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Prof. Dr. Claudia Diehl

Zuwanderung kann den demografischen Wandel nicht aufhalten, aber sie kann Folgen wie den Fachkräftemangel und die gesellschaftliche Alterung abmildern.

Prof. Dr. Claudia Diehl

Porträt von Claudia Diehl

Woran forschen Sie in Bezug auf den demografischen Wandel?

Ich beschäftige mich mit Fragen der Migration und Integration. In der Diskussion rund um den demografischen Wandel wird dieser Aspekt häufig mit dem Stichwort „Deutschland wird bunter“ bezeichnet. Dabei geht es zum einen um die Frage, wie attraktiv Deutschland für Migranten ist, welche Zuwanderer zu uns kommen und welche wir dauerhaft hier halten können. Mein zweiter Schwerpunkt sind die Folgen von Zuwanderung für das Zusammenleben. Hier beschäftige ich mich damit, wie die Menschen in Deutschland auf Zuwanderung reagieren, wie Integrationsprozesse verlaufen und warum sie sich zwischen den Einwanderergruppen unterscheiden.

Wir werden länger leben, wir werden insgesamt weniger und zugleich wird unsere Gesellschaft vielfältiger. Das Bemerkenswerteste aus Ihrer Sicht in einem Satz:

Der demografische Wandel verdeutlicht, dass die individuelle und gesellschaftliche Alterung nicht primär biologische Phänomene darstellen, sondern sozial gestaltet werden können und müssen – und zwar mit kreativen Lösungen und Strategien.

Wie wirkt sich der demografische Wandel auf Ihr eigenes Leben oder Ihr Umfeld aus?

Ich denke, dass die Generation unserer Kinder diese Frage besser beantworten kann. Ich gehöre schließlich noch zu den geburtenstarken Jahrgängen, also zu dem „Heer der Ergrauten“ der Zukunft. Aber mich fasziniert schon heute, wie selbstverständlich die zunehmende kulturelle Vielfalt für nachkommende Generationen ist. Sie werden kaum noch auf die Idee kommen, zu errechnen, wie viele „Deutsche“ in einigen Generationen „ausländische“ Wurzeln haben werden, wie das beispielsweise in Sarrazins Buch „Deutschland schafft sich ab“ getan wurde. Das finde ich sehr beruhigend.

Warum ist Zuwanderung in Zeiten des demografischen Wandels eine Chance für Deutschland?

Zuwanderung kann den demografischen Wandel nicht aufhalten, aber sie kann Folgen wie den Fachkräftemangel und die gesellschaftliche Alterung abmildern. Und sie kann neue Ideen ins Land bringen. Mit mehr Zuwanderung sind natürlich auch Herausforderungen verbunden: So ist gerade eine alternde Gesellschaft dazu verpflichtet, immer wieder ihre eigenen Gewissheiten, Routinen und Weltbilder zu hinterfragen.

Was bedeutet das?

Viele zunächst unbequeme Debatten, etwa über den Umgang mit religiöser Vielfalt, werfen spannende Fragen auf: Wie liberal, tolerant und offen sind wir wirklich für Menschen aus anderen Kulturen? Wo ziehen wir überhaupt die Grenze zwischen „uns“ und den „anderen“? Und worauf berufen wir uns, wenn wir dies tun?

Was nehmen Sie sich für das Alter vor?

...ich habe momentan wenig Zeit darüber nachzudenken.

Zur Person:

Prof. Dr. Claudia Diehl lehrt und forscht am Fachbereich Geschichte und Soziologie der Universität Konstanz und ist Mitglied im "Expertenrat Demografie" der Bundesregierung.

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