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Prof. Dr. Andreas Motel-Klingebiel

Natürlich hat der Wandel auch Auswirkungen auf mein privates Leben: Er bedeutet zum Beispiel eine längere gemeinsame Lebenszeit mit meinen Eltern und meinen Kindern zu erwarten.

Prof. Dr. Andreas Motel-Klingbiel

Porträt von Andreas Motel-Klingebiel

Woran forschen Sie im Bezug auf den demografischen Wandel?

Als Sozialwissenschaftler ist mein Themenbereich sehr breit gefächert: Mit dem Deutschen Alterssurvey führen wir seit Jahren eine Dauerbeobachtung durch, bei der die Gesamtheit der Lebenssituationen von älteren Menschen und die Lebensverläufe bis in das hohe Alter hinein untersucht wird. Der Vorteil ist, dass wir hierbei den unterschiedlichsten Fragestellungen nachgehen können: Dazu zählen beispielsweise Fragen der familiären Beziehungen, Generationenverhältnisse, die Frage von Armut im Alter, die Entwicklung der Alterssicherung, soziale Ungleichheit und Fragen zur Lebensqualität von älteren Menschen.

Was ist aus Ihrer Sicht das Bemerkenswerteste am demografischen Wandel?

Deutschland ist von den Herausforderungen des demografischen Wandels stärker betroffen als seine europäischen Nachbarn. Aber nicht etwa, weil unsere Gesellschaft stärker altert. Der Unterschied besteht vielmehr darin, dass die durchschnittliche Kinderzahl pro Frau in Deutschland niedriger ist als in vielen Nachbarländern.

Welche Chancen bringt der demografische Wandel Ihrer Meinung nach mit sich?

Grundsätzlich gesehen ist der demografische Wandel weder positiv noch negativ. Sehr wohl muss der Wandel jedoch als Ausdruck einer positiven gesellschaftlichen Entwicklung verstanden werden. Wir haben die Chance auf ein langes und selbstbestimmtes Leben. Und wir dürfen nicht vergessen, dass sich auch die Sterbewahrscheinlichkeit immer mehr ins hohe Alter verschoben hat. Für ein Kind, das heute die erste Klasse besucht, ist es durchaus wahrscheinlich, dass es 90 Jahre und älter werden wird. Früher war das so nicht erwartbar.

Wie wirkt sich der demografische Wandel auf Ihr eigenes Leben oder Ihr Umfeld aus?

In erster Linie beeinflusst der demografische Wandel meine Forschung - und das seit über 20 Jahren. Natürlich hat der Wandel auch Auswirkungen auf mein privates Leben: Er bedeutet zum Beispiel eine längere gemeinsame Lebenszeit mit meinen Eltern und meinen Kindern zu erwarten. Allerdings fordert er auch ein höheres Maß an Eigenverantwortung und Planung für die späteren Lebensphasen.

Welche Auswirkungen hat der demografische Wandel auf die Lebensqualität älterer Menschen? Wie kann mit den Herausforderungen umgegangen werden?

Während uns immer mehr Lebensjahre zur Verfügung stehen, die wir weitgehend selbstständig gestalten können, stellt genau diese Entwicklung die Versorgung und Absicherung in Frage. Das gilt für die sozialstaatliche Ebene ebenso wie für den familiären Bereich und andere Netzwerke. Nicht alle gewonnenen Jahre sind gesunde Jahre. Deshalb ist es besonders wichtig, dass wir die positiven Seiten immer auch in Relation zu den Herausforderungen und Kosten bewerten. Nur so bekommen wir letztlich ein realistisches Bild vom Wandel.

Was nehmen Sie sich für das Alter vor?

Ich wünsche mir Gelassenheit und eine gewisse Widerstandsfähigkeit gegen das Mantra des aktiven Alterns sowie Gefasstheit und Besonnenheit hinsichtlich der möglichen negativen Begleiterscheinungen des Alterns - wie etwa Krankheiten.

Zur Person:

Prof. Dr. Andreas Motel-Klingbiel ist Forschungsleiter und stellvertretender Institutsleiter am Deutschen Zentrum für Altersfragen. Als Professfor engagiert er sich am "National Institute for the Study of Ageing and Later Life" in Linköping, Schweden.

Deutsches Zentrum für Altersfragen

National Institute for the Study of Ageing and Later Life

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