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Generation 35plus

Tagung über Karriereambitionen in Wissenschaft und Wirtschaft

Wie tickt die Generation, die als nächstes die gesellschaftlichen Spitzenpositionen besetzen wird? Eine Tagung der TU Berlin widmete sich am 16. Oktober 2013 der Generation 35plus.

Porträt eines Mannes im Alter von 35 Jahren
Quelle: Thinkstock

Die Arbeitsbedingungen der heute 30- bis 40-Jährigen sind zum einen durch einen hohen Konkurrenzdruck, zum anderen durch eine hohe Erwartungshaltung seitens der Arbeitgeber geprägt: Flexibilität, internationale Erfahrungen und ein hohes Maß an Selbstorganisation werden vorausgesetzt. Die Arbeit findet zunehmend in Projekten und häufig nach Feierabend oder auch an Wochenenden statt. Die Bereitschaft der Unternehmen, auf die Arbeits- und Karrierebedürfnisse ihrer Führungskräfte einzugehen, und diesen gleichermaßen Flexibität und Autonomie zu gewährleisten, ist hingegen gering. Zugleich nimmt die Garantie auf einen sicheren Arbeitsplatz und berufliche Verbesserungen ab. 

Die Soziologin Prof. Dr. Christiane Funken (TU Berlin) hat mit ihrem Team im Rahmen eines vom BMBF geförderten Forschungsprojekts 50 Tiefeninterviews mit Hochqualifizierten und Führungskräften aus Wirtschaft und Wissenschaft geführt, um zu erfahren, wie Vertreter der Generation 35plus mit dieser Entwicklung umgehen und welchen Einfluss dies auf ihre weiteren Karriereambitionen hat. 

In der Wirtschaft unterscheidet die Studie drei Typen:

  • Die Gruppe der "Kulturkritischen" ist äußerst karriereorientiert und plant ihre berufliche Zukunft genau. Jedoch ist sie unzufrieden mit den mangelnden Gestaltungsmöglichkeiten und trägen Strukturen in großen Unternehmen und versucht deshalb, ihre Karriere in kleineren und mittleren Unternehmen fortzusetzen.
  • Die "Dynamiker" hingegen, ebenfalls höchst karriereambitioniert, haben sich mit den stets wandelnden Arbeitsbedingungen arrangiert und akzeptieren, dass ihre Karriere nicht mehr wie früher planbar ist.
  • Die Gruppe der hochqualifizierten "Entschleuniger" wiederum ist vor allem an Inhalten und weniger an einer Karriere um jeden Preis interessiert. Sie bemängelt die enorme Anspruchshaltung der Unternehmen an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, der umgekehrt aber eine adäquate, mitarbeiterorientierte Personalentwicklung fehlt.

Auch in der Wissenschaft wird der zunehmende Wettbewerbsdruck von der Generation 35plus als Belastung empfunden. Dem massiven Anstieg an Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern stehen nur wenige offene Professuren gegenüber.

  • Die Gruppe der "Hoffnungsvollen" blickt dennoch zuversichtlich in die Zukunft. Starke Mentoren und ein stabiles privates Umfeld sind hierfür die Ursache.
  • Die Gruppe der "Fatalisten" hegt hingegen große Selbstzweifel und verfügt weder über unterstützende Vorgesetzte noch über ein stabilisierendes Umfeld. Zugleich wird der Wechsel von der Wissenschaft in die Wirtschaft mit fortgeschrittenem Alter zunehmend schwieriger.
  • Zuletzt führt die Studie die Gruppe der "Spielverweigerer" an, die es ablehnt, Wissenschaft als Karrierejob zu begreifen.

Inner- und ausserwissenschaftliche Stabilisatoren erhalten vor diesem Hintergrund eine völlig neue Bedeutung, die maßgebend für den Wissenschaftsstandort Deutschland ist.

Diese und weitere Ergebnisse wurden am 16. Oktober 2013 in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften diskutiert. Die Tagung fand in Kooperation mit dem Wissenschaftsjahr 2013 - Die demografische Chance statt.