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Dr. Thilo Lang

Die Arbeitslosigkeit wird weiter sinken: Jüngere wie ältere Arbeitnehmer werden in den meisten Regionen wieder bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben.

Dr. Thilo Lang

Porträt von Thilo Lang

Woran forschen Sie im Bezug auf den demografischen Wandel?

Derzeit forsche ich gemeinsam mit meinen Kollegen zu Anpassungsprozessen von Städten und Regionen in Zeiten des demografischen Wandels. Dazu gehört zum Beispiel die Frage, wie öffentliche Versorgungsfunktionen und private Dienstleistungen bei rückläufiger Bevölkerungsentwicklung aufrechterhalten werden können. Das ist vor allem in dünner besiedelten Regionen eine große Herausforderung. Außerdem forschen wir zu den Bedingungen und Motiven von Abwanderung. Und wir analysieren, inwiefern der demografische Wandel zu uneinheitlichen Lebensbedingungen in Deutschland führt und mit welcher Politik, ein soziales, wirtschaftliches und räumliches Auseinanderdriften Deutschlands und Europas verhindert werden kann.

Was ist aus Ihrer Sicht das Bemerkenswerteste am demografischen Wandel?

Der demografische Wandel ist keine überraschende Neuigkeit. Ganz im Gegenteil. Er kündigt sich bereits seit Jahren an. Umso wichtiger ist es, dass die Politik nun endlich die notwendigen Weichen stellt und vorausschauend handelt.

Welche Chancen bringt der demografische Wandel Ihrer Meinung nach mit sich?

Die Arbeitslosigkeit wird weiter sinken: Jüngere wie ältere Arbeitnehmer werden in den meisten Regionen wieder bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben; in vielen Gegenden werden durch einen zurückgehenden Wachstumsdruck neue Möglichkeiten entstehen. Und wir werden wieder lernen, Alter und Erfahrung zu würdigen.

Wie wirkt sich der demografische Wandel auf Ihr eigenes Leben oder Ihr Umfeld aus?

Leipzig ist eine junge Stadt, die momentan sehr stark vom Zuzug profitiert und weiter wächst. Diese Entwicklung bringt aber auch Herausforderungen mit sich: So sind beispielsweise die Kinderbetreuungsmöglichkeiten knapp. Gleichzeitig beobachte ich in meinem Umfeld, dass die Familiengründung immer später beginnt. Heutige Väter und Mütter sind bei der Geburt ihrer Kinder älter als das unsere Eltern waren. Als Kind einen grauhaarigen Vater zu haben, ist heute völlig normal geworden.

Welche Chancen und Herausforderungen birgt der demografische Wandel für die künftige Entwicklung von Städten und ländlichen Regionen?

Die Deutschen zieht es derzeit vor allem in die größeren Städte. Natürlich haben wir Sehnsüchte nach der Natur und ländlicher Idylle, aber leben wollen wir in der Stadt. Es ist gut möglich, dass sich das in den kommenden Jahrzehnten wieder ändert. Bis dahin aber werden vor allem kleinere Städte und ländliche Räume in dünn besiedelten Regionen vom demografischen Wandel betroffen sein. Warum? Weil in diesen Regionen der Bevölkerungsrückgang mit Abwanderung und ökonomischen Herausforderungen Hand in Hand gehen. Es ist kaum verwunderlich, dass kommunale Entscheidungsträger den Wandel als Problem sehen, nicht aber als einen neuen Gestaltungraum. Und genau hier liegt die Aufgabe der Wissenschaftler: Wir sind es, die den Blick für die Herausforderungen, aber auch die Chancen schärfen müssen.

Was nehmen Sie sich für das Alter vor?

Ich halte es nicht für eine Selbstverständlichkeit, dass wir alle alt werden. Das Leben ist ein Geschenk, im Alter ganz besonders. Ich würde mir wünschen, auch im hohen Alter noch aktiv zu bleiben, Sport zu treiben, Zeit mit meiner Familie zu verbringen, zu reisen und meine Erfahrungen weiterzugeben.

Zur Person:

Dr. Thilo Lang ist Forschungskoordinator und Abteilungsleiter "Regionale Geographie Europas" am Leibniz-Institut für Länderkunde in Leipzig.

Leibniz-Institut für Länderkunde

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