Zum Wissenschaftsjahr 2018
Neue Erkenntnisse über die ozeanische Kruste

Neue Erkenntnisse über die ozeanische Kruste

Direkt von Bord – ein Expeditionsblog des Forschungsschiffs SONNE

Neue Erkenntnisse über die ozeanische Kruste

Der dritte Expeditionsblog-Beitrag der SO258

Von Maximilian Haas (Montanuniversität Leoben, Österreich) und Mareen Lösing (Universität Münster)

Langsam nähern wir uns der Insel Sri Lanka bzw. dem Hafen ihrer Hauptstadt Colombo. Die ersten Ladekräne und Containerschiffe werden erkennbar, und alle auf der SONNE freuen sich, wieder Land zu sehen. Fast die komplette Besatzung hat sich mit Kameras ausgestattet an Deck versammelt, um diesen Moment festzuhalten. Wir alle blicken mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück. Vieles haben wir gesehen, gelernt und erlebt; allerdings freuen wir uns auch, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben und nach knapp fünf Wochen auf See unsere Liebsten Zuhause in die Arme zu schließen.

Uns kommt es so vor, als wären die Wochen wie im Flug vergangen, in denen wir den Indischen Ozean untersuchen durften. Zwei refraktionsseismische Profile mithilfe der Ozeanbodenseismometern (OBS) und ein reflexionsseismisches Profil mithilfe des Streamers geben uns ab sofort mehr Informationen über die Beschaffenheit der ozeanischen Kruste und den darüber liegenden Sedimentschichten. Unsere Seismikexpertin Dr. Tabea Altenbernd ist jedenfalls überwältigt von der Qualität der Daten und zeigte uns bereits erste Rohdaten, und wie man davon ein Modell vom Meeresboden bis mehrere Kilometer in die Erdkruste hinein erstellen kann. Eine erste Aufbereitung der Rohdaten zeigte die Mohorovicic-Diskontinuität – die Grenze zwischen Erdkruste und Erdmantel.

Neben den seismischen Daten stechen vor allem die magnetischen Daten hervor, die uns neue Erkenntnisse über die Bewegung Indiens und Sri Lankas sowie deren Abspaltung von der Antarktis vor vielen Millionen Jahren liefern. Eine detaillierte Auswertung wird sich in kommenden Publikationen in renommierten wissenschaftlichen Zeitschriften finden.

Bei einer der vielen Wachschichten im Hydroakustik Labor konnten wir „live“ beobachten, wie der Ozeanboden in knapp 4500 Meter Tiefe unter uns aussieht. Dabei gab es immer wieder spannende Entdeckungen wie z.B. einige Unterwasserkanäle, die sich durch das Sediment schlängeln und vermutlich Ausläufer des Bengalfächers bilden. Dabei handelt es sich um die teils Kilometer mächtigen Ablagerungen der großen Flüsse Ganges und Brahmaputra, die sich seit Millionen von Jahren fächerartig in den Indischen Ozean ergießen und inzwischen eine Fläche bedecken, die mehr als achtfach so groß ist wie die Deutschland.

Nun neigt sich die Reise also ihrem Ende zu. Aus zwei Gruppen, den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sowie der Crew, hat sich ein gemeinsames Team entwickelt, das sich gut versteht und gerne zusammen gearbeitet hat. Wir HiWis (HilfsWissenschaftlerInnen = Studierende) haben dabei im wahrsten Sinne des Wortes unsere fachlichen wie auch optischen Horizonte erweitert. So mancher unserer Gedanken sauste dabei über die rauen Gewässer des Indischen Ozeans vorbei an Walen, Delphinen und Schildkröten, um die gewonnenen, neuen Erfahrungen zu verarbeiten.

Um den Abschied voneinander gebührend zu feiern, gab es am Samstag eine „Farewell“-Party, die von sowohl sentimentaler als auch ausgelassener Stimmung erfüllt war. Es gab frisch gebratenen Lachs, Steaks, diverse Salate und auch Köstlichkeiten wie Aufläufe für unsere vegetarischen Kolleginnen und Kollegen.

Im Hafen angelangt werden wir alle das Schiff verlassen. Zurück bleiben tolle Erinnerungen, die sicher unser zukünftiges Leben und Arbeiten prägen werden, sowie neue Freundschaften. Denn so eine lange, gemeinsame Zeit auf Expedition schweißt zusammen, und so werden sich unsere Wege wohl nicht nur beruflich noch öfters kreuzen.

Als Nächstes wartet Sri Lanka darauf, entdeckt und bereist zu werden, denn für einige Kolleginnen und Kollegen geht es mit dem Einsammeln der Landstationen weiter, die ebenfalls die Messsignale des Schiffes aufgezeichnet haben.

Wir möchten uns an dieser Stelle bei allen Leserinnen und Lesern sowie beim Wissenschaftsjahr Meere und Ozeane für die Veröffentlichung des Blogs bedanken. Des Weiteren sei ein herzliches Dankeschön an die Crew mit Kapitän Oliver Meyer sowie die gesamte wissenschaftliche Besatzung mit Dr. Wolfram Geissler als sehr engagierten Fahrtleiter der SO 258/2 Expedition gerichtet.

Mit einem österreichischen „pfiat eich“ sagen wir „Auf Wiedersehen“ und „Ahoi“ zum modernsten deutschen Forschungsschiff – der SONNE.