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Prof. Dr. Bernhard Nauck

Generationenbeziehungen sind die stabilsten Beziehungen, die Menschen in modernen Gesellschaften überhaupt haben.

Prof. Dr. Bernhard Nauck

Porträt von Prof. Dr. Bernhard Nauck

Woran forschen Sie in Bezug auf den demografischen Wandel?

Ich bin Leiter des deutschen Familienpanels und dort zuständig für die Erforschung der Generationenbeziehungen in deutschen Familien. Das heißt, ich untersuche die Beziehungen von erwachsenen Menschen mit ihren Eltern. Generationenbeziehungen sind die stabilsten Beziehungen, die Menschen in modernen Gesellschaften überhaupt haben.

Ein weiteres Forschungsfeld ist der Zusammenhang von Migration und demografischem Wandel. Migration wird für die Aufnahmegesellschaften immer wichtiger, da dort die Geburtenrate meist unter dem Bestanderhaltungsniveau liegt. Des Weiteren beschäftige ich mich im Bereich Migration mit dem Eingliederungsverhalten sowie den Bildungsinvestitionen von Migrantenfamilien in ihre Kinder.

Wir werden länger leben, wir werden insgesamt weniger und zugleich wird unsere Gesellschaft vielfältiger. Was ist das Bemerkenswerteste aus Ihrer Sicht am demografischen Wandel?

Der interessanteste Punkt ist weniger die Abnahme der Geburten, sondern vielmehr die zunehmende Alterung im Familienverband. Die immer weiter verbreitete Langlebigkeit führt dazu, dass Eltern und ihre Kinder sehr viel länger gemeinsam leben und es inzwischen der Normalfall ist, seine Großeltern bis ins mittlere Erwachsenenleben zu haben. Sehr viele Menschen haben sogar die Chance, ihre Urgroßeltern zu erleben bzw. als Urgroßeltern selbst noch einen Teil des Lebens ihrer Urenkel mitzubekommen. So etwas hat es in der Menschheitsgeschichte früher noch nicht gegeben.

Was kann getan werden, damit Paare in Deutschland wieder mehr Kinder bekommen?

Die meisten bestehenden Maßnahmen beziehen sich darauf, die Kosten für die potenziellen Eltern zu verringern. Etwa dadurch, dass der Staat Infrastruktureinrichtungen bereitstellt oder Steuervergünstigungen ermöglicht. Diese Maßnahmen sind zwar gut, um Elternschaft zu fördern braucht es jedoch mehr, als nur Kosten zu reduzieren. Die positiven Seiten sollten beleuchtet werden. Ein Kind bedeutet zwar eine lebenslange Verantwortung – jedoch wird das gemeinsame Leben geteilt und man wird immer jemanden haben, um einen Dialog zu führen. Das eigene Leben wird dadurch bereichert.

Welche Chancen bringt der demografische Wandel Ihrer Meinung nach mit sich?

Neben den vielen Herausforderungen sowohl für die wissenschaftliche Forschung als auch für die gesellschaftliche Praxis hat der demografische Wandel sicher auch eine Reihe von Gestaltungschancen. Auf der persönlichen Ebene bedeutet er wegen der verlängerten und gleichzeitig „sicheren“ Lebenserwartung eine größere Vielgestaltigkeit in der Abfolge von Lebensphasen, die bereichernd wirken kann. Auf regionaler Ebene bieten sinkende Bevölkerungszahlen neue Möglichkeiten der Raumgestaltung zwischen Urbanisierung und Renaturierung. Auf gesamtgesellschaftlicher Ebene ist die gestiegene Mobilität mit dem Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft und kultureller Orientierungen verbunden, das zwar von allen höhere Kompetenzen abverlangt, aber auch die Wahlmöglichkeiten zwischen unterschiedlichen Lebensentwürfen erhöht.   

Wie wirkt sich der demografische Wandel auf Ihr eigenes Leben oder Ihr Umfeld aus?

Ich bin jetzt genau am Übergang in das Pensionsalter und muss mir erst noch Gedanken darüber machen, wie ich mein weiteres Leben gestalten möchte. Als Universitätsprofessor bin ich in einer anderen Situation als andere Arbeitnehmer, da ich auch ohne Festanstellung weiter in meinem Forschungsgebiet tätig sein kann. Diesbezüglich stellt sich die Frage, wie weit die geistigen und körperlichen Kräfte noch ausreichen.

Was nehmen Sie sich für das Alter vor?

Als Professor möchte ich meine Arbeit weiter genießen, was auch daran liegt, dass ich mehr als in jedem anderen Beruf größere Gestaltungsmöglichkeiten für die Zeit als Pensionär habe. Es wird daher auf eine Kombination eigener Gestaltungsmöglichkeiten und Arbeit hinauslaufen. Obwohl ich formal schon Pensionär bin, habe ich im Augenblick noch einen zweijährigen Vertrag mit der Universität Chemnitz.

Zur Person

Professor Dr. Bernhard Nauck forscht am Institut für Soziologie der Technischen Universität Chemnitz. Seine Schwerpunkte sind Generationenbeziehungen sowie die Demografie- und Migrationsforschung.

 

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