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Dr. Ingrid Tucci

Der demografische Wandel macht deutlich, wie stark Länder wie Deutschland auf Zuwanderung angewiesen sind.

Dr. Ingrid Tucci

Porträt von Ingrid Tucci

Woran forschen Sie in Bezug auf den demografischen Wandel?

Meine Forschungsschwerpunkte sind Themen der Migration und sozialen Ungleichheit in der Einwanderungsgesellschaft. Ich interessiere mich für die Integrationsprozesse von Migrantinnen und Migranten und von jungen Erwachsenen mit Migrationshintergrund. Dabei analysiere ich die Bildungsverläufe der zweiten Generation und deren Eintritt und Positionierung in den Arbeitsmarkt - und dies im deutsch-französischen Vergleich. Beim demografischen Wandel geht es auch darum,wie Arbeitskräfte und fachliche Kompetenzen am besten eingesetzt werden können. Und wie vermieden werden kann, dass Potenziale nicht ungenutzt bleiben. Das fängt mit einer Verbesserung der Situation von Migrantenkindern im Bildungssystem an. Da können beide Länder viel voneinander lernen.

Was ist aus Ihrer Sicht das Bemerkenswerteste am demografischen Wandel?

Der demografische Wandel macht deutlich, wie stark Länder wie Deutschland auf Zuwanderung angewiesen sind. Gleichzeitig zeigt er, dass es notwendig ist, die Vielfalt der deutschen Gesellschaft mehr zu schätzen.

Welche Chancen bringt der demografische Wandel Ihrer Meinung nach mit sich?

Wenn die Generation der Baby-Boomer, also die Geburtenstarken Jahrgänge der 50er und 60er Jahre, in den Ruhestand geht, wird sich der Arbeitsmarkt verändern. Nachkommen wird eine kulturell vielfältigere Generation. Das zeigt sich auch schon heute. Und das ist eine Chance für Deutschland. Die Herkunft, die Religion oder der Wohnort sollten im Bildungssystem, am Arbeitsmarkt und in anderen Bereichen keine Rolle spielen. Wir sollten die Potenziale von Migrantinnen und Migranten und die ihrer Kinder nicht ungenutzt lassen.

Wie wirkt sich der demografische Wandel auf Ihr eigenes Leben oder Ihr Umfeld aus?

Als Französin, die schon länger in Deutschland lebt, merke ich, dass in meinem Umfeld nur wenige Paare Kinder haben. Die meisten Frauen bekommen ihre Kinder relativ spät. In Frankreich ist das anders: dort haben Frauen im Durchschnitt circa zwei Kinder. Das liegt wohl auch an den unterschiedlichen Rahmenbedingungen, zum Beispiel bei der Kinderbetreuung.

Was wird in Frankreich anders gemacht, wenn es darum geht, Jugendliche in den Arbeitsmarkt zu integrieren?

Ich denke, dass in Frankreich das Bildungssystem besser funktioniert: Die Nachkommen von Migranten haben dort eher Chancen auf einen gesellschaftlichen Aufstieg durch Bildung. Der Zugang zu den Elitenuniversitäten bleibt ihnen jedoch nach wie vor oft versperrt. Das Problem ist dort vor allem die Diskriminierung bei der Jobsuche, zum Beispiel aufgrund der Herkunft, der Religion aber auch des Wohnortes. Bewerberinnen und Bewerber aus den sogenannten "Banlieues", den benachteiligten Bezirken außerhalb der Großstädte, werden häufiger abgelehnt. Dies ist in Deutschland nicht anders, nur ist das Thema in der französischen Öffentlichkeit viel präsenter als in Deutschland.

Was nehmen Sie sich für das Alter vor?

Ich komme aus Südfrankreich und kann mir vorstellen im Alter dorthin zurückzugehen. Ich würde dann auf dem Land leben und mich den einfachen Dingen des Lebens widmen. Auch wenn Berlin meine zweite Heimat ist und ich mich hier sehr wohl fühle, ist das Leben in Südfrankreich wegen des besseren Wetters doch angenehmer!

Zur Person:

Dr. Ingrid Tucci ist wissenschaftliche Mitarbeiterin des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin.

SOEP (DIW Berlin)

  • Dr. Thilo Lang
    Prof. Dr. Gabriele Doblhammer
  • Prof. Dr. Andreas Motel-Klingbiel
    Prof. Dr. Lutz Bellmann
  • Prof. Dr. Marion A. Weissenberger-Eibl
    Dr. Michaela Kreyenfeld
  • Dr. Ingrid Tucci
    Prof. Dr. Claudia Diehl
  • Dr. Heidrun Mollenkopf
    Ines Wickenheiser
  • Prof. Dr. Christophe Kunze
    Prof. Dr. Carola Jungwirth
  • Dr. Asarnusch Rashid
    Prof. Albert Heuberger
  • Prof. Dr. Arnim von Gleich
    Prof. Dr. Gertrud M. Backes
  • Prof. Dr. Monika Reichert