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Prof. Dr. Lutz Bellmann

Unternehmen müssen nicht nur lernen, Kompromisse zu schließen. Sie müssen auch Brücken für ihre älteren Mitarbeiter bauen.

Prof. Dr. Lutz Bellmann

Porträt von Lutz Bellmann vor einem grauen Hintergrund
Bildnachweis: IAB

Woran forschen Sie in Bezug auf den demografischen Wandel?

Mein Forschungsgebiet sind die Einstellungen und Beschäftigungsverhältnisse von älteren Menschen. Hierzu zählen vor allem personalpolitische Maßnahmen wie zum Beispiel besondere Formen der Arbeitsorganisation, Aus- und Weiterbildungen für Ältere oder die Einführung altersgemischter Teams. Zusätzlich beschäftige ich mich mit der Frage, wie mehr Personen mit Migrationshintergrund und Frauen in Beschäftigung kommen können, damit der Fachkräftebedarf auch in Zukunft gesichert ist.

Was ist aus Ihrer Sicht das Bemerkenswerteste am demografischen Wandel?

Der demografische Wandel beinhaltet sowohl Chancen als auch Herausforderungen: Aber ich bin davon überzeugt, dass die Chancen des Wandels deutlich überwiegen werden.

Welche Chancen bringt der demografische Wandel Ihrer Meinung nach mit sich?

Wenn der demografische Wandel mit einer Erhöhung der Erwerbsquote einhergeht, wird er sich positiv auf die Rentenansprüche der Erwerbstätigen auswirken. Denn durch die längere Berufstätigkeit können auch höhere Rentenanwartschaften erworben werden. Das würde auch bedeuten, dass die Rente mit 67 keineswegs ein Rentenkürzungsprogramm bleibt wie oftmals behauptet wird, sondern ein gutes Instrument die Rente langfristig zu sichern. Außerdem bietet die neue Vielfalt ein großes Potenzial für kreative Ideen, neue Dienstleistungen und innovative Produkte. So gesehen birgt der Wandel ein großes Potenzial für die deutsche Wirtschaft.

Wie wirkt sich der demografische Wandel auf Ihr eigenes Leben oder Ihr Umfeld aus?

Ich arbeite heute viel häufiger mit Menschen zusammen, die einen anderen kulturellen Hintergrund haben. Das ist für mich eine bereichernde Erfahrung. Und natürlich gibt es heute neue Erwerbsformen, neue Arbeitszeitenmodelle und einen häufigeren Jobwechsel. Mittlerweile ist es völlig normal, seinen Arbeitsplatz mehrmals im Lauf seines Erwerbslebens wechseln. Im Fachjargon sprechen wir hier von einer starken Entgrenzung und Endstandardisierung der Arbeitswelt. Diese Entwicklung wirkt sich natürlich auch auf meinen persönlichen Arbeitsalltag aus.

Was nehmen Sie sich für das Alter vor?

Ich bin jetzt 57 Jahre alt. Um ehrlich zu sein, habe ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht. Ich bewundere zwar, wie engagiert und aktiv die älteren Menschen heute sind, aber ich persönlich habe noch keine konkreten Pläne für das Alter geschmiedet. Im Moment lasse ich das noch alles auf mich zukommen. Bis zu meinem Ruhestand verbleiben mir ja noch acht Jahre.

Welche Rolle spielen Aus- und Weiterbildungsangebote von Unternehmen in Zeiten des demografischen Wandels?

Aus- und Weiterbildungsprogramme werden immer wichtiger. Warum? Immer häufiger müssen Unternehmen Mitarbeiter einstellen, die nicht zu 100 Prozent auf die ausgeschriebenen Stellen passen. Unternehmen müssen nicht nur lernen, Kompromisse schließen. Sie müssen auch Brücken für ihre älteren Mitarbeiter bauen. Dieser Wandel stellt vor allem kleine und mittlere Unternehmen vor große Herausforderungen. Doch wenn die Umstellung gelingt, können Betriebe und Unternehmen von den Potenzialen ihrer älteren Mitarbeiter profitieren.

Zur Person:

Prof. Dr. Lutz Bellmann forscht am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit. Er ist Forschungsbereichsleiter "Betriebe und Beschäftigung" und Leiter des "IAB-Betriebspanels", sowie Inhaber des Lehrstuhls für VWL insbesondere für Arbeitsökonomie an der Universität Erlangen-Nürnberg.

Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung

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