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Prof. Dr. Reinhold Weiß

Die rückläufigen Schülerzahlen eröffnen Chancen für notwendige Qualitätsverbesserungen im Bildungswesen.

Prof. Dr. Reinhold Weiß

Porträt von Prof. Dr. Reinhold Weiß

Woran forschen Sie in Bezug auf den demografischen Wandel?

Das Thema Demografie bildet einen Schwerpunkt im mittelfristigen Forschungs- und Entwicklungsprogramm des Bundesinstituts für Berufsbildung. Forschung wird zu unterschiedlichen Facetten betrieben, beispielsweise zu den Matching-Prozessen am Ausbildungsmarkt angesichts rückläufiger Jahrgangsstärken, den personalpolitischen Möglichkeiten zur Schließung der drohenden Fachkräftelücke oder der Nachqualifizierung von Menschen ohne Berufsabschluss. Flankierend entwickelt das BIBB zusammen mit dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und anderen Partnern Projektionen zur künftigen Entwicklung des Angebots und der Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt in verschiedenen Berufsfeldern.

Wir werden länger leben, wir werden insgesamt weniger und zugleich wird unsere Gesellschaft vielfältiger. In einem Satz: Was ist aus Ihrer Sicht das Bemerkenswerteste am demografischen Wandel?

Zum einen brauchen älter werdende Menschen eine ausreichende gesundheitliche Betreuung und Pflege. Hier tut sich ein großer Bedarf an qualifizierten Fachkräften auf, der nach Lage der Dinge wohl nur durch Zuwanderung gedeckt werden kann. Zum anderen muss lebenslanges Lernen zu einem selbstverständlichen Teil des privaten wie des beruflichen Lebens werden.

Welche Chancen bringt der demografische Wandel Ihrer Meinung nach mit sich?

Die rückläufigen Schülerzahlen eröffnen Chancen für notwendige Qualitätsverbesserungen im Bildungswesen. Dies setzt allerdings voraus, dass die "demografische Rendite" zu einem guten Teil auch im Bildungsbereich genutzt werden kann und nicht allein zur Sanierung der Haushalte herangezogen wird. Ansatzmöglichkeiten gibt es zuhauf: Es geht um eine Verbesserung der Grundbildung, die Partizipation und Integration von Menschen mit Migrationshintergrund oder auch den Ausbau einer flächendeckenden Bildungsberatung.

Wie wirkt sich der demografische Wandel auf Ihr eigenes Leben und Ihr Umfeld aus?

Ich stelle fest, dass das Wohnumfeld internationaler und viel stärker durch Menschen aus unterschiedlichen Kulturen geprägt wird. Man hört andere Sprachen und sieht Menschen, die durch ihre Kleidung bereits als Menschen aus anderen Ländern oder Kontinenten zu erkennen sind. Das ist eine Bereicherung, wenngleich sprachliche und kulturelle Unterschiede die Kommunikation oftmals erschweren. Integration ist deshalb eine Aufgabe sowohl der Menschen, die zu uns kommen, als auch von uns allen, die sich auf das Fremde einlassen und sich damit auseinandersetzen müssen.

Wie wirkt sich der demografische Wandel auf die Berufsbildung aus und was muss die Berufsbildung in Zukunft leisten, um den Herausforderungen des demografischen Wandels begegnen zu können?

Die Berufsbildung steht im Hinblick auf die Sicherung des Fachkräftebedarfs vor einer doppelten Herausforderung. Sie muss die Potenziale von Menschen erschließen, die bislang ohne abgeschlossene Berufsausbildung geblieben sind. Dazu müssen unter anderem die im Arbeitsleben oder im privaten Bereich erworbenen Kompetenzen besser dokumentiert und beim Zugang zu Bildungsgängen oder Prüfungen breiter anerkannt werden. Zugleich muss die Berufsbildung für junge Menschen mit Hochschulreife attraktiv bleiben. Es gilt, Aus- und Fortbildungsgänge zu entwickeln, die gleichwertige Karrierewege zu akademischen Abschlüssen eröffnen.

Was nehmen Sie sich persönlich für das Alter vor?

Darüber habe ich mir noch keine abschließenden Vorstellungen gemacht. Dazu habe ich noch fünf Jahre Zeit. Aber ich denke, ich werde die Zeit zum Wandern und Reisen, zum Engagement im ehrenamtlichen Bereich und vor allem auch für die Familie nutzen. Vielleicht entschließe ich mich auch noch einmal zu einem Studium. Geschichte und Archäologie würden mich reizen.

Zur Person

Prof. Dr. Reinhold Weiß ist seit 2005 ständiger Vertreter des Präsidenten und Leiter des Forschungsbereichs im Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). Zu seinen Forschungs- und Arbeitsschwerpunkten gehören betriebliche und berufliche Weiterbildung. Während seiner wissenschaftlichen Arbeit beschäftigt er sich mit Fragen aus den Bereichen berufliche Erstausbildung, Hochschule und Arbeitsmarkt sowie Personalentwicklung.

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