Zum Wissenschaftsjahr 2018
Wir und die Koralle

Wir und die Koralle

Ein Expertenbeitrag von Prof. Dr. Achim Schlüter

Wir und die Koralle

Expertenbeitrag von Prof. Dr. Achim Schlüter, Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie in Bremen (ZMT) Führende Meereswissenschaftler warnen davor, dass Korallenriffe, soweit wir sie kennen, in den nächsten 40 bis 80 Jahren verschwinden werden. Grund dafür sind starke anthropogene Belastungen, das heißt der Einfluss des Menschen auf die Natur.

Korallenriffe sind komplexe ökologische Systeme und selbst die weltweit besten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben viele Aspekte noch nicht verstanden. Es herrscht aber Konsens darüber, dass dringender Handlungsbedarf besteht und dass im Wesentlichen der Mensch die Krise verursacht: sei es durch das weltweit freigesetzte CO2, das zur Ozeanversauerung (Zerstörung von Kalkstrukturen) und zum Temperaturanstieg (Korallenbleiche) führt oder sei es die starke Eutrophierung, d. h. der Eintrag von zu vielen Nährstoffen, der zur Überwucherung durch Algen führt. Letzteres sind die ungewünschten Folgen z. B. im Rahmen von Aquakultur (siehe den Blogbeitrag von Astrid Gärdes). Aber auch Touristenhochburgen, fehlende Kläranlagen oder intensive Landwirtschaft, um die Welt tagein tagaus z. B. mit Weintrauben zu versorgen, tragen dazu bei. Der Fischer, der in Indonesien versucht seine Familie zu ernähren, mag sein Übriges dazu tun.

Prof. Dr. Achim Schlüter ist Professor für Soziale Systeme und Ökologische Ökonomik am Zentrum für Marine Tropenökologie Bremen und der Jacobs Universität Bremen.

Konsens herrscht auch darüber, dass es für die Menschheit und den Planeten gut wäre, wenn wir die Korallenriffe erhalten. Sie sind der „Kindergarten“ der Fische, die wir essen, schützen Menschen in Küstennähe vor Stürmen und sind potentiell wichtige Ressourcen für zukünftige medizinische Entwicklungen (siehe den Blog von Deniz Tasdemir). Darüber hinaus sind sie auch beim Schnorcheln und Tauchen aufgrund ihrer Schönheit ohne Zweifel wertvoll.

Aber wie motivieren wir die Menschen, ihr Verhalten zu ändern und geliebte und nützliche Gewohnheiten wie das Fliegen und das Autofahren aufzugeben? Das sind Fragen zu sogenannten kollektiven Dilemmata, die sich Verhaltens- und Institutionenökonomen und andere Sozialwissenschaftler stellen. Die Problemlage ist bei Korallen besonders interessant und komplex, weil globales und lokales Handeln in so unterschiedlichen Lebensbereichen betroffen ist. Die Korallenkrise zu lösen ist eine Mammutaufgabe. Viele Akteure der Gesellschaft (Politiker, Bürger, Fischer, Touristen etc.) müssen gewillt sein, dieses Problem anzupacken. Es bedarf finanzieller Mittel, um Schutzgebiete auszuweisen, alternative Einkommensquellen für Fischer zu erschließen, Abwasser zu reinigen und vieles mehr. Dieses Engagement kann nicht nur von den Menschen kommen, die direkt davon betroffen sind, denn diese sind oft sehr arm. Es handelt sich dabei um ein globales Problem, zu deren Lösung wir alle beitragen müssen. Wie schafft es die Menschheit, dieses Problem zu lösen?

Durch die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, im Besonderen das Ziel 14, welches „das Leben unter Wasser“ betrifft, hat sich Deutschland und die Welt dazu verpflichtet, etwas zu unternehmen. Die folgenden weiterführenden Informationen geben Beispiele für kleine und größere Initiativen.


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