Navigation und Service

Springe direkt zu:

Prof. Dr. Gabriele Doblhammer

Der demografische Wandel wird das Leben meiner Generation und das meiner Kinder grundlegend verändern - und dies in allen Lebensbereichen.

Prof. Dr. Gabriele Doblhammer

Porträt von Gabriele Doblhammer

Woran forschen Sie im Bezug auf den demografischen Wandel?

Ich forsche in erster Linie zur Gesundheit von älteren Menschen und bin auf Demenz spezialisiert. Gemeinsam mit meinen Kollegen am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) baue ich gerade ein klinisches Register zu Neurodegenerativen Erkrankungen auf. Als Grundlage dienen uns Daten von Patienten, die Gedächtnissprechstunden in Universitätskliniken besuchen und zum Beispiel Anzeichen einer Demenz erkennen lassen. Stimmen die Patienten zu, werden alle Untersuchungsergebnisse in einem Patientenregister gesammelt und anschließend ausgewertet. Die Daten dienen auch als Grundlage für klinische Studien zu medizinischen Interventionen die eventuell den Verlauf von Demenzerkrankungen beeinflussen können.

Was ist aus Ihrer Sicht das Bemerkenswerteste am demografischen Wandel?

Entscheidend ist doch: Der demografische Wandel wird das Leben meiner Generation und das meiner Kinder grundlegend verändern - und dies in allen Lebensbereichen. Wenn man sich dies bewusst macht, wird klar, wie entscheidend es ist, wie wir den Wandel gestalten.

Welche Chancen bringt der demografische Wandel Ihrer Meinung nach mit sich?

Eine zentrale Chance ist, dass sich neue Lebenskonzepte entwickeln. Persönlich, aber auch gesellschaftlich: Wann schließe ich zum Beispiel meine Ausbildung ab? Wann starte ich mit meinem ersten Job? Und wie gestalte ich das Familienleben? Durch die gewonnen Lebensjahre haben wir in Zukunft deutlich mehr Flexibilität. In gewisser Hinsicht zwingt der demografische Wandel uns, bestehende gesellschaftliche Strukturen zu ändern. So entstehen neue Möglichkeiten der persönlichen Entfaltung.

Wie wirkt sich der demografische Wandel auf Ihr eigenes Leben oder Ihr Umfeld aus?

Wahrscheinlich werde ich bis zu meinem 75. Lebensjahr arbeiten. Glücklicherweise kann ich meinen Beruf als Wissenschaftlerin noch sehr lange ausüben. Mir ist aber auch bewusst, dass so für jüngere Nachwuchswissenschaftler Probleme entstehen können. Schließlich bremse ich indirekt deren Karrieren aus. Diesen möglichen Konflikt werden wir nur gemeinsam lösen können.

Wie wirkt sich der demografische Wandel auf das Gesundheitssystem aus?

In der Forschung unterscheiden wir zwischen Pflege und Gesundheit, also der medizinischen Versorgung. Bezogen auf die Langzeitpflege ist völlig klar, dass der Bedarf durch den demografischen Wandel stark ansteigen wird. Gleichzeitig fehlen uns Pflegefachkräfte und Familienmitglieder können diesen Mangel nicht ausgleichen. Für das Gesundheitssystem sieht es hingegen anders aus: Menschen, die besonders lange leben, belasten das Gesundheitssystem in der Regel weniger stark, auch wenn mit dem Alter die Multimorbidität* zunimmt. Interessant ist auch, dass im letzten Lebensjahr die Kosten für die medizinische Versorgung am höchsten sind. Und hiervon hat bekanntlich jeder Mensch nur eins. Der eigentliche Kostentreiber ist der technologische Fortschritt, das belegen zahlreiche Studien. Trotzdem ist die moderne Medizintechnik natürlich eine Errungenschaft. Sie ermöglicht ja auch, dass wir immer länger leben.

Was nehmen Sie sich für das Alter vor?

Ich möchte im Alter sehr aktiv sein und gerne noch ein bisschen mehr von der Welt kennenlernen.

Zur Person:

Prof. Dr. Gabriele Doblhammer ist Lehrstuhlinhaberin für Empirische Sozialforschung und Demografie an der Universität Rostock. Sie ist Gruppenleiterin im Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen.

Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen

Institut für Soziologie und Demografie

Mehr zu Prof. Dr. Gabriele Doblhammer

*Man spricht von Multimorbidität (lat. Mehrfacherkrankung), wenn eine Person gleichzeitig an mehreren Krankheiten leidet.

  • Dr. Thilo Lang
    Prof. Dr. Gabriele Doblhammer
  • Prof. Dr. Andreas Motel-Klingbiel
    Prof. Dr. Lutz Bellmann
  • Prof. Dr. Marion A. Weissenberger-Eibl
    Dr. Michaela Kreyenfeld
  • Dr. Ingrid Tucci
    Prof. Dr. Claudia Diehl
  • Dr. Heidrun Mollenkopf
    Ines Wickenheiser
  • Prof. Dr. Christophe Kunze
    Prof. Dr. Carola Jungwirth
  • Dr. Asarnusch Rashid
    Prof. Albert Heuberger
  • Prof. Dr. Arnim von Gleich
    Prof. Dr. Gertrud M. Backes
  • Prof. Dr. Monika Reichert