Zum Wissenschaftsjahr 2018
Seit 181 Jahren mit Dampf und Schaufelrad auf der Elbe unterwegs

Seit 181 Jahren mit Dampf und Schaufelrad auf der Elbe unterwegs

Ein Expertenbeitrag von Prof. Dr. Fritz Heinrich

Seit 181 Jahren mit Dampf und Schaufelrad auf der Elbe unterwegs

Ein Expertenbeitrag von Prof. Dr. Fritz Heinrich, Vorsitzender des Beirates der Sächsischen Dampfschiffahrts-GmbH & Co. CONTI Elbschiffahrts KG in Dresden

Dieser Expertenbeitrag ist im Rahmen der Elbschwimmstaffel des Wissenschaftsjahrs 2016*17 – Meere und Ozeane entstanden. Hier gelangen Sie direkt zur größten Freiwasser-Schwimmstaffel Deutschlands.

Auf der Elbe sind neun historische Schaufelraddampfer der Sächsischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft (SDS) unterwegs. Der älteste seit 138 Jahren. Die privatwirtschaftlich betriebene SDS stellt damit nicht nur die größte Flussdampferflotte weltweit, die Seitenraddampfer sind auch als technisches Denkmal geschützt. Seit 181 Jahren genießen Passagiere die Weinberge, Schlösser und Felsmassive wenn sie die 100 Kilometer zwischen Diesbar-Seußlitz im Meißner Weinland via Landeshauptstadt Dresden bis nach Bad Schandau und Decin (Tschechien) fahren. Heute befördert die SDS jährlich mehr als eine halbe Million Passagiere.

Im 19. Jahrhundert gab es einige Bestrebungen, die Dampfschifffahrt auf der Elbe zu etablieren. Aber erst das Konzept der Dresdner Kaufleute Benjamin Schwenke und Friedrich Lange wurde durchgesetzt. Ihr Gesuch an das Ministerium begründete 1836 die Sächsische Dampfschifffahrts-Gesellschaft. Zukünftig wurden Rohstoffe und Manufakturprodukte in Kisten, Säcken und Fässern zwischen Hamburg und Sachsen vor allem mit Dampfschiffen transportiert.

Prof. Dr. Fritz Heinrich ist Vorsitzender des Beirates der Sächsischen Dampfschiffahrts-GmbH & Co. CONTI Elbschiffahrts KG in Dresden. Nach seinem Maschinenbau-Studium an der Fakultät Ingenieurökonomie (1963), promovierte und habilitierte er an der Technischen Universität Dresden. Als Forschungsprojektleiter bei den Sächsischen Binnenhäfen Oberelbe GmbH sowie als Geschäftsführer des Sächsischen Hafen-und Verkehrsvereins e.V. (bis 2007/2012) publizierte er u.a. zu den sächsischen und nordböhmischen Häfen, ihrer Geschichte sowie zu Vergangenheit und Gegenwart der Dampfschifffahrt auf der Oberelbe. Aktuell ist Heinrich Mitglied der Redaktion und Autor der Fachzeitschrift „Schiffahrt und Technik“.

Am 9. Juli 1836 erteilte das königlich-sächsische Ministerium des Innern der gegründeten Gesellschaft für zunächst fünf Jahre das Privileg „Dampfschiffahrt auf der Elbe von einem inländischen Orte zum anderen“ auszuüben. Dies allerdings unter der Bedingung, dass diese Schifffahrt „binnen einem Jahre vom heutigen Tage an … wirklich zur Ausübung gebracht werde“. Tatsächlich gelang in dieser kurzen Zeit Konstruktion und Bau des ersten sächsischen Dampfschiffes: Die „Königin Maria“ lief am 6. Juni 1837 vom Stapel. Es folgten viele weitere Schiffe. Eine 1841 gebaute oszillierende Zwillingszylindermaschine ist auf dem aktiven Dampfer „Diesbar“ (Bj. 1884) der SDS als älteste Flussdampfermaschine der Welt weiterhin im Einsatz. Ihre 1953 ausgewechselte Kurbelwelle trägt für den Passagier sichtbar die Aufschrift „GUSSSTAHL 10 JAHRE GARANTIE. KRUPP BEI ESSEN 1853.“ Die Diesbar wird als einziger Raddampfer der Flotte mit Kohle befeuert und steht heute unter Denkmalschutz.

Zwar wurde schon bei der Gründung der SDS der Personentransport erwogen, aber erst mit dem Aufkommen des Tourismus in der sächsischen und böhmischen Schweiz die Flotte dahingehend erweitert. Bis 1911 stieg die Zahl auf 34 Raddampfer. Im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts wurden neben der Güterfracht, die noch rund 20 Prozent des Umsatzes generierte, im Jahresdurchschnitt jeweils mehr als drei Millionen Passagiere befördert. Bis zu dieser Zeit bestimmte der Schiffstyp des „Glattdeckers“, wie er heute noch bei der SDS mit den Seitenraddampfern „Diesbar“ und „Krippen“ (Bj. 1894) vertreten ist, das Bild auf der Elbe. Damals stand der Kapitän in Wind und Wetter auf der zwischen den beiden Radkästen angebrachten Brücke mit dem Gesicht zum Vorderschiff und erteilte über ein Sprachrohr dem Maschinisten die Befehle. Gesteuert wurde das Schiff mit einem waagerechten Steuerrad am Heck.

Zur besseren Aussicht für die Touristen wurde erstmals 1896 der Dampfer „Bodenbach“ mit einem Oberdeck versehen. Der Typ des „Oberdeckdampfers“ oder auch „Promenadendeckdampfers“ kam damit auf der Elbe zum Einsatz und erfreute sich solcher Beliebtheit, dass man in der Folge die Glattdecker umrüstete. Die ganz in weiß gestrichenen Schiffe „Dresden“ (Bj.1926) und „Leipzig“ (Bj.1929) wurden vom Publikum so gut angenommen, dass man sich entschloss, sie ab 1927 während des Sommers täglich als Konzertdampfer mit 24 Mann Bordkapelle zur Landesgrenze bei Schmilka und zurück verkehren zu lassen. Später zu DDR-Zeiten waren die Touristendampfer namensgebend für die Gesellschaft „VEB Weiße Flotte Dresden“. Die Dampfer „Pirna“ (Bj.1898), „Dresden“ und „Leipzig“ sind als original erbaute Oberdeckdampfer bei der Sächsischen Dampfschifffahrts-Gesellschaft bis heute im fahrplanmäßigen Einsatz.

 

Die hier veröffentlichten Inhalte und Meinungen der Autoren entsprechen nicht notwendigerweise der Meinung des Wissenschaftsjahres 2016*17 – Meere und Ozeane.

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