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Dr. Jens Friebe

"Eine besondere Chance sehe ich im intergenerationellen Lernen. Ältere erfahrene und junge weltoffene Menschen lernen gemeinsam und lösen aktuelle Probleme."

Dr. Jens Friebe

Porträt von Dr. Jens Friebe

Woran forschen Sie in Bezug auf den demografischen Wandel?

Im Deutschen Institut für Erwachsenenbildung forschen wir bereits seit einigen Jahren zu den Themen Weiterbildungsbeteiligung im Alter, Lernen und Kompetenz im Alter. Mein aktuelles Projekt trägt den Titel "Competencies in Later Life". Unsere Studie liefert Informationen zu den Kompetenzen Erwachsener auf der Grundlage repräsentativer Daten aus einem Hintergrundfragebogen und aus Assessments in drei Kompetenzdomänen. Wir führen die Studie in Kooperation mit den erziehungswissenschaftlichen Instituten der Universitäten München und Tübingen durch.

Was ist das Bemerkenswerteste am demografischen Wandel?

Aus Sicht der Gesellschaft verändern sich die Relationen zwischen jungen und älteren Erwachsenen. Für die älteren Menschen selbst sind die Zunahme der Lebenserwartung und eine lang anhaltende Gesundheit besonders bemerkenswert und erfreulich. Damit verändert sich auch der Charakter der Altersphase. Ältere Menschen beteiligen sich aktiv an der Gesellschaft, sei es im ehemaligen Berufsfeld, im Ehrenamt oder im sozialen Engagement. In diesem Kontext verändert sich auch die Rolle des lebenslangen Lernens. Bildung und Lernen im Alter erweisen sich einerseits als wichtige Faktoren zum Erhalt der kognitiven Fitness im Alter und andererseits als Mittel sozialer Teilhabe.

Welche Chancen bringt der demografische Wandel mit sich?

Eine besondere Chance sehe ich im intergenerationellen Lernen. Ältere erfahrene und junge weltoffene Menschen lernen gemeinsam und lösen aktuelle Probleme. Das gab es zwar früher auch, und es wird auch schon häufig praktiziert, doch heute bleibt der Dialog der Generationen nicht nur informell, sondern er wird unterstützt und organisiert. Allerdings müssen mehr Lernorte in der Nähe des Wohnorts geschaffen werden. Zudem gibt es noch zahlreiche weitere Chancen: z.B. neue Wohn- und Lebensformen, ein schonender Umgang mit Ressourcen oder mehr soziale Gerechtigkeit.

Wie wirkt sich der demografische Wandel auf das eigene Leben und Umfeld aus?

In meinem beruflichen Umfeld thematisiere ich die Rolle der Bildung im demografischen Wandel. Ich denke, das passiert immer noch zu selten. Privat sehe ich mich in einer Übergangsphase: Ich erwarte ein relativ geringes Renteneinkommen, insbesondere durch Teilzeitarbeit und bei vorzeitigem Ruhestand (mit 63 Jahren). Dennoch sehe ich optimistisch in die Zukunft und hoffe auf die späte Freiheit. Sorgen macht mir, dass ich oder meine Eltern pflegebedürftig werden könnten.

Der demografische Wandel macht es notwendig, verstärkt auf Fachkräfte aus dem Ausland zu setzen. Wie kann Deutschland im internationalen Kampf um die besten Köpfe bestehen?

Meines Erachtens geht es nicht um den "Kampf um die besten Köpfe". Aus gesellschaftlicher Perspektive braucht Deutschland Einwanderung - die Grundlage muss dabei die Humanität und das Menschenrecht bilden. Ganz nebenbei zeigt sich dann, dass eine offene interkulturelle Gesellschaft viel kreativer ist als ein sich ausschließendes System. Den Bedarf an Fachkräften muss ein funktionierendes Bildungssystem decken, in dem Menschen mit und ohne Migrationserfahrung gute Kompetenzen erlangen können.

Was nehmen Sie sich persönlich für das Alter vor?

An erster Stelle steht der Wunsch, gesund zu bleiben. Aber auch Fremdsprachenlernen und Reisen sind für mich wichtig. Ein weiterer Aspekt ist die Sinnhaftigkeit des Handelns im Alter. Die kann ich in der Familie finden, aber auch als Teilnehmer oder Gestalter von Bildung und nicht zuletzt auch im politischen Engagement. Ich nehme mir vor, mich nicht zu spät auf das Alter vorzubereiten.

Zur Person

Dr. Jens Friebe ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Institut für Erwachsenenbildung in Bonn. Zu seinen Forschungs- und Arbeitsschwerpunkten gehören unter anderem die Kompetenzermittlung im höheren Lebensalter sowie Bildung und Migration im Alter sowie Konzepte interkultureller Bildung.

 

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