Zum Wissenschaftsjahr 2018
Gipfeltreffen auf einem Unterwasserberg

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Gipfeltreffen auf einem Unterwasserberg

Der erste Expeditionsblog der Expedition MSM61 der MARIA S. MERIAN

Gipfeltreffen auf einem Unterwasserberg

Der erste Expeditionsblog der Expedition MSM61 der MARIA S. MERIAN Am 18. Februar verließen wir mit dem Forschungsschiff MARIA S. MERIAN den Hafen von Mindelo auf den Kapverden. Das Ziel dieser Reise ist die Kapverdische Zeitserienstation CVOO und der Unterwasserberg „Senghor Seamount“. Ausgerüstet mit modernster Technik wollen wir das Gebiet auf und um den Seamount in einem ganzheitlichen Ansatz untersuchen. Über einen langen Zeitraum finden viele parallele Untersuchungen unterschiedlichster Art statt – von der Biogeochemie über Strömungsmessungen bis zu optischen Untersuchungen mit autonomen mobilen und stationären Komponenten.

3.600 Meter Wasser trennen uns vom Meeresboden. Und genau dieses Wasser interessiert uns. Von Bord aus vermessen und beproben wir es mit unseren Geräten.

Warum fahren wir gerade hierher, um unsere Messungen durchzuführen? Weil wir hier seit mittlerweile mehr als zehn Jahren zusammen mit Kollegen von den Kapverden regelmäßig Proben nehmen, um die physikalischen, biogeochemischen und biologischen Prozesse im tropischen Nordostatlantik besser zu verstehen. Mögliche Veränderungen in dieser Region dokumentieren wir fortlaufend.

Fahrtleiter: Dr. Björn Fiedler ist chemischer Ozeanograph am GEOMAR und wissenschaftlicher Koordinator des Cape Verde Ocean Observatory (CVOO). Die MSM61 ist seine erste Expedition als Fahrtleiter.

Wir – das sind 19 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Technikerinnen und Techniker aus Deutschland, Spanien, Portugal, Kapverden und den USA, eine Schülerin aus Schleswig-Holstein, eine Mitarbeiterin der OECD (Organisation für Wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit) und 24 Besatzungsmitglieder. Wir werden uns heute im Laufe des Tages weiter gen Osten aufmachen, um den Senghor Seamount genauer zu vermessen und zu beproben. Wir wollen seine Auswirkungen auf das regionale Ökosystem besser verstehen. Der Senghor Seamount steht dabei „Modell“ für einen Unterwasserberg in der Upwelling Region vor Westafrika. Die Strömungen, die von der Küste Westafrikas kommen, treffen auf diese Unterwasserberge. Dadurch ändert sich die Strömung, Nährstoffe gelangen nach oben und die Primärproduktion steigt. Rund um Seamounts entsteht Nahrung für Fische und andere Tiere.

Für die Bewohner der Kapverden sind solche „versteckten“ Berge unter Wasser wichtig, da sie dafür bekannt sind, viel Fisch und andere Meeresbewohner anzulocken. Wir wollen untersuchen, was die physikalischen und biogeochemischen Antriebmechanismen sind und wie sie funktionieren. Zwar sind wir nicht die Ersten, die diese Prozesse untersuchen. Aber wir sind die Ersten, die eine Vielzahl von modernen Beobachtungsmethoden gleichzeitig mitbringen, um die Prozesse zeitlich und räumlich hochaufgelöst zu vermessen. Bisher beruhten Kampagnen oftmals einzig auf schiffsgestützten Messungen, die in einem sehr engen Zeitrahmen durchgeführt wurden. Zwar messen auch wir vom Schiff aus, jedoch über einen längeren Zeitraum. Dazu greifen wir auf autonome Messplattformen zurück, die wir am Unterwasserberg aussetzen. Diese sollen für uns sechs Monate lang jede Menge Daten erheben. So werden wir Geräte auf dem Gipfel des Berges verankern, die zum Beispiel Sauerstoff und Strömungen messen, und autonome Wellengleiter einsetzen, die auf der Meeresoberfläche fahren und dabei den Kohlendioxid-Gehalt des Meerwassers sowie die Biomasse bestimmen.

Zusätzlich zu den Netzfängen haben wir ein Unterwasserkamerasystem dabei. PELAGIOS (Pelagic in Situ Observation System) kann auf Tiefen von über 1.000 Meter Beobachtungen von Organismen im freien Wasser machen, die so noch nie beobachtet wurden. Viele der Tiere sind so empfindlich, dass sie mit Netzen nicht zu fangen sind. Der Ansatz dieser Forschungsexpedition ist ambitioniert, wird uns im Erfolgsfall aber sehr detaillierte Einblicke in das Ökosystem eines Seamounts ermöglichen.