiten“, erklärte James Daniell vom Geophysikalischen Institut und vom Center for Disaster Management and Risk Reduction Technology (CEDIM) des KIT. Und darin sind die Schäden der vergangenen vier Tage noch gar nicht enthalten. Es war auch der längste dieser Stärke: „Noch nie zuvor hat jemals ein tropischer Wirbelsturm weltweit so lange eine Intensität mit Windgeschwindigkeiten von 298 Stundenkilometer oder mehr aufrechterhalten, nämlich 37 Stunden“, ergänzt Bernhard Mühr von CEDIM. „Der bisherige Rekordhalter, der Taifun ‚Haiyan‘, brachte es nur auf 24 Stunden.“

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Das von Daniell entwickelte Modell berechnet die direkten ökonomischen Schäden nach einer Naturkatastrophe; sein Ziel ist es, Hilfe zu leisten beim Abschätzen der Folgen einer Katastrophe sowie beim Katastrophen-Management. Dem Modell zugrunde liegt die Naturkatastrophen-Datenbank CATDAT, in der sich inzwischen 60.000 Einträge befinden. CATDAT bezieht sich auf sozioökonomische Indikatoren wie Gebäudedaten, Human Development Index (HDI) oder Bruttoinlandsprodukt.

„In den vergangenen hundert Jahren haben die wirtschaftlichen Schäden durch Naturkatastrophen pro Jahr – absolut gesehen – zugenommen“, sagt Daniell mit Blick auf die Datenbank. Demnach geht ein Drittel des wirtschaftlichen Gesamtschadens von 7 Billionen Dollar seit dem Jahr 1900 auf das Konto von Flutkatastrophen. Erdbeben verursachen 26 Prozent der Schäden, Stürme 19 Prozent. Betrachtet man aber nur die jüngere Vergangenheit seit 1960, sind Stürme und Sturmfluten mit 30 Prozent die größten Verursacher wirtschaftlicher Schäden.

Welche Folgen tropische Wirbelstürme wie „Irma“ in Ozeanen selbst haben, ist wenig erforscht. Dass sie aber welche haben, ergaben zufällige Messungen im Jahr 2004 während des Hurrikans „Ivan“ im Golf von Mexiko. Forscher um William Teague vom U.S. Naval Research Laboratory am Stennis Space Center in Mississippi Forscher hatten auf dem Meeresgrund Sensoren installiert, die unter anderem Strömungsdaten liefern sollten. Über diese zog „Ivan“ hinweg. Aus den gewonnenen Daten ging hervor, dass der Sturm das Meeressediment sehr stark aufwirbelte. Durch diese Verwirbelungen könnten Sedimentberge entstehen, die bei einem unterseeischen Erdrutsch sogar einen Tsunami auslösen könnten.

12.09.2017

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