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Direkt von Bord – Ein Expeditionsblogbeitrag des Forschungsschiffes Walther Herwig III

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Der dritte Expeditionsblogbeitrag der 400. Fahrt der Walther Herwig III Sonntag, 30.10.2016:

Sturm behinderte die Arbeiten während der letzten Tage; Gelegenheit, einige Fahrtteilnehmerinnen näher kennenzulernen. Für Paulina Urban, Angela Stippkugel und Nicole Smialek war es die erste Fahrt auf der Walther Herwig III und die erste Reise nach Grönland:

Wir staunten nicht schlecht, als der erste Hol (also das Einholen des Netzes) vor uns auf den Tischen lag: ein Riesen-Kabeljau und ein 60-jähriger Rotbarsch. Neben der Fischfauna begeistern uns regelmäßig Naturphänomene wie Polarlichter und Schneegestöber. Nach drei Wochen ist die gesamte Crew ein eingespieltes Team: Netz einholen, Fische sortieren, wiegen, messen, Proben nehmen, eintüten, notieren - die Handgriffe sitzen. Als Frischlinge wurden wir von den erfahrenen Mitfahrern schnell in die Arbeitsabläufe an Bord eingewiesen und konnten von Anfang an tatkräftig mithelfen.

Aber nun möchten wir uns genauer vorstellen:

Paulina: das „Küken"

Ich studiere Biologie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. In meiner Bachelorarbeit habe ich (mithilfe der Analyse stabiler Isotope von Proteinen) die Ernährungsweise des Ostseedorsches untersucht. Der große Anreiz dieser Reise war für mich, bei vergleichenden Messungen an Kabeljau im Atlantik mitzumachen. Die Methode ist mir vertraut, den Fisch kenne ich, dennoch verwirrend war für mich als Neu-Kielerin die deutsche Namensgebung von Gadus morhua: In der Ostsee heißt er Dorsch, im Atlantik Kabeljau.

Angela: die „Planktonexpertin"

Ich bin mit von der Partie, weil ich über einen Abschnitt des Forschungsgebietes meine Masterarbeit schreibe. Eigentlich studiere ich Biologische Ozeanographie am Helmholtz-Institut GEOMAR zu Kiel. Für meine Abschlussarbeit arbeite ich mit im „CLIMA“-Projekt des Thünen-Instituts an der Erfassung klimatischer Einflüsse auf das Plankton an der südlichen Ostküste Grönlands.

Die Bezeichnung Plankton beschreibt allgemein alle Organismen im Meer, die sich nicht aktiv gegen die Strömung fortbewegen können. Darunter fallen einzellige Algen, kleine Krebstierchen, aber auch Quallen und Fischlarven. Die weitere Unterteilung in Phyto- und Zooplankton trennt dabei noch einmal die pflanzlichen von den tierischen Arten. Plankton ist eine sehr vielseitige und daher sehr aufregende Gruppe, die die Grundlage des marinen Nahrungsnetzes bildet.

Warum aber untersuche ich das Plankton vor Ostgrönland? Das hängt mit den Meeresströmungen zusammen: Vor der Ostküste Grönlands laufen unterschiedliche Wasserströmungen zusammen, die zum einen warmes, salzreiches Wasser aus dem Golfstrom gen Norden führen und andererseits kaltes, salzärmeres Wasser aus den Polargebieten südwärts transportieren. Im Sommer kommt durch den Schmelzwassereintrag sogar noch frisches Süßwasser vom grönländischen Inlandeis hinzu.

In dem Gebiet, das ich untersuche, sorgt die sehr rauhe Gestalt des Meeresbodens dafür, dass die unterschiedlichen Wasserkörper verwirbelt werden. Das schafft eine besonders nährstoffreiche Ausgangssituation für Meereslebewesen: Einzellige Algen bilden die Nahrungsgrundlage für kleine Krebstierchen; von denen wiederum ernähren sich größere Meerestiere wie der Kabeljau, den wir auf dieser Fahrt hauptsächlich untersuchen. In unserem Forschungsgebiet vor Ostgrönland, der „Kleinen Bank“, ist biologisch gesehen also jede Menge los.

Nicole: die „Hydroakustikerin"

Zurzeit schreibe ich meine Masterarbeit in Hamburg am Institut für Hydrobiologie und Fischereiwissenschaft in Zusammenarbeit mit der Universität Aarhus in Dänemark. Schwerpunkt ist die Hydroakustik. Ich untersuche die räumliche und zeitliche Verteilung von Fischen und Schweinswalen in der Nordsee und deren Gebietsüberschneidungen, um daraus Schutzkonzepte in Bezug auf Offshore-Windkraftanlagen abzuleiten.

Als Hamburger Studentin vis-à-vis vom Thünen-Institut konnte ich die großartige Möglichkeit wahrnehmen, meiner Leidenschaft für die ökologische Freilandforschung weiter nachzugehen - und das vor der aufregenden Naturkulisse Grönlands: Wann und wo kann man sonst bei der Arbeit Nordlichter bestaunen?

Moinsen! Eure Paulina, Angela und Nicole

 

Bitte konsumieren Sie möglichst nur nachhaltig gefischte Bestände von Fisch und Meeresfrüchten. Informieren Sie sich dazu beispielsweise in den einschlägigen Fischratgebern.


Bitte konsumieren Sie möglichst nur nachhaltig gefischte Bestände von Fisch und Meeresfrüchten. Informieren Sie sich dazu beispielsweise in den einschlägigen Fischratgebern.