Zum Wissenschaftsjahr 2018
Der Nikolaus geizt mit Fischen

Der Nikolaus geizt mit Fischen

Direkt von Bord – ein Expeditionsblogbeitrag des Forschungsschiffs Walther Herwig III

Der Nikolaus geizt mit Fischen

Der zweite Expeditionsblog-Beitrag der 401. Fahrt der Walther Herwig III

Von der Forschungsreise berichtet das wissenschaftliche Team

07.12.2016, Präsente, aber wenig Fisch
In der Nacht muss der Nikolaus Halt auf dem Schiff gemacht haben, denn alle Fahrtteilnehmenden werden am Morgen vor der Kammer von einem kleinen Präsent überrascht. Unsere Fischereifänge am 6. und 7. Dezember im Munitionsversenkungsgebiet östlich von Bornholm sind allerdings leider übersichtlich. Erst mit dem letzten Fang des zweiten Tages ist klar, dass der Datensatz für die Dorsche überhaupt verwendbar ist, weil das absolute Minimum an Fischen ins Netz gegangen ist. Das führt uns vor Augen, dass die Entnahme biologischer Proben in der Umwelt nicht immer so verläuft, wie wir Wissenschaftler sie uns wünschen.
Während wir noch den letzten Fang auf dem wettergeschützten Arbeitsdeck bearbeiten, fährt die Walther Herwig III gegen einen weiteren Sturm an in Richtung Rügen. Durch den hergestellten Verschlusszustand - also alle Bullaugen mit Panzerschotten nach außen abgesperrt, um ein Eindringen von Wasser zu verhindern - kriegen wir von Windstärke 8, Regen und eisigen Temperaturen draußen wenig mit. Die Mannschaft ist allerdings gerade auf dem Achterdeck dabei, das pelagische Netz gegen das Grundschleppnetz auszutauschen. Ein Knochenjob. Wir Wissenschaftler ziehen den virtuellen Hut vor dieser Leistung.

08.12.2016, Sortieren, Vermessen, Verpacken
Vor Rügen werden wir bereits mit dem ersten Fang für die nervenaufreibenden beiden Vortage entschädigt. Ein Mix aus Dorsch, Hering, Sprotten, Wittlingen und Flundern ist ins Netz gegangen – und dann auch noch alle in ausreichender Menge, so dass jede Arbeitsgruppe komplett mit der eigenen Probenahme beschäftigt ist: Sortieren und Vermessen der Fänge, Untersuchung auf Krankheiten und Parasiten und aufwändige Probenahmen für nachfolgende Untersuchungen zu Schadstoffen und Schadstoffeffekten an Land. Allein drei Personen bearbeiten die Proben für die Radioökologie. Im Laufe des Tages werden 70 Kilogramm Fisch zu Proben verarbeitet, also teilweise zu Filets geschnitten, auf jeden Fall aber verpackt und eingefroren. Das bedeutet allerdings, dass die Hydrografie und die Sauerstoffbestimmung mit reduziertem Personal gefahren werden muss... Am Ende des Tages machen wir uns auf den Weg Richtung Warnemünde, um eine Neuerung an einem Plankton-Netz zu testen.

09.12.2016, Warnemünde
Direkt nach dem Frühstück passiert die Walther Herwig III die Molen in Warnemünde, bevor etwa eine halbe Stunde später am Passagierkai festgemacht wird. Kurz darauf wird die modifizierte Ausrüstung angeliefert: eine Fernsteuerung für den Multi-Schließmechanismus eines unserer Planktonnetze. Das bedeutet, dass man die einzelnen Netzsäcke jetzt individuell schließen kann; bisher war das nur über ein voreingestelltes Zeitintervall möglich. Bevor das System im Februar in der Sargassosee zum Einsatz kommt (Reise zu den Laichgründen des Aals), wollen wir es auf unserer Reise ausgiebig erproben. Nach kurzer Zeit ist die Steuerung mit den Kommunikationskanälen des Schiffes verbunden - erster Teil erfolgreich absolviert. Morgen folgt dann der Rest vor Warnemündes Strand. Über Nacht bleiben wir im Hafen, und abends nutzen wir die Gelegenheit für einen Bummel über den Warnemünder Weihnachtsmarkt. Glühwein schmeckt auch bei Nieselregen und nicht-winterlichen Temperaturen.

 

Bitte konsumieren Sie möglichst nur nachhaltig gefischte Bestände von Fisch und Meeresfrüchten. Informieren Sie sich dazu beispielsweise in den einschlägigen Fischratgebern.